Sehr geehrte Damen und Herren!
Danke! Danke für diesen Preis. Ich freue mich wirklich. Ich habe nie erwartet, für eine Tätigkeit, die als selbstverständlich anzusehen ist, gewürdigt zu werden. Diese Würdigung gebe ich auch an all diejenigen weiter, die mich im Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus unterstützen.
Ich, der Ohrensesselliebhaber, urplötzlich von den Kellernazis aus meiner beschaulichen Bahn geworfen, entwickelte sich für politische Hetzer und Kriminalisierer zu einem unberechenbaren Sparring-Partner. Ich stieg in den Ring und gab den Hetzern Kontra. Viele Abende versorgte Susanna – meine Frau – meine seelischen Wunden und gab mir Ratschläge. Sie gab mir Kraft und mentale Stärke. Danke Susanna, danke.
Wie sie gehört haben, bin ich ausgebildeter Kriminalbeamter und Datenforensiker, dessen Aufgabe es ist, Spuren zu sichern und Verbrechen zu bekämpfen. Neonazismus ist ein Verbrechen. Und dieser Rechtsextremismus hat in Österreich – vor allem durch eine sogenannte „Law & Order-Partei” – in den letzten Jahren eine Ausbreitung und Unterminierung im Bereich rechtsstaatlicher Säulen erreicht, was sehr bedenklich ist.
Hieß es vor dem Jahr 2009 dort und da noch aus politischem Munde „keine Handbreit dem Rechtsextremismus”, so wird er nach dem Jahr 2009 von rechtskonservativen Politikern und dem österreichischen Verfassungsschutz negiert und klein geredet.Der extrem verhetzende Internetauftritt von „Alpen-Donau.info” lieferte den Beweis dafür. Mit entsprechender Kompetenz, Wollen und Fähigkeit Verantwortlicher wäre dieser Blog bereits wenige Monate nach Erscheinen wieder von der Bildfläche verschwunden gewesen. Die Betreiber der Seite waren von Anfang an dem Verfassungsschutz bekannt .
Stattdessen mussten wir uns über einen Zeitraum von zwei Jahren bedrohen, beschimpfen und mit brauner Kloake anschütten lassen. In meinem Fall hielt es der Verfassungsschutz sogar für sehr wahrscheinlich, ich hätte die Morddrohungen gegen meine Person selber verfasst und mir selber den Henkersstrick geschickt.
Meine Hinweise zur Täterschaft wurden von Anfang an konsequent ignoriert.
Nur über den Umweg einer engagierten Rechtsanwaltskanzlei, des OÖ-Netzwerkes gegen Rassismus und der Hilfe eines Politikers, der mir den ganzen Zores eigentlich eingebrockt hatte, dem ich deswegen aber nie bös war, und des enormen Drucks, den wir mit Unterstützung gewisser Medien gegen Siebenschläfer aufbauten, die für die Bekämpfung des Neonazismus eigentlich zuständig sein sollten, war es möglich, diese unmenschliche Verhetzung, wenn auch reichlich spät, endlich abzudrehen lassen zu können.
Abgeordnete, die das Parlament als Quatschbude diffamieren, und jene, die es seiner Kontrollfunktion berauben wollen, Korruption für Kavaliersdelikte halten, untergraben systematisch den Rechtsstaat unserer Republik.
Ein Generalsekretär einer demokratisch gewählten Partei, der ein Entgegenstellen gegen derartige Umtriebe als „dubios und suspekt“ bezeichnet und Menschenrechtsbildung als „Umerziehung“ definiert, befindet sich nie im Einklang mit unseren Werten, unserer Verfassung und den rechtsstaatlichen Prinzipien.
Ich werde weiterhin die Aufgabe wahrnehmen, die Vision einer verantwortlichen Zukunft nicht durch ewig gestriges Gedankengut zerstören zu lassen.
Ich danke.
Lesezeit: 3 Minuten
Uwe Sailer: Keine Zeit für den Ohrensessel!
Uwe Sailer Kriminalbeamter, Datenforensiker und engagierter Antifaschist, erhielt von „SOS Mitmensch” den Ute-Bock-Preis für Zivilcourage zugesprochen. Am Sonntag, 20.1., fand im Rahmen einer Matinee im Volkstheater zum 20-jährigen Bestehen von „SOS Mitmensch” die Preisverleihung statt. Bemerkenswert ist nicht nur die Begründung für den Preis, sondern auch die Dankesrede von Uwe Sailer, die wir hier veröffentlichen.
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