Innsbruck: Ein Kopftuch, eine Attacke & Konsequenzen

Der lär­mi­ge Ras­sis­mus gegen „ande­re“ spielt sich nicht nur „vir­tu­ell“ in den sozia­len Netz­wer­ken ab, son­dern fin­det zuneh­mend sei­ne Fort­set­zung in der Öffent­lich­keit. In Inns­bruck wur­de am 11. Jän­ner, die 23-jäh­ri­­ge schwan­ge­re Mürüv­vet C. wegen ihres Kopf­tuchs zunächst beschimpft und dann zu Boden geschla­gen. Die ras­sis­ti­sche Atta­cke hat mehr­fa­che Kon­se­quen­zen. Die gebür­ti­ge Tür­kin Mürüv­vet C. […]

21. Jan 2013

Die gebür­ti­ge Tür­kin Mürüv­vet C. arbei­tet in einem Moden­ge­schäft eines Inns­bru­cker Ein­kaufs­zen­trums und befand sich gera­de auf Mit­tags­pau­se in einem Fast­food-Restau­rant, wo meh­re­re Jugend­li­che laut über sie schimpf­ten, weil sie ein Kopf­tuch trug. Als sie die Jugend­li­chen frag­te, ob es ein Pro­blem gebe, spuck­te ihr einer der Jugend­li­chen ins Gesicht, wor­auf sie ihm eine Ohr­fei­ge ver­setz­te. Der Jugend­li­che schlug sie dar­auf­hin mit der Faust zu Boden. „Ich konn­te zuerst gar nicht auf­ste­hen, es war schreck­lich“, erzähl­te die jun­ge Frau der Tiro­ler Tages­zei­tung. Hil­fe erhielt sie von nie­man­dem in dem Lokal: „Das hat mich beson­ders fer­tig gemacht. Das Lokal war total voll. Und nie­mand hat ein­ge­grif­fen. Nur ein tür­ki­sches Paar hat den jun­gen Mann, als er flüch­ten woll­te, auf­ge­hal­ten. Ich habe bis­her kei­ne schlech­ten Erfah­run­gen mit Ras­sis­mus gemacht. Umso trau­ri­ger ist die­ser Vor­fall.“ (TT, 15.1.2013)

Die ers­te Kon­se­quenz: Nach der Anzei­ge durch die Frau ermit­telt jetzt die Poli­zei in Rich­tung Kör­per­ver­let­zung und Ras­sis­mus gegen den 17-jäh­ri­gen Jugend­li­chen. Die Dar­stel­lung der Frau sei laut Poli­zei  „glaub­haft“, der­ar­ti­ge Vor­fäl­le sei­en aber „abso­lu­te Aus­nah­men“. Die­ser Dar­stel­lung der Poli­zei betref­fend die abso­lu­ten Aus­nah­men wider­spre­chen aber nicht nur etli­che Frau­en, die die „TT“ dazu zu Wort kom­men ließ, son­dern auch Johann Gstir von der Fach­ab­tei­lung Inte­gra­ti­on der Tiro­ler Lan­des­re­gie­rung: „Die Dun­kel­zif­fer betref­fend ras­sis­ti­scher Anfein­dun­gen schätzt Gstir als ’sehr hoch’ ein.” Nach dem Vor­bild Wiens sei die Ein­rich­tung einer Anti­ras­sis­mus-Bera­tung geplant, so Gstir. Noch im Jahr 2013 soll ein Ver­ein gegrün­det wer­den, an den sich Hil­fe­su­chen­de wen­den können.

Eine ande­re Kon­se­quenz setz­te der für Inte­gra­ti­on zustän­di­ge Inns­bru­cker Stadt­rat Ger­hard Fritz von den Grü­nen. Er erklär­te in einer öffent­li­chen Stel­lung­nah­me: „Im Namen der Stadt­re­gie­rung möch­te ich Frau Mürüv­vet C. unser tiefs­tes Bedau­ern über die­sen Vor­fall und unse­re Soli­da­ri­tät aus­drü­cken. Es ist für uns eine gro­ße Schan­de, wenn Inns­bru­cker Bür­ge­rIn­nen wegen ihren reli­giö­sen Über­zeu­gun­gen und Äußer­lich­kei­ten ange­grif­fen werden.”

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