Die gebürtige Türkin Mürüvvet C. arbeitet in einem Modengeschäft eines Innsbrucker Einkaufszentrums und befand sich gerade auf Mittagspause in einem Fastfood-Restaurant, wo mehrere Jugendliche laut über sie schimpften, weil sie ein Kopftuch trug. Als sie die Jugendlichen fragte, ob es ein Problem gebe, spuckte ihr einer der Jugendlichen ins Gesicht, worauf sie ihm eine Ohrfeige versetzte. Der Jugendliche schlug sie daraufhin mit der Faust zu Boden. „Ich konnte zuerst gar nicht aufstehen, es war schrecklich“, erzählte die junge Frau der Tiroler Tageszeitung. Hilfe erhielt sie von niemandem in dem Lokal: „Das hat mich besonders fertig gemacht. Das Lokal war total voll. Und niemand hat eingegriffen. Nur ein türkisches Paar hat den jungen Mann, als er flüchten wollte, aufgehalten. Ich habe bisher keine schlechten Erfahrungen mit Rassismus gemacht. Umso trauriger ist dieser Vorfall.“ (TT, 15.1.2013)
Die erste Konsequenz: Nach der Anzeige durch die Frau ermittelt jetzt die Polizei in Richtung Körperverletzung und Rassismus gegen den 17-jährigen Jugendlichen. Die Darstellung der Frau sei laut Polizei „glaubhaft“, derartige Vorfälle seien aber „absolute Ausnahmen“. Dieser Darstellung der Polizei betreffend die absoluten Ausnahmen widersprechen aber nicht nur etliche Frauen, die die „TT“ dazu zu Wort kommen ließ, sondern auch Johann Gstir von der Fachabteilung Integration der Tiroler Landesregierung: „Die Dunkelziffer betreffend rassistischer Anfeindungen schätzt Gstir als ’sehr hoch’ ein.” Nach dem Vorbild Wiens sei die Einrichtung einer Antirassismus-Beratung geplant, so Gstir. Noch im Jahr 2013 soll ein Verein gegründet werden, an den sich Hilfesuchende wenden können.
Eine andere Konsequenz setzte der für Integration zuständige Innsbrucker Stadtrat Gerhard Fritz von den Grünen. Er erklärte in einer öffentlichen Stellungnahme: „Im Namen der Stadtregierung möchte ich Frau Mürüvvet C. unser tiefstes Bedauern über diesen Vorfall und unsere Solidarität ausdrücken. Es ist für uns eine große Schande, wenn Innsbrucker BürgerInnen wegen ihren religiösen Überzeugungen und Äußerlichkeiten angegriffen werden.”