Dem Blogger Georg Zakrajsek („Querschüsse“) gebührt das Verdienst der Erstbeobachtung. Natürlich nicht ihm persönlich, sondern seinem „Informanten”, „der sich verständlicherweise nicht deklarieren will“. „Angst vor den Regierenden“ nennt Zakrajsek als Motiv. Der „Informant” hat den „Querschüssen“ (4.2. 2012) folgendes zugetragen: „Unlängst“ sei Vassilakou bei einer Festivität aufgetaucht, sei danach mit dem Rad „davongestrampelt, um die nächste Ecke, hat dort ihr Rad dem wartenden Chauffeur in die Hand gedrückt, der das Rad beflissen zusammengeklappt, es in den Kofferraum des Audi A 8 bugsiert, der Chefin elegant den Wagenschlag aufgehalten und sie unbehelligt vom Pöbel ins Nobel-Domizil transportiert hat.“
Es muss also eine ganze Armada von stillen Beobachtern „unlängst“ unterwegs gewesen sein, um die lückenlose Spurensicherung von der Festivität übers Klapprad bis hin zum Nobel-Domizil zu gewährleisten. Fotos davon gibt dennoch es keine.
Unzensuriert, das das G’schichterl der „Querschüsse“ am 7.2. nacherzählte, hat dennoch kein Problem mit der Glaubwürdigkeit. Schließlich weiß es von Zakrajsek, dass im Fall einer Klage „einige Zeugen aus den Verstecken kommen“ würden, wo sie anscheinend auf weitere Vorfälle warten.
Bei so viel Aufdeckerqualitäten in den Büschen kann erstaunlich.at nicht länger zuwarten. Ab 30.5. wird dort in drei Folgen die Sensationsstory erzählt, dass Maria Vassilakou nach einer Diskussion gegen 22h20 zu Fuß das ORF-Zentrum am Küniglberg verlassen habe, dann einige Straßen marschiert sei (natürlich, ohne das furchtlose Verfolger-Team von erstaunlich.at abschütteln zu können), um dann „still und leise in eine kleine Seitengasse“ zu verschwinden und dort in einen VW einzusteigen.
Mit diesen Transportmitteln wurde Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou schon gesichtet …
Ein paar Tage später (4.6.) ist Strache auf Facebook hoch empört über Vassilakou und stützt sich dankbar auf erstaunlich.at. Das ist insofern ein bisschen erstaunlich, weil der Herausgeber von erstaunlich.at, Erich Reder lange Zeit im Rotlicht-Bereich und als Peepshow-Besitzer aktiv war.
Quälende Fragen bleiben dennoch offen: Welches Auto fährt Vassilakou und wo liegt ihr „Luxus-Domizil“? Zakrajsek will sie ja schon am 4.8.2011, präziser „unlängst“ am „Rücksitz eines teuren Audi A 8“ erspäht haben, „dabei führt doch ein schöner Radweg aus dem noblen achtzehnten Bezirk, wo die Bonzen wohnen, zur Stätte ihres Wirkens im Rathaus“. Zakajsek hat offensichtlich Probleme mit seiner Sehschärfe. Vassilakou hat weder privat noch dienstlich einen Audi A8 und wohnt auch nicht im „noblen achtzehnten Bezirk“. Aber dem guten Mann war das damals schon egal: „Vielleicht war es auch gar nicht die Vassilakou. Auch egal.“
Jedenfalls war es kein Audi A8, auch kein BMW der 7er-Reihe, auch nicht ein VW-Touareg, sondern ein stinknormaler VW-Touran, den Maria Vassilakou als Dienstwagen benutzt. Insofern liegt erstaunlich.at der Wahrheit noch am nächsten, auch wenn man dort eher kleinlaut einräumen musste, dass das Auto mit Erdgas und nicht, wie ursprünglich angeklagt, mit Diesel betrieben wird. Aber man wird doch noch ungestraft Gerüchte in die Welt setzen dürfen! Wozu gibt’s denn die Meinungsfreiheit?
Das dürften sich auch die Experten vom rechtesten Rand gedacht haben. Obwohl nicht mehr organisatorisch mit der freiheitlichen Familie verbunden, macht etwa Werner Königshofer fleißig mit beim Versand der Lügen-Mails über Vassilakou. Sein Pech, dass er noch immer nicht mit der „E‑Post“ zurecht kommt und daraus gut ablesbar ist, von wem er sie erhalten hat: Wolfgang Brloh, der Mann von der Nationalen Volkspartei (NVP) ist der Erstabsender am 4. November. Der schickt das Mail dann weiter an Edmund Eminger, der schon Übung hat beim Versand von Hass-Mails und anderen Hass-Botschaften. Königshofer, der Ausgeschlossene, ist der nächste auf der Liste und in den Folgetagen taucht das Lügen-Mail auch bei den Neonazis von der Deutschen Lobby unter dem Titel „Perfekte Grüne Schweinerei“ auf.
Werner Königshofer, Wolfgang Brloh und Edmund Eminger im Mail-Kontakt vereint gegen Vassilakou – eine gelungene Kombination! Die eigentliche Schweinerei liefern sie selbst: Das Mail, das sie versenden, ist fast wortwörtlich den G’schichterln von Zakrajsek nachempfunden, der ja gleich zwei Visionen von Vassilakou hatte. Bei Königshofer und Co. gibt es allerdings eine wichtige Ergänzung: In ihrer Vision wird auch das „Töchterchen“ (das es nicht gibt) von Vassilakou vom Nobeldomizil (das es nicht gibt) „mit dem besagten A8“ (den es nicht gibt) „in die Nobelschule“ (die es daher auch nicht gibt) gefahren.
Das ist doch eine ziemlich arge Portion Lüge und Hetze, aber, um Zakrajsek ein weiteres Mal zu zitieren: „Vielleicht war es auch gar nicht die Vassilakou. Auch egal.“