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Hassmails: Vassilakous Autos, das Töchterlein und die Rechtsextremen

Erstaun­lich, zu wel­cher Hoch­form man­che rech­ten Blog­ger auf­lau­fen kön­nen, wenn sie „Beob­ach­tun­gen“ von anony­men Zeu­gen wei­ter trans­por­tie­ren. Im ver­gan­ge­nen Jahr wur­de die Wie­ner Vize­bür­ger­meis­te­rin Maria Vas­sila­kou dabei beob­ach­tet, wie sie wahl­wei­se mit einem Audi A8, einem BMW 7 oder einem VW Touran gefah­ren ist. Auch ihre Toch­ter wird im Audi mit Chauf­feur her­um­kut­schiert. Blog­­ger-Pech: Es […]

20. Nov 2012

Dem Blog­ger Georg Zak­ra­j­sek („Quer­schüs­se“) gebührt das Ver­dienst der Erst­be­ob­ach­tung. Natür­lich nicht ihm per­sön­lich, son­dern sei­nem „Infor­man­ten”, „der sich ver­ständ­li­cher­wei­se nicht dekla­rie­ren will“. „Angst vor den Regie­ren­den“ nennt Zak­ra­j­sek als Motiv. Der „Infor­mant” hat den „Quer­schüs­sen“ (4.2. 2012) fol­gen­des zuge­tra­gen: „Unlängst“ sei Vas­sila­kou bei einer Fes­ti­vi­tät auf­ge­taucht, sei danach mit dem Rad „davon­ge­stram­pelt, um die nächs­te Ecke, hat dort ihr Rad dem war­ten­den Chauf­feur in die Hand gedrückt, der das Rad beflis­sen zusam­men­ge­klappt, es in den Kof­fer­raum des Audi A 8 bug­siert, der Che­fin ele­gant den Wagen­schlag auf­ge­hal­ten und sie unbe­hel­ligt vom Pöbel ins Nobel-Domi­zil trans­por­tiert hat.“

Es muss also eine gan­ze Arma­da von stil­len Beob­ach­tern „unlängst“ unter­wegs gewe­sen sein, um die lücken­lo­se Spu­ren­si­che­rung von der Fes­ti­vi­tät übers Klapp­rad bis hin zum Nobel-Domi­zil zu gewähr­leis­ten. Fotos davon gibt den­noch es keine.

Unzen­su­riert, das das G’schichterl der „Quer­schüs­se“ am 7.2. nach­er­zähl­te, hat den­noch kein Pro­blem mit der Glaub­wür­dig­keit. Schließ­lich weiß es von Zak­ra­j­sek, dass im Fall einer Kla­ge „eini­ge Zeu­gen aus den Ver­ste­cken kom­men“ wür­den, wo sie anschei­nend auf wei­te­re Vor­fäl­le warten.

Bei so viel Auf­de­cker­qua­li­tä­ten in den Büschen kann erstaunlich.at nicht län­ger zuwar­ten. Ab 30.5. wird dort in drei Fol­gen die Sen­sa­ti­ons­sto­ry erzählt, dass Maria Vas­sila­kou nach einer Dis­kus­si­on gegen 22h20 zu Fuß das ORF-Zen­trum am Künigl­berg ver­las­sen habe, dann eini­ge Stra­ßen mar­schiert sei (natür­lich, ohne das furcht­lo­se Ver­fol­ger-Team von erstaunlich.at abschüt­teln zu kön­nen), um dann „still und lei­se in eine klei­ne Sei­ten­gas­se“ zu ver­schwin­den und dort in einen VW einzusteigen.


Mit die­sen Trans­port­mit­teln wur­de Vize­bür­ger­meis­te­rin Maria Vas­sila­kou schon gesichtet …

Ein paar Tage spä­ter (4.6.) ist Stra­che auf Face­book hoch empört über Vas­sila­kou und stützt sich dank­bar auf erstaunlich.at. Das ist inso­fern ein biss­chen erstaun­lich, weil der Her­aus­ge­ber von erstaunlich.at, Erich Reder lan­ge Zeit im Rot­licht-Bereich und als Peep­show-Besit­zer aktiv war.

Quä­len­de Fra­gen blei­ben den­noch offen: Wel­ches Auto fährt Vas­sila­kou und wo liegt ihr „Luxus-Domi­zil“? Zak­ra­j­sek will sie ja schon am 4.8.2011, prä­zi­ser „unlängst“ am „Rück­sitz eines teu­ren Audi A 8“ erspäht haben, „dabei führt doch ein schö­ner Rad­weg aus dem noblen acht­zehn­ten Bezirk, wo die Bon­zen woh­nen, zur Stät­te ihres Wir­kens im Rat­haus“. Zaka­j­sek hat offen­sicht­lich Pro­ble­me mit sei­ner Seh­schär­fe. Vas­sila­kou hat weder pri­vat noch dienst­lich einen Audi A8 und wohnt auch nicht im „noblen acht­zehn­ten Bezirk“. Aber dem guten Mann war das damals schon egal: „Viel­leicht war es auch gar nicht die Vas­sila­kou. Auch egal.“

Jeden­falls war es kein Audi A8, auch kein BMW der 7er-Rei­he, auch nicht ein VW-Toua­reg, son­dern ein stink­nor­ma­ler VW-Touran, den Maria Vas­sila­kou als Dienst­wa­gen benutzt. Inso­fern liegt erstaunlich.at der Wahr­heit noch am nächs­ten, auch wenn man dort eher klein­laut ein­räu­men muss­te, dass das Auto mit Erd­gas und nicht, wie ursprüng­lich ange­klagt, mit Die­sel betrie­ben wird. Aber man wird doch noch unge­straft Gerüch­te in die Welt set­zen dür­fen! Wozu gibt’s denn die Meinungsfreiheit?

Das dürf­ten sich auch die Exper­ten vom rech­tes­ten Rand gedacht haben. Obwohl nicht mehr orga­ni­sa­to­risch mit der frei­heit­li­chen Fami­lie ver­bun­den, macht etwa Wer­ner Königs­ho­fer flei­ßig mit beim Ver­sand der Lügen-Mails über Vas­sila­kou. Sein Pech, dass er noch immer nicht mit der „E‑Post“ zurecht kommt und dar­aus gut ables­bar ist, von wem er sie erhal­ten hat: Wolf­gang Brloh, der Mann von der Natio­na­len Volks­par­tei (NVP) ist der Erst­ab­sen­der am 4. Novem­ber. Der schickt das Mail dann wei­ter an Edmund Emin­ger, der schon Übung hat beim Ver­sand von Hass-Mails und ande­ren Hass-Bot­schaf­ten. Königs­ho­fer, der Aus­ge­schlos­se­ne, ist der nächs­te auf der Lis­te und in den Fol­ge­ta­gen taucht das Lügen-Mail auch bei den Neo­na­zis von der Deut­schen Lob­by unter dem Titel „Per­fek­te Grü­ne Schwei­ne­rei“ auf.

Wer­ner Königs­ho­fer, Wolf­gang Brloh und Edmund Emin­ger im Mail-Kon­takt ver­eint gegen Vas­sila­kou – eine gelun­ge­ne Kom­bi­na­ti­on! Die eigent­li­che Schwei­ne­rei lie­fern sie selbst: Das Mail, das sie ver­sen­den, ist fast wort­wört­lich den G’schichterln von Zak­ra­j­sek nach­emp­fun­den, der ja gleich zwei Visio­nen von Vas­sila­kou hat­te. Bei Königs­ho­fer und Co. gibt es aller­dings eine wich­ti­ge Ergän­zung: In ihrer Visi­on wird auch das „Töch­ter­chen“ (das es nicht gibt) von Vas­sila­kou vom Nobel­do­mi­zil (das es nicht gibt) „mit dem besag­ten A8“ (den es nicht gibt) „in die Nobel­schu­le“ (die es daher auch nicht gibt) gefahren.

Das ist doch eine ziem­lich arge Por­ti­on Lüge und Het­ze, aber, um Zak­ra­j­sek ein wei­te­res Mal zu zitie­ren: „Viel­leicht war es auch gar nicht die Vas­sila­kou. Auch egal.“

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