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Tirol: Neonazi an Italien ausgeliefert

Die öster­rei­chi­schen Sicher­heits­be­hör­den haben am 25.10.2012 am Bren­ner einen Nazi-Skin, der am 9. August in Öster­reich ver­haf­tet wor­den war, den ita­lie­ni­schen Behör­den über­ge­ben. Der Nazi-Skin Özer Tom­bo­li (39) stammt aus Meran und war in Öster­reich unter­ge­taucht. Eine merk­wür­di­ge Geschich­te. Im Juli hat­te die DIGOS, eine auf Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung spe­zia­li­sier­te Ein­heit der ita­lie­ni­schen Staats­po­li­zei, her­aus­ge­fun­den, dass sich […]

27. Okt 2012

Im Juli hat­te die DIGOS, eine auf Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung spe­zia­li­sier­te Ein­heit der ita­lie­ni­schen Staats­po­li­zei, her­aus­ge­fun­den, dass sich Tom­bo­li in Axams (Bezirk Inns­bruck-Land) auf­hielt. Dort wur­de er offen­sicht­lich am 9. August von den öster­rei­chi­schen Behör­den festgenommen.


Özer Tom­bo­li auf Facebook

Der Nazi-Skin war am 8. Juli 2005 vom Lan­des­ge­richt in Bozen wegen Ras­sen­hass, Dis­kri­mi­nie­rung und Bei­hil­fe zur Kör­per­ver­let­zung zu einer Haft­stra­fe ver­ur­teilt wor­den. Tom­bo­li war bei den „Skin­heads Tirol/Sektion Meran“ aktiv und an etli­chen Straf­ta­ten in den Jah­ren 2000 und 2001 betei­ligt gewe­sen. Seit sei­ner Ver­ur­tei­lung im Jahr 2005 war der Neo­na­zi flüch­tig und ist jetzt im Som­mer 2012 auf­ge­spürt wor­den. Das ist etwas merk­wür­dig. Schließ­lich war Tom­bo­li in sozia­len Netz­wer­ken wie Face­book unter­wegs und hat­te eine Freun­din in Südtirol.

Mög­li­cher­wei­se ist die Aus­for­schung von Tom­bo­li durch ande­re Erkennt­nis­se beschleu­nigt wor­den. Anfang Juli 2012 berich­te­ten deut­sche Medi­en, dass die ita­lie­ni­schen Staats­schüt­zer dem deut­schen Ver­fas­sungs­schutz schon am 21. März 2003 Erkennt­nis­se über eine inten­si­ve Koope­ra­ti­on von deut­schen und ita­lie­ni­schen Neo­na­zis mit­ge­teilt haben: „Der inhaf­tier­te mut­maß­li­che NSU-Hel­fer Ralf Wohl­le­ben etwa habe mehr­fach an Tref­fen mit Grup­pen wie ‚Skin­head Tirol Sek­ti­on Meran’ und ‚Vene­to Fron­te Skin­heads’ in Ita­li­en teil­ge­nom­men und Geld über­ge­ben“, und zwar für die Unter­stüt­zung von Kame­ra­den, die sich in Schwie­rig­kei­ten befin­den. „Die Zeit“ schreibt weiters:

Zudem hät­ten Süd­ti­ro­ler Skin­head-Grup­pen 2008 bei einem Tref­fen mit deut­schen Neo­na­zis aus Bay­ern und Fran­ken „über die Mög­lich­keit der Durch­füh­rung frem­den­feind­li­cher ‚exem­pla­ri­scher Aktio­nen’ dis­ku­tiert und eine detail­lier­te Kar­ten­aus­wer­tung vor­ge­nom­men, um Geschäf­te (Kebaps und ande­re) aus­fin­dig zu machen, die von außer­eu­ro­päi­schen Staats­an­ge­hö­ri­gen geführt werden.

Wohl­le­ben war einer der Orga­ni­sa­to­ren der inter­na­tio­na­len Neo­na­zi-Ver­an­stal­tung Fest der Völ­ker, bei der nicht nur die ita­lie­ni­schen Neo­na­zis von Skin­heads Tirol und Fron­te Vene­to prä­sent waren, son­dern auch Gott­fried Küs­sel und Andre­as May­er­ho­fer aus dem nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Most­vier­tel als Red­ner auftraten.


Bild­quel­le: Anti­fa Meran

Die bei­den Grup­pen Fron­te Vene­to und Skin­heads Tirol/Sektion Meran wer­den dem inter­na­tio­na­len Netz­werk von Blood & Honour zuge­rech­net. In den letz­ten Mona­ten wur­de immer deut­li­cher, dass von der Neo­na­zi-Grup­pe um den NSU inten­si­ve Spu­ren zum Blood & Honour–Netz­werk führen.