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Kärnten: Der freiheitliche Jurist, die Opferfürsorge und eine Anzeige

Der Mann ist Jurist, arbei­tet im Amt der Kärnt­ner Lan­des­re­gie­rung und neben­be­ruf­lich als Gemein­de­rat der Frei­heit­li­chen Par­tei Kärn­ten (FPK). Auf einer Geburts­tags­fei­er im Amts­ge­bäu­de hat er sich als Hit­­ler-Dar­s­tel­­ler pro­du­ziert. Jetzt gibt es eine Anzei­ge wegen NS-Wie­­der­­be­­tä­­ti­­gung und wei­te­re ungus­tiö­se Details. Bei der Geburts­tags­fei­er hat Arno K. laut Anzei­ge Hit­ler gemimt, ist im Stech­schritt durch […]

14. Jun 2012

Bei der Geburts­tags­fei­er hat Arno K. laut Anzei­ge Hit­ler gemimt, ist im Stech­schritt durch den Raum mar­schiert, habe „Ich kapi­tu­lie­re nicht!“ geru­fen und ein­schlä­gi­ge Lie­der gesun­gen. Das ist im Wesent­li­chen der Inhalt der Anzei­ge, die der Obmann der Per­so­nal­ver­tre­tung abge­ge­ben hat. Jetzt ermit­telt die Staats­an­walt­schaft Kla­gen­furt wegen des Ver­dachts der NS-Wie­der­be­tä­ti­gung gegen den Juris­ten und FPK-Lokalpolitiker.

Unvor­stell­bar, aber Tat­sa­che: Wäh­rend der Amts­stun­den war er als Jurist in jener Abtei­lung tätig, die – noch – für die Opfer­für­sor­ge, also Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus, zustän­dig ist. Das muss man sich erst ein­mal vorstellen!


Arno K.; Fak­si­mi­le, Quel­le: landesdienst.at
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Klei­ner Ein­schub: Kärn­ten ist jenes Bun­des­land, das beim Voll­zug der Opfer­für­sor­ge am säu­migs­ten war. Die durch­schnitt­li­che Ver­fah­rens­dau­er bei Anträ­gen nach dem Opfer­für­sor­ge­ge­setz betrug dort 20 Mona­te und lag damit weit über den ande­ren Bun­des­län­dern. Mit einer Novel­le des Geset­zes geht die Kom­pe­tenz vom Amt der Lan­des­re­gie­rung auf das Bun­deso­zi­al­amt über.

Als FPK-Mann ist Arno K. schon vor­her auf­ge­fal­len. Als im Jahr 2010 ein St. Vei­ter auf Face­book pos­te­te, dass er am Haupt­platz angeb­lich von einer „Hor­de Jugos“ zusam­men­ge­schla­gen wur­de, kom­men­tier­te K.:“Mit die­sem Gesin­del gehört gna­den­los auf­ge­räumt“. Im Inter­view mit der „Klei­nen Zei­tung“ bestritt er die Äuße­rung auch nicht, distan­zier­te sich aber von dem Wort „Jugos“. Das, so K., wür­de er nicht in den Mund nehmen.

Im Jahr 2011 ver­such­te Arno K. sei­nem Par­tei­freund und Stadt­rat Her­wig K. ein ande­res Wort aus dem Mund zu klau­ben. Her­wig Kampl hat­te die Funk­tio­nä­re der SPÖ als „sozia­lis­ti­sche Block­war­te“ bezeich­net und damit die mitt­ler­wei­le klas­sisch frei­heit­li­che Opfer-Täter-Umdeu­tung vor­ge­nom­men. Sein Stell­ver­tre­ter Arno K. erklär­te, der Begriff „Block­wart“ gehö­re „nicht zum übli­chen Sprach­ge­brauch“ der St. Vei­ter FPK: „Es ist kein Wort, das im Klub je gefal­len ist.“. Arnos Pech, das Wort fand sich nicht im Mund von Her­wig Kampl, son­dern in einer Info-Broschüre.

Klar, dass Arno K., der stram­me Rech­te, auch zum mitt­ler­wei­le ent­schärf­ten Orts­ta­fel-Kon­flikt eine kom­pro­miss­lo­se Posi­ti­on ver­tritt: „Je mehr Orts­ta­feln auf­ge­stellt wer­den, des­to mehr Ansprü­che wer­den die Slo­we­nen erhe­ben“ (Stan­dard, 24.3.2011).

Jetzt wird der Gemein­de­rat der FPK und Jurist, der auch ein Fan der Deut­schen Bur­schen­schaft ist, der Staats­an­walt­schaft erklä­ren müs­sen, wel­che Bedeu­tung sei­ne eige­nen Wor­te und Ges­ten haben. Bis­her bestrei­tet er die Vor­wür­fe und stellt sei­ner­seits recht­li­che Schrit­te gegen den Per­so­nal­ver­tre­ter in Aussicht.

kleinezeitung.at — Staats­an­walt ermit­telt: „Nazi”-Lieder im Amt?

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