Es gibt Tage
Es gibt Tage, da gibt es nichts zu feiern. Heute ist so ein Tag. Der Tag der Befeiung der Überlebenden von Auschwitz. Schon gar nichts zu feiern gibt es an einem solchen Tag für Burschenschaften, schlagende Verbindungen, deutschnationale Studentenverbände, korporierte Studentenverbände, das Waffenstudententum, und wie sie sonst noch bezeichnet werden, die allesamt keine absichtslosen Verbindungen sind.
Ihre Haltungen und Pläne werden von einem, der es wissen muß, dem Chefideologen der FPÖ und FPÖ- Abgeordneten im EU-Parlament, Andreas Mölzer, in seinem im Stocker Verlag 1980 erschienen Buch über „Das Waffenstudententum in Vergangenheit und Gegenwart“ auf 261 Seiten zusammengefaßt.
Dort heißt es u.a.: „Um die Entwicklung weiter zu verfolgen muß man sagen, daß der Nationalsozialismus für das Gros der Waffenstudenten das endlich erreichte Ziel und den Höhepunkt einer Jahrhunderte langen Entwicklung bedeutete.“ „Erstes Kampfziel“, schreibt er über die Ausrichtung des Waffenstudententums in der Gegenwart, „sollte die Neuschaffung eines starken deutschen Kultur- und Geistesbewußtseins darstellen, im Dienste des gewordenen Abendlandes und damit zum Guten der ganzen Menschheit, des ganzen Planeten.“ Geschehen soll das u.a. durch: Die „Kontrolle des Geschichtsunterrichts“, die „Säuberung der deutschen Sprache“, die „Förderung des Deutschtums in der Wissenschaft“. Und schließlich und endlich: „Dabei sollte aufgezeigt werden, wo und wie wir Deutschen in Bezug auf unsere eigene Geschichte manipuliert wurden“. „Daß der Zeitpunkt gekommen ist, diesen ja schon einige Zeit laufenden Prozeß zu beschleunigen und zu einem für unser deutsches Waffenstudententum fruchtbaren Ende zu bringen, ist die feste Meinung des Verfassers.“
Es gibt, wie gesagt, nichts zu feiern, und schon gar nicht das. Lassen Sie uns diesen Abend in Würde, mit Entschiedenheit und Respekt begehen, einem Respekt, der den tanzenden Nationalisten und ihren rechtsextremen Freundinnen und Freunden aus ganz Europa fremd ist.
Gerhard Ruiss
Wien, 27.1.2012