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Weitere Reaktionen zum WKR-Ball

Ges­tern berich­te­ten wir über die Ent­schei­dung der Betrei­ber­ge­sell­schaft HOFBURG Vien­na, die beschlos­sen hat, dass der WKR-Ball ab 2013 nicht mehr in der Hof­burg statt­fin­den wird und über die ers­ten Reak­tio­nen auf die­se Ent­schei­dung. Wei­te­re Reak­tio­nen fol­gen nun. So zeigt sich die Israe­li­ti­sche Kul­tus­ge­mein­de Wien eben­falls über die Ent­schei­dung der HOFBURG Vien­na erfreut, weist aber darauf […]

2. Dez 2011

Wei­te­re Reak­tio­nen fol­gen nun. So zeigt sich die Israe­li­ti­sche Kul­tus­ge­mein­de Wien eben­falls über die Ent­schei­dung der HOFBURG Vien­na erfreut, weist aber dar­auf hin, dass dies noch kein Grund für Eupho­rie sei. Denn

solan­ge man in Öster­reich wei­ter­hin von ‚poli­ti­scher Neu­tra­li­tät’ gegen­über Rechts­extre­mis­mus spricht und Bur­schen­schaft­lern am Ausch­witz-Gedenk­tag auch nur ein ein­zi­ges Mal noch am Sitz des höchs­ten Reprä­sen­tan­ten der Repu­blik und in der Nähe des Hel­den­plat­zes ihre Men­su­ren zei­gen kön­nen, besteht wei­ter Grund zu Besorgnis. 

Mehr als 70 Jah­re nach dem Jubel­ge­schrei von 1938 soll­te auf dem Hel­den­platz und in der Hof­burg nur mehr Platz für die Kräf­te von Huma­nis­mus und Demo­kra­tie sein. Deutsch­tüm­ler waren und sind nicht zum Wohl der Repu­blik tätig, son­dern haben sie ver­ra­ten. Statt der ver­spro­che­nen Arbeits­plät­ze brach­ten sie Krieg. Das soll­ten auch Poli­ti­ker end­lich aus der Geschich­te gelernt haben!

Die Israe­li­ti­sche Kul­tus­ge­mein­de (IKG) for­dert daher eine Absa­ge des Bal­les auch 2012.

SOS Mit­mensch erin­nert dar­an, dass es mehr als 40 Jah­re gedau­ert hat

bis der Wider­stand aus der Zivil­ge­sell­schaft und Tei­len der Poli­tik so stark wur­de, dass das Kon­gress­zen­trum Hof­burg han­deln muss­te. Durch den öffent­li­chen, aber auch durch zuneh­men­den inne­ren Druck, ist es für die Hof­burg untrag­bar gewor­den, wei­ter­hin die Tore für rechts­extre­me Ver­ei­ni­gun­gen zu öff­nen. Für SOS Mit­mensch ist das ein Etap­pen­sieg mit hohem Sym­bol­wert.” Alex­an­der Poll­ak von SOS Mit­mensch wei­ter: „In einem demo­kra­ti­schen Öster­reich darf Rechts­extre­mis­mus nichts Salon­fä­hi­ges sein. Ein von rechts­extre­men Orga­ni­sa­tio­nen ver­an­stal­te­ter Ball in der Hof­burg ist eben­so untrag­bar wie ein Mit­glied einer rechts­extre­men Bur­schen­schaft als Natio­nal­rats­prä­si­dent. Die Zivil­ge­sell­schaft hat gemein­sam mit pro­gres­si­ven Tei­len der Poli­tik im Kampf gegen Rechts­extre­mis­mus Stär­ke bewie­sen.” Der Kampf gegen Rechts­extre­mis­mus sei zugleich auch „ein Kampf für Gleich­be­rech­ti­gung, Eman­zi­pa­ti­on und Aner­ken­nung aller Men­schen in Öster­reich als voll­wer­ti­ge Bür­ge­rIn­nen die­ses Lan­des. Die­sen Kampf haben vie­le Men­schen und Orga­ni­sa­tio­nen auf­ge­nom­men, es ist höchs­te Zeit, dass die Regie­rung end­lich mitzieht.

Die SPÖ-Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­te Petra Bayr begrüßt „die Ent­schei­dung der Gesell­schaf­ter der Kon­gress­zen­trum Hof­burg Betriebsges.m.b.H., dem Wie­ner Kor­po­ra­ti­ons­ring (WKR) künf­tig die Hof­burg als Ver­an­stal­tungs­ort für ihren rechts­extre­men Ball zu ver­weh­ren”. Rechts­extre­mis­mus dür­fe in einer demo­kra­ti­schen Gesell­schaft kei­nen Platz haben, „schon gar nicht an so einem ange­se­he­nen und geschichts­träch­ti­gen Ort wie der Hof­burg”. Bayr bedank­te sich bei allen, „deren jah­re­lan­ger Druck nun belohnt wurde”.

Ähn­lich Ernst Ned­wed, Bun­des­vor­sit­zen­der des Bund Sozi­al­de­mo­kra­ti­scher Frei­heits­kämp­fe­rIn­nen in einer Pres­se­aus­sendung: „Es ist erfreu­lich zu sehen, dass anti­fa­schis­ti­scher Pro­test etwas bewe­gen kann. Das bestän­di­ge Ein­tre­ten zahl­rei­cher Men­schen gegen Neo­na­zis­mus und Rechts­extre­mis­mus hat end­lich zu einem Umden­ken bei der Hof­burg Vien­na geführt.” Ein­mal soll der Ball noch in der Hof­burg statt­fin­den, „aus­ge­rech­net am Befrei­ungs­tag von Ausch­witz, an jenem Tag, an dem wir der Opfer des Natio­nal­so­zia­lis­mus geden­ken, wer­den Bur­schen­schaf­ter und ande­re Rechts­extre­me fei­ern”. Des­we­gen wer­den sich die sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Frei­heits­kämp­fe­rIn­nen „am Pro­test gegen das im WKR ver­sam­mel­te Gedan­ken­gut betei­li­gen. Wir sind in unse­rem Kampf eins mit allen demo­kra­tisch gesinn­ten Men­schen, die nicht wol­len, dass die Ver­gan­gen­heit uns wie­der ein­holt”, so Ned­wed abschließend.

Auch wenn sich die Grü­nen und Alter­na­ti­ven Stu­den­tIn­nen (GRAS) in einer Aus­sendung erfreut zei­gen, „muss jedoch klar sein, dass die Absa­ge nur einen Mosa­ik­stein in der Arbeit gegen rechts-natio­na­le Aus­wüch­se dar­stellt”, so Anto­nia Fa von der GRAS. „Die­ser Erfolg muss als Anlass genom­men wer­den, wei­ter gegen die Nor­ma­li­tät rech­ten Gesin­nun­gen in die­sem Land vor­zu­ge­hen. Noch immer sitzt ein Ver­tre­ter der vom DÖW als rechts­extrem ein­ge­stuf­ten Olym­pia als drit­ter Natio­nal­rats­prä­si­dent im Par­la­ment” und auch sei die Auf­ar­bei­tung ihrer Ver­gan­gen­heit im Natio­nal­so­zia­lis­mus an vie­len Uni­ver­si­tä­ten „und NS-Wie­der­be­tä­ti­gung wird noch viel zu oft als ‚dum­me Jun­gen­strei­che’ ver­harm­lost”. Die GRAS for­dert daher „wei­ter­hin ein kon­se­quen­tes Ein­tre­ten gegen jeg­li­che Form rech­ter Gesin­nun­gen”.