Weitere Reaktionen folgen nun. So zeigt sich die Israelitische Kultusgemeinde Wien ebenfalls über die Entscheidung der HOFBURG Vienna erfreut, weist aber darauf hin, dass dies noch kein Grund für Euphorie sei. Denn
solange man in Österreich weiterhin von ‚politischer Neutralität’ gegenüber Rechtsextremismus spricht und Burschenschaftlern am Auschwitz-Gedenktag auch nur ein einziges Mal noch am Sitz des höchsten Repräsentanten der Republik und in der Nähe des Heldenplatzes ihre Mensuren zeigen können, besteht weiter Grund zu Besorgnis.
Mehr als 70 Jahre nach dem Jubelgeschrei von 1938 sollte auf dem Heldenplatz und in der Hofburg nur mehr Platz für die Kräfte von Humanismus und Demokratie sein. Deutschtümler waren und sind nicht zum Wohl der Republik tätig, sondern haben sie verraten. Statt der versprochenen Arbeitsplätze brachten sie Krieg. Das sollten auch Politiker endlich aus der Geschichte gelernt haben!
Die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) fordert daher eine Absage des Balles auch 2012.
SOS Mitmensch erinnert daran, dass es mehr als 40 Jahre gedauert hat
bis der Widerstand aus der Zivilgesellschaft und Teilen der Politik so stark wurde, dass das Kongresszentrum Hofburg handeln musste. Durch den öffentlichen, aber auch durch zunehmenden inneren Druck, ist es für die Hofburg untragbar geworden, weiterhin die Tore für rechtsextreme Vereinigungen zu öffnen. Für SOS Mitmensch ist das ein Etappensieg mit hohem Symbolwert.” Alexander Pollak von SOS Mitmensch weiter: „In einem demokratischen Österreich darf Rechtsextremismus nichts Salonfähiges sein. Ein von rechtsextremen Organisationen veranstalteter Ball in der Hofburg ist ebenso untragbar wie ein Mitglied einer rechtsextremen Burschenschaft als Nationalratspräsident. Die Zivilgesellschaft hat gemeinsam mit progressiven Teilen der Politik im Kampf gegen Rechtsextremismus Stärke bewiesen.” Der Kampf gegen Rechtsextremismus sei zugleich auch „ein Kampf für Gleichberechtigung, Emanzipation und Anerkennung aller Menschen in Österreich als vollwertige BürgerInnen dieses Landes. Diesen Kampf haben viele Menschen und Organisationen aufgenommen, es ist höchste Zeit, dass die Regierung endlich mitzieht.
Die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Petra Bayr begrüßt „die Entscheidung der Gesellschafter der Kongresszentrum Hofburg Betriebsges.m.b.H., dem Wiener Korporationsring (WKR) künftig die Hofburg als Veranstaltungsort für ihren rechtsextremen Ball zu verwehren”. Rechtsextremismus dürfe in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz haben, „schon gar nicht an so einem angesehenen und geschichtsträchtigen Ort wie der Hofburg”. Bayr bedankte sich bei allen, „deren jahrelanger Druck nun belohnt wurde”.
Ähnlich Ernst Nedwed, Bundesvorsitzender des Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen in einer Presseaussendung: „Es ist erfreulich zu sehen, dass antifaschistischer Protest etwas bewegen kann. Das beständige Eintreten zahlreicher Menschen gegen Neonazismus und Rechtsextremismus hat endlich zu einem Umdenken bei der Hofburg Vienna geführt.” Einmal soll der Ball noch in der Hofburg stattfinden, „ausgerechnet am Befreiungstag von Auschwitz, an jenem Tag, an dem wir der Opfer des Nationalsozialismus gedenken, werden Burschenschafter und andere Rechtsextreme feiern”. Deswegen werden sich die sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnen „am Protest gegen das im WKR versammelte Gedankengut beteiligen. Wir sind in unserem Kampf eins mit allen demokratisch gesinnten Menschen, die nicht wollen, dass die Vergangenheit uns wieder einholt”, so Nedwed abschließend.
Auch wenn sich die Grünen und Alternativen StudentInnen (GRAS) in einer Aussendung erfreut zeigen, „muss jedoch klar sein, dass die Absage nur einen Mosaikstein in der Arbeit gegen rechts-nationale Auswüchse darstellt”, so Antonia Fa von der GRAS. „Dieser Erfolg muss als Anlass genommen werden, weiter gegen die Normalität rechten Gesinnungen in diesem Land vorzugehen. Noch immer sitzt ein Vertreter der vom DÖW als rechtsextrem eingestuften Olympia als dritter Nationalratspräsident im Parlament” und auch sei die Aufarbeitung ihrer Vergangenheit im Nationalsozialismus an vielen Universitäten „und NS-Wiederbetätigung wird noch viel zu oft als ‚dumme Jungenstreiche’ verharmlost”. Die GRAS fordert daher „weiterhin ein konsequentes Eintreten gegen jegliche Form rechter Gesinnungen”.