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WKR-Ball zum letzten Mal in der Hofburg. Nächster Schritt: Absage des WKR-Balls 2012!

In einer OTS-Aus­­­sen­dung der HOFBURG Vien­na kün­digt die­se an, dass der WKR-Ball ab 2013 nicht mehr in der Hof­burg statt­fin­den wird. “Auf­grund der aktu­el­len poli­ti­schen und media­len Dimen­si­on, wel­che die Abhal­tung des WKR-Bal­­les in den letz­ten Jah­ren ange­nom­men hat, beschließt die Wie­ner Hof­burg Kon­gress­zen­trum Betriebs­gmbH für den Kor­po­ra­ti­ons­ball nach der Ball­sai­son 2012 nicht mehr als Veranstaltungsstätte […]

1. Dez 2011

“Auf­grund der aktu­el­len poli­ti­schen und media­len Dimen­si­on, wel­che die Abhal­tung des WKR-Bal­les in den letz­ten Jah­ren ange­nom­men hat, beschließt die Wie­ner Hof­burg Kon­gress­zen­trum Betriebs­gmbH für den Kor­po­ra­ti­ons­ball nach der Ball­sai­son 2012 nicht mehr als Ver­an­stal­tungs­stät­te zur Ver­fü­gung zu ste­hen”, so Mag. Rena­te Dan­ler, Geschäfts­füh­re­rin der HOFBURG Vienna.

Auch mit der Durch­füh­rung des WKR-Ball 2012 in der Hof­burg ist die Betrei­ber­ge­sell­schaft offen­bar mehr als unzu­frie­den: “Eine Absa­ge des WKR-Balls 2012 durch den Ball­ver­an­stal­ter käme der HOFBURG Vien­na sehr gele­gen”, heißt es in der OTS-Aus­sendung abschließend.

David Ellen­sohn, Klub­ob­mann der Grü­nen Wien, bringt es auf den Punkt:

Die jah­re­lan­gen Pro­tes­te und Demons­tra­tio­nen des anti­fa­schis­ti­schen Öster­reich haben end­lich gewirkt: Der Ball der rechts­extre­men Bur­schen­schaf­ten wird nicht mehr in der Wie­ner Hof­burg statt­fin­den. Der Auf­stand der Zivil­ge­sell­schaft gemein­sam mit den Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten, den Grü­nen und der SPÖ Wien hat zu einem Umden­ken beim Ver­an­stal­tungs­zen­trum und sei­nen Gesell­schaf­tern geführt” und drückt die Hoff­nung aus, “dass FP-Gemein­de­rat Gug­gen­bich­ler als Orga­ni­sa­tor des WKR-Bal­les nun der Emp­feh­lung der Hof­burg Vien­na nach­kommt, und schon heu­er den Ball absagt.

Und das wäre auch der rich­ti­ge nächs­te Schritt: Die Absa­ge des WKR-Balls 2012! “Die längst über­fäl­li­ge Ent­schei­dung der Hof­burg Vien­na, nicht mehr als Tum­mel­platz rechts­extre­mis­ti­scher Umtrie­be zur Ver­fü­gung zu ste­hen, ist höchst erfreu­lich”, meint Karl Öllin­ger von den Grü­nen.

„Der Ball ist näm­lich nicht nur eine harm­lo­se Sau­fe­rei selt­sam kos­tü­mier­ter Gestal­ten, son­dern vor allem eine Gele­gen­heit für Rechts­extre­mis­tIn­nen aus ganz Euro­pa, sich zu ver­net­zen.” Jahr für Jahr fin­den in den Tagen um den Ball Tref­fen rechts­extre­mis­ti­scher und rechts­po­pu­lis­ti­scher Grup­pie­run­gen und Par­tei­en aus ganz Euro­pa statt. Zu nen­nen sind da nicht nur die Tref­fen der FPÖ mit deut­schen, bel­gi­schen, däni­schen, ser­bi­schen, rus­si­schen, fran­zö­si­schen, unga­ri­schen, bul­ga­ri­schen oder schwe­di­schen Rechts­extre­mis­tIn­nen, son­dern auch Ver­an­stal­tun­gen rechts­extre­mis­ti­scher Orga­ni­sa­tio­nen wie der Bur­schen­schaft Olym­pia. “Nun gilt es aber, öffent­li­ches Bewusst­sein für das zu schaf­fen, was im Umfeld des Bal­les so alles kon­spi­riert und an poli­ti­schen Ewig­gest­rig­kei­ten hal­lu­zi­niert wird”, sagt Öllin­ger. “Öster­reich darf kein siche­rer Hafen für Leu­te sein, die Hass predigen.”

Gemein­sam mit dem “Hel­den­ge­den­ken” am 8. Mai stellt der WKR-Ball einen der jähr­li­chen Höhe­punk­te für öster­rei­chi­sche und euro­päi­sche Recht­ex­tre­mis­tIn­nen dar. An einem der nobels­ten Orte der Repu­blik, in der Wie­ner Hof­burg, tref­fen sich Bur­schen­schaf­ter und die Spit­zen des inter­na­tio­na­len Rechts­extre­mis­mus gemein­sam mit der FPÖ.

So ist es nicht ver­wun­der­lich, wenn sich die FPÖ gegen die Ent­schei­dung der HOFBURG Vien­na aus­spricht. Heinz-Chris­ti­an Stra­che schreibt in einer Pres­se­aus­sendung, dass zu den Ball­be­su­chern „vor­wie­gend Gäs­te aus Öster­reich, der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land und der Schweiz” zählen.

Ab wer sind nun diese BallbesucherInnen?

In unse­rer Anfra­ge betref­fend „Rechts­extre­mis­mus und der Ball des Wie­ner Kor­po­ra­ti­ons­rin­ges” an die Innen­mi­nis­te­rin und dem Ver­teid­gungs­mi­nis­ter zäh­len wir eini­ge die­ser Rechts­extre­mis­tIn­nen auf:

2008 war der pro­mi­nen­tes­te Gast der fran­zö­si­sche Rechts­extre­mist Jean Marie Le Pen, ein wei­te­rer Gast war der Neo­na­zi Jörg Häh­nel, von der Natio­nal­de­mo­kra­ti­schen Par­tei Deutsch­land (NDP). Häh­nel sorg­te 2007 für einen Eklat wäh­rend der Sit­zung der Bezirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung (BVV), in der er die NS-Jus­tiz und die Hin­rich­tung des Wider­stands­kämp­fers Erwin Nöld­ner ver­tei­dig­te. Er zeig­te somit „offen sei­ne Sym­pa­thie für den Natio­nal­so­zia­lis­mus und die dama­li­ge Ermor­dung poli­ti­scher Geg­ner“. (Zitat: Neu­es Deutsch­land) Am 13 Jän­ner 2007 bil­lig­te er wäh­rend einer Rede öffent­lich die Tötung von Rosa Luxem­burg und Karl Lieb­knecht. Im Okto­ber 2008 wur­de Häh­nel des­we­gen wegen Bil­li­gung von Straf­ta­ten schul­dig gespro­chen. Vor der Bun­des­tags­wahl 2009 ließ Jörg Häh­nel ras­sis­ti­sche und pro­vo­kan­te Brie­fe an 22 Poli­ti­ker mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund aus Ber­li­ner Bezirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lun­gen ver­schickt. Dar­in for­der­te er sie auf, das Land zu ver­las­sen. Häh­nel wur­de wegen Volks­ver­het­zung 2010 zu zehn Mona­ten Haft ver­ur­teilt (nicht rechts­kräf­tig). Häh­nel tritt auch als „Natio­na­ler Lie­der­ma­cher“ auf und betei­lig­te sich an Gedenk­kon­zer­te für ehe­ma­li­ge SS-Angehörige.

In den letz­ten Jah­ren fan­den sich eine gan­ze Rei­he von Rechts­extre­mis­tIn­nen am Ball ein, darunter:

  • Bru­no Goll­nisch, EP-Man­da­tar des Front Natio­nal (F). 2005 bezeich­ne­te er Anti­ras­sis­mus als „geis­ti­ges AIDS“. 2004 behaup­te­te er, im Zuge einer Unter­su­chungs­kom­mis­si­on wegen rechts­extre­mer Vor­fäl­le an der Uni­ver­si­tät, wo Goll­nisch lehrt: „Ich bestrei­te nicht die Exis­tenz der Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger, aber was die Anzahl der Toten betrifft, könn­ten His­to­ri­ker dar­über dis­ku­tie­ren. Was die Exis­tenz von Gas­kam­mern angeht, so müs­sen His­to­ri­ker dar­über ent­schei­den.“ Wegen die­ser Äuße­run­gen wur­de ein Straf­ver­fah­ren wegen Holo­caust­leug­nung gegen ihn ein­ge­lei­tet. Im März 2005 beschloss der Ver­wal­tungs­rat der Uni­ver­si­tät, ihn für fünf Jah­re von der Uni­ver­si­tät auszuschließen.
  • Enri­que Ravel­lo, Chef­re­dak­teur der Zeit­schrift „Ident­i­daD“, ein spa­ni­scher Faschist („Tier­ra y Pue­blo“). 2007 nahm Ravel­lo an einer Kon­fe­renz von Rechts­extre­mis­ten teil. Unter den Teil­neh­mern war, neben Ravel­lo, auch der deut­sche Rechts­ter­ro­rist Man­fred Roeder.
  • Patrik Brink­mann, ein schwe­di­scher Mil­lio­när und Stif­ter der Stif­tung Kon­ti­nent Euro­pa, die sich zum Ziel gesetzt hat die Koope­ra­ti­on der euro­päi­schen Rechts­extre­men voranzutreiben.
  • Andre­as Molau, damals noch Kan­di­dat für den Vor­sitz der neo­na­zis­ti­schen NPD, spä­ter Pres­se­spre­cher der DVU. Inzwi­schen ist er für die rechts­extre­me Bür­ger­be­we­gung pro NRW tätig. Im Jah­re 2006 erschien unter sei­nem Namen eine Zeich­nung beim anti­se­mi­ti­schen Tehe­ra­ner Holo­caust-Kari­ka­tu­ren-Wett­be­werb. Die­ser Wett­be­werb wur­de von einer ira­ni­schen Zei­tung aus­ge­ru­fen und wur­de unter ande­ren von dem ehe­ma­li­gen UN-Gene­ral­se­kre­tär Kofi Annan , der Orga­ni­sa­ti­on Repor­ter ohne Gren­zen und der Anti-Defa­ma­ti­on-League scharf ver­ur­teilt (Die Kari­ka­tur: http://www.irancartoon.com/120/occupation/Andreas%20Molau/index.htm)
  • Mat­thi­as Faust, ehe­ma­li­ger Prä­si­dent der rechts­extre­men Deut­schen Volks­uni­on (DVU). Seit Ende 2010 ist er stell­ver­tre­ten­der Bun­des­vor­sit­zen­der der Natio­nal­de­mo­kra­ti­schen Par­tei Deutsch­lands (NPD)
  • Alex­an­der Dugin, ein rus­si­scher Rechts­extre­mist und Mit­be­grün­der der „Natio­nal­bol­sche­wis­ti­schen Par­tei Russ­lands“ (1994) und der „Eura­si­schen Par­tei“ (2002)
  • Mar­kus Bei­sicht, Vor­sit­zen­der der rechts­extre­men Grup­pe „Bür­ger­be­we­gung pro Köln“, frü­her Funk­tio­när der Par­tei „Die Repu­bli­ka­ner“, dann der „Deut­schen Liga für Volk und Heimat“
  • Filip Dewin­ter, Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der des rechts­extre­men bel­gi­schen Vlaams Belang
  • Jac­ques Cor­don­nier von der Rechts­par­tei Elsaß zuerst (Alsace d’abord)

Siehe auch:

OTS — Maut­hau­sen Komi­tee Öster­reich (MKÖ): Ein Erfolg der Ver­nunft: Kein WKR-Ball mehr in der Hofburg
OTS — Öster­rei­chi­sche Hoch­schü­le­rIn­nen­schaft (ÖH): WKR Ball end­lich vor dem Aus
OTS: SJÖ ad WKR-Ball: Anti­fa­schis­ti­scher Pro­test hat sich ausgezahlt!
ÖH BOKU begrüßt die Ent­schei­dung der Hofburg
http://studi.kurier.at — Hof­burg: Kein WKR-Ball ab 2013
derstandard.at — WKR-Ball 2012 zum let­zen Mal in der Hofburg
diepresse.com — WKR-Ball: Bur­schen­schaf­ter aus Hof­burg verbannt
salzburg.com — WKR-Ball nach 2012 nicht mehr in der Hofburg
orf.at — Letz­ter Kor­po­ra­ti­ons­ball in der Hofburg