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OTS: Öllinger wirft im Fall des Rechtsextremisten David Duke Innenministerium Rechtsbeugung vor

Duke lebt seit Jah­ren unbe­hel­ligt in Öster­reich Wien (OTS) — Karl Öllin­ger, Abge­ord­ne­ter der Grü­nen, ist ent­setzt über die Stel­lung­nah­me des Innen­mi­nis­te­ri­ums im Fall des von Deutsch­land nach Öster­reich geflüch­te­ten US-Bür­­gers und Rechts­extre­mis­ten David Duke. „Wenn das Innen­mi­nis­te­ri­um jetzt zur Recht­fer­ti­gung sei­nes Nichts­tuns behaup­tet, Duke ver­fü­ge über Auf­ent­halts­ti­tel in Mal­ta und Ita­li­en und des­halb sei […]

1. Dez 2011

Wien (OTS) — Karl Öllin­ger, Abge­ord­ne­ter der Grü­nen, ist ent­setzt über die Stel­lung­nah­me des Innen­mi­nis­te­ri­ums im Fall des von Deutsch­land nach Öster­reich geflüch­te­ten US-Bür­gers und Rechts­extre­mis­ten David Duke. „Wenn das Innen­mi­nis­te­ri­um jetzt zur Recht­fer­ti­gung sei­nes Nichts­tuns behaup­tet, Duke ver­fü­ge über Auf­ent­halts­ti­tel in Mal­ta und Ita­li­en und des­halb sei das Schen­gen-Auf­ent­halts­ver­bot wir­kungs­los, dann ist das nicht nur haar­sträu­bend, son­dern offen­kun­dig falsch. Ein welt­weit agie­ren­der Neo­na­zi wird mit Samt­hand­schu­hen ange­fasst”, kri­ti­siert Öllinger.

Duke war am Frei­tag der Vor­wo­che von der deut­schen Poli­zei in Köln fest­ge­nom­men wor­den, erin­nert Öllin­ger, als er auf der Anrei­se zu einem Tref­fen mit deut­schen Neo­na­zis war. Die deut­schen Behör­den berie­fen sich auf ein von der Schweiz ver­häng­tes Auf­ent­halts­ver­bot, das im Rah­men des Schen­gen-Mecha­nis­mus für alle Län­der gül­tig sei und lie­ßen Duke gegen Stel­lung einer Kau­ti­on und unter der Bedin­gung, Deutsch­land sofort zu ver­las­sen, frei. Dar­auf­hin setz­te sich Duke, der schon seit Jah­ren einen Wohn­sitz in Zell/See hat, nach Öster­reich ab.

Öllin­ger weist dar­auf hin, dass auf der Home­page des Minis­te­ri­ums völ­lig ande­re Infor­ma­tio­nen ver­brei­tet wür­den. Dort heißt es näm­lich: ‚Nach den Schen­gen-Ver­trä­gen zuläs­si­ge Behör­den­ent­schei­dun­gen, die einer Per­son die Ein­rei­se ver­weh­ren, wir­ken damit prak­tisch für den gesam­ten Schen­gen-Raum.’„Was stimmt jetzt? Das, was auf der Home­page und in den Schen­gen-Ver­trä­gen steht oder die täg­li­chen Ver­laut­ba­run­gen des Ministeriums?”

Nach den Infor­ma­tio­nen des Grün-Abge­ord­ne­ten hat Öster­reich die Aus­nah­me-Klau­sel, die Schen­gen-Mit­glieds­län­der berech­tigt, Dritt­staats­an­ge­hö­ri­gen trotz Auf­ent­halts­ver­bot einen Auf­ent­halts­ti­tel zu ertei­len, nicht für sich in Anspruch genom­men. Außer­dem — so Öllin­ger — wür­de die Aus­nah­me auch nur für den Staat gel­ten, der die­se Auf­ent­halts­ge­neh­mi­gung erteilt hat, also für Ita­li­en oder Mal­ta. Deutsch­land habe kor­rekt gehan­delt mit der Aus­wei­sung, Öster­reich nicht, so Öllinger.

Öllin­ger: „Für mich ist daher die Hal­tung des Innen­mi­nis­te­ri­ums eine glat­te Rechts­beu­gung und außer­dem ein kata­stro­pha­les Signal! Rechts­extre­mis­ten wer­den vom Ver­fas­sungs­schutz offen­sicht­lich mit Samt­hand­schu­hen angefasst.”

Öllin­ger, der ges­tern eine par­la­men­ta­ri­sche Anfra­ge zu Dukes Auf­ent­halt in Öster­reich ein­ge­bracht hat, will eine neue par­la­men­ta­ri­sche Anfra­ge ein­brin­gen, die auf die offen­kun­di­gen Wider­sprü­che des Minis­te­ri­ums noch genau­er ein­geht. Öllin­ger: „Ich erin­ne­re dar­an, dass das Minis­te­ri­um vor zwei Jah­ren, als schon ein­mal der Dau­er­auf­ent­halt von Duke in Öster­reich the­ma­ti­siert wur­de, behaup­tet hat, Duke hal­te sich nur für ein paar Tage in Öster­reich auf. Das war offen­kun­dig und wider bes­se­res Wis­sen eine fal­sche Aus­kunft”. Öllin­ger will mög­li­cher­wei­se nicht nur mit einer wei­te­ren par­la­men­ta­ri­schen Anfra­ge reagie­ren: „Ich schlie­ße auch eine Straf­an­zei­ge gegen das Bun­des­mi­nis­te­ri­um nicht aus.”

Die Aus­sa­ge des Minis­te­ri­ums, man wür­de ja gegen Duke vor­ge­hen, wenn er sich in Öster­reich wie­der­be­tä­ti­ge oder het­ze, bezeich­net Öllin­ger als naiv und lächer­lich: „Duke betreibt von Öster­reich aus sein klei­nes Medi­en­im­pe­ri­um im Inter­net. Er tippt sei­ne Bot­schaf­ten in den PC und dann ist die Duke-Het­ze welt­weit zu lesen. Der hängt sei­ne Bot­schaf­ten nicht beim Fens­ter in Zell am See hin­aus, son­dern ins Internet.”

Die Pro­ble­me des BMI mit Duke und Schengen
David Dukes Pro­ble­me mit Schengen
Unser Duke-Dos­sier aus 2009

salzburg.com — Ex-Chef des Ku-Klux-Klans lebt in Salzburg
kurier.at — Duke: Vom Ku-Klux-Klan nach Zell am See
derstandard.at — David Duke. Salz­burg-Tou­rist mit radi­ka­len Ansichten

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