SS-Kampfgemeinschaft Prinz Eugen (I) : Ein merkwürdiges Verschwinden

Am 9. August 2002 wer­den in ins­ge­samt sechs Haus­durch­suchun­gen in Wien, Niederöster­re­ich und der Steier­mark 76 Lang­waf­fen, 15 Faust­feuer­waf­fen, ein Kilo Sprengstoff und rund 10.000 Schuss Muni­tion sichergestellt. Gefun­den wer­den auch recht­sex­treme Mate­ri­alien und Atten­tat­spläne. Drei Män­ner wer­den ver­haftet. Der dama­lige Innen­min­is­ter Ernst Strass­er sprach von ein­er neuen „gefährlichen Gruppe aus dem recht­sex­tremen Lager“.

Die Aus­beute der sechs Haus­durch­suchun­gen war der größte Waf­fen­fund in der recht­sex­tremen Szene: „Ein Lager in dieser Qual­ität und in diesem Umfang haben wir (…) noch nicht gese­hen”, erzählt ein Beamter dem „pro­fil“ (19.8.2002). „Das reicht aus, mehrere bewaffnete Zellen auszurüsten.”

Die Beamten waren ger­ade noch rechtzeit­ig gekom­men. Am Vor­mit­tag des 9. August waren die Verdächti­gen zu ein­er kon­spir­a­tiv­en Woh­nung in der Bill­roth­straße in Wien-Döbling gekom­men und woll­ten die Waf­fen aus der Woh­nung in ein Auto schaf­fen. Innen­min­is­ter Strass­er erk­lärte, die Verdächti­gen seien seit län­gerem beobachtet wor­den, und man habe wegen „Gefahr im Verzug“ die Haus­durch­suchun­gen durchge­führt (Salzburg­er Nachricht­en, 13.8.2002). Wussten auch die Verdächti­gen von der Gefahr im Verzug?

Bei den Haus­durch­suchun­gen wur­den neben Neon­azi-Pro­pa­gan­da­ma­te­r­i­al auch gezielte Atten­tat­spläne gefun­den. Die Gruppe hat­te sich offen­sichtlich darauf vor­bere­it­et, „Anschläge auf Exeku­tivbeamte zu verüben“, schreibt For­mat (16.8.2002) und zitiert einen Bericht des Innen­min­is­teri­ums: „In den sichergestell­ten Mate­ri­alien wird unter anderem das Auss­chal­ten von Polizis­ten mit schuss­sicheren West­en beschrieben.”

Über die Gruppe, die sich SS Kampfge­mein­schaft Prinz Eugen nan­nte, wurde in der Folge nicht mehr viel bekan­nt. Ihr ange­blich­er Anführer Georg Gasser war zum Zeit­punkt der Haus­durch­suchung schon mehrere Monate tot. Er war im April nach einem Magen­durch­bruch gestor­ben. Gasser, von Beruf Immo­bilien­mak­ler, war schon in den 1970er-Jahren bei der Aktion Neue Rechte (ANR) aktiv, kan­nte aus dieser Zeit auch Got­tfried Küs­sel, war auch Sym­pa­thisant der von Küs­sel 1986 gegrün­de­ten und Anfang der 1990er zer­schla­ge­nen Volk­streuen Außer­par­la­men­tarischen Oppo­si­tion (VAPO). Die Zeitschrift „Nation. Das poli­tis­che Mag­a­zin für Deutsch­land“ wurde von ihm gemein­sam mit Bruno Haas (ANR) und anderen her­aus­gegeben. 1992 grün­dete Gasser die DIAR (Döblinger Ini­tia­tive für Aut­o­fahrer-Rechte). Ein­er sein­er Mit­grün­der soll damals Rudolf H., der dann im Jahr 2002 ver­haftet wurde, gewe­sen sein.

➡️ SS-Kampfge­mein­schaft Prinz Eugen (II): Kein Prozess, kein Urteil?