1993 war Rennicke offiziell zum ersten Mal Gast bei der Olympia. Der „Olympe“, die Zeitschrift der Burschenschaft, widmete ihm damals sogar ein Interview. Herausgeber der Zeitschrift war Martin Graf, der es inzwischen zu höheren Weihen gebracht hat. Im Interview schildert Rennicke seinen politischen Werdegang:
Durch ein NPD-Plakat fand ich den Weg in nationale Kreise. Seit Jahren lese ich sehr viel und erkannte bald, wie sehr uns Lüge, Umerziehung und Überfremdung weich klopfen… (…) Halbheiten und national-gefärbtes Spießertum lehne ich ab. (…) In der Wiking-Jugend lernte ich eine Gemeinschaft kennen, die mich Kameradschaft und Volkstum lehrte.
Martin Graf kann sich heute nicht mehr an Konzerte von Rennicke erinnern und outet sich im „Standard“ vom 19.11.2011 als Grönemeyer-Fan. Rennicke will er gar nicht kennen. Kennt er auch die von ihm herausgegebene Zeitschrift „Der Olympe“ mit dem Rennicke-Interview nicht?
Dabei war Rennicke nicht nur 1993 bei den „Olympen“ zu Gast. Auch im Jahr 2000, am 17. Juni, trällerte Rennicke den vermutlich ergriffenen Olympen etwas Einschlägiges vor. 17. Juni? Das war bis 1990 der Tag der deutschen Einheit. Seit 1990 ist in Deutschland der 3. Oktober der Tag der Deutschen Einheit. Für die Olympen offensichtlich nicht – warum wohl? Im Jahr 1993 hatte er mit seinem Konzert bei den Olympen den „Tag der deutschen Einheit“ noch um einen Tag verfehlt, aber Rennicke kann ja nicht überall gleichzeitig sein.
„Hoch Burschenschaft, in deinen Ähren,
Da ficht Olympia: deutsches Pfand!
Nicht nur für Öst´reich wolln wir schwören:
Heil Ehre, Freiheit, Vaterland!“Zwei Vaterländer? Aus der Olympen-Hymne an
Deutschland, 1999/2000
Jedenfalls ist Rennicke ein viel gebuchter Nazi-Barde. Auch Solidaritäts-Konzerte müssen da drinnen sein. Im Herbst 1999 hat Rennicke jedenfalls mehrere Konzerte gegeben, bei denen von Tino Brandt, dem Führer des Thüringer Heimatschutz und Spitzel des Verfassungsschutzes, Spendengelder für das ein Jahr zuvor aus Jena untergetauchte Neonazi-Trio gesammelt wurden, berichtet das Magazin des Bayrischen Fernsehens „Kontrovers“. Die Spendengelder, so Tino Brandt, seien dem Mord-Trio von einem Mittelsmann übergeben worden. Die Neonazi-Szene war über den Tag des Untertauchens (5.2.1998) hinaus also ganz gut vernetzt mit dem Trio.
Rennicke hat dem Mordtrio anders als „Eichenlaub“ und „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“ keinen Song gewidmet. Seine Solidarität mit den untergetauchten Bombenbauern war etwas stiller. Aber vielleicht ist’s mit ihm auch wie mit Martin Graf. Der kennt keinen Rennicke, und Rennicke wiederum weiß nichts von Spendensammlungen. Es erübrigt sich daher, danach zu fragen, ob auch in Wien Spenden gesammelt wurden.
➡️ Der Standard: Musik als geheime Botschafterin der Neonazis