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Deutsche Burschenschaften (III): Grafs Burschen pöbeln

Beim Bur­schen­tag 2009 kam es zu einem ras­sis­ti­schen Vor­fall, der in Unter­su­chungs­ver­fah­ren gegen die betei­lig­ten Mit­glieds­bün­de mün­de­te. Am Bur­schen­tag 2010 erklär­te die vor­sit­zen­de Bur­schen­schaft dazu: „Ras­sis­ti­sche Ent­glei­sun­gen kön­nen und dür­fen wir nicht dul­den.” Was war pas­siert? Hin­ter­grund der ras­sis­ti­schen Ent­glei­sun­gen war die Auf­nah­me eines Köl­ner Bur­schen­schaf­ters, der „zur Hälf­te deut­scher, zur Hälf­te afri­ka­ni­scher Her­kunft“ ist. Nach […]

19. Jul 2011

Hin­ter­grund der ras­sis­ti­schen Ent­glei­sun­gen war die Auf­nah­me eines Köl­ner Bur­schen­schaf­ters, der „zur Hälf­te deut­scher, zur Hälf­te afri­ka­ni­scher Her­kunft“ ist. Nach einem alten Gut­ach­ten des Rechts­aus­schus­ses wider­sprach die­se Auf­nah­me nicht dem „volks­tums­be­zo­ge­nen Vater­lands­be­griff“ (das Gut­ach­ten von 2010, aber auch das von 2011 bedeu­tet also einen schwe­ren reak­tio­nä­ren Rück­fall hin­ter die ver­gleich­wei­se „libe­ra­len“ Stand­punk­te der 80er Jahre).

Eini­gen Bur­schen war der Köl­ner Bur­schen­schaf­ter, Teil­neh­mer am Bur­schen­tag 2009, offen­sicht­lich ein Dorn im Auge. Sie pöbel­ten ihn öffent­lich an, schreibt die rech­te „Jun­ge Frei­heit“, und belei­dig­ten ihn ras­sis­tisch. Die „libe­ra­len“ Mit­glieds­bün­de waren empört und bean­trag­ten Unter­su­chungs­ver­fah­re­nen gegen die acht Mit­glieds­bün­de der pöbeln­den Ras­sis­ten, dar­un­ter die Olym­pia Wien und die Che­ruskia Graz. Die ras­sis­ti­schen Aus­fäl­le selbst wur­den nicht näher beschrie­ben, dürf­ten aber ziem­lich übel gewe­sen sein.

Im Vor­feld des Bur­schen­ta­ges 2010 pos­te­te ein Bur­schen­schaf­ter mit dem pas­sen­den Nick­na­me „Schim­pan­so“: „Bin mal gespannt, was für eth­no­lo­gi­sche Rari­tä­ten die lin­ke Reichs­hälf­te die­ses Jahr auf­fährt, um zu pro­vo­zie­ren. Ich tip­pe auf Eski­mo. Naja, immer frisch, fromm, froh und frei und die Süd­früch­te für den Brun­nen­kel­ler nicht vergessen!
DB bleibt deutsch!“

Der Hin­weis auf die Süd­früch­te im Brun­nen­kel­ler unter­malt jeden­falls die Schil­de­rung, dass unter ande­rem dem Köl­ner Bur­schen­schaf­ter eine Bana­ne prä­sen­tiert wur­de, um ihn an sei­ne Her­kunft zu erin­nern. Ein ande­rer Bur­schen­schaf­ter, eben­falls von der Schim­pan­so-Linie, weiß: „Wenn wir unse­re ost­mär­ki­schen Ver­bin­dun­gen nicht hät­ten, wäre die DB schon längst in die poli­ti­sche Belie­big­keit abgeglitten.“

Am Bur­schen­tag 2010 gab es jeden­falls einen rela­tiv deut­lich for­mu­lier­ten Antrags­ver­such, mit dem die ras­sis­ti­schen Über­grif­fe ver­ur­teilt wer­den soll­ten: „Der Bur­schen­tag ver­ur­teilt die ras­sis­ti­schen Vor­fäl­le, die sich zum Kom­mers des Bur­schen­ta­ges 2009 und im Brun­nen­kel­ler nach Kom­mer­sen­de ereig­ne­ten, auf das Schärfs­te.“ Ob der Antrag ange­nom­men wur­de, geht aus den Unter­la­gen nicht hervor.

2011 beim Ver­bands­tag wur­de die Ein­stel­lung des ein­zi­gen von den acht Unter­su­chungs­ver­fah­ren noch offe­nen, das gegen die Bur­schen­schaft Olym­pia, bekannt­ge­ge­ben. Die ande­ren waren schon zuvor ent­sorgt wor­den, was nahe­legt, dass die „Olym­pen“ bei der Akti­on selbst feder­füh­rend waren. Ver­mut­lich haben sich „Libe­ra­le“ und „Rechts­extre­me“ ein­mal mehr auf einen fau­len Kom­pro­miss geeinigt.

➡️ Deut­sche Bur­schen­schaf­ten (I): Der Arier­pa­ra­graph lebt
➡️ Deut­sche Bur­schen­schaf­ten (II): Die „Ost­mark“ ist ihr Horizont