Der Haupttäter (35) soll seine Pistole auf den Tresen gelegt und dem Gastronomen gedroht haben, ihm ins Knie zu schießen, wenn er das Geld nicht herausrücke. Die Türken hatten den Zürser Nachtklubbetreiber mit einem halben Kilo Kokain beliefert. Der Gastronom, der in erster Instanz zu 22 Monaten Haft verurteilt worden war, hatte in seinem Prozess angegeben, den „Schnee“ an seine Gäste verschenkt zu haben, um sie so bei Laune zu halten.
Die beiden mehrfach vorbestraften Haupttäter sind schon im Vorjahr wegen erpresserischer Entführung zu 15 Jahren Gefängnis bzw. 14 Jahren (für den 35-Jährigen) verurteilt worden. Sie hatten – ebenfalls in Zürs – einen Mitarbeiter eines Dornbirner Casinos und den Türsteher des Zürser Nachtlokals entführt und angekündigt, sie würden erschossen, wenn nicht 15.000 Euro bezahlt würden. Die Entführung selbst verlief ziemlich dramatisch und dauerte etliche Stunden. Wegen dieser bereits rechtkräftigen Verurteilungen ist es fraglich, ob sie weitere Zusatzstrafen erhalten werden. Im Kokain-Prozess hatte das Gericht davon abgesehen. (Neue Vorarlberger Tageszeitung, 4.6.2011)
Graue Wölfe werden die Mitglieder der nationalistischen, antisemitischen und rechtsextremen türkischen Partei MHP (Partei der Nationalistischen Bewegung) genannt, die in der BRD, aber auch in Österreich vorwiegend über Kulturvereine tätig sind. In den letzten Jahren sind die Grauen Wölfe, die bis in die 1990er-Jahre für ihre Militanz berüchtigt waren, etwas aus dem öffentlichen Blickpunkt verschwunden. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht mehr so aktiv sind. Beobachter der Szene wie Thomas Rammerstorfer sprechen sogar von neuen Zulauf und zunehmenden Einfluss, der vermutlich seine Ursache in der aggressiven antiislamischen und antitürkischen Politik der FPÖ hat. Die Grauen Wölfe und ihre Vereine, die nicht originär islamisch, sondern nationalistisch und rechtsextrem sind, profitieren von ihrem österreichischen Spiegelbild, der FPÖ (und vice versa), was zu merkwürdigen Allianzen und Frontstellungen führt.
Jedenfalls veranstaltete der türkische Verein Avrasya, der den Grauen Wölfen zugerechnet wird, im Juni 2009 ein Konzert im Neuen Rathaus in Linz mit den Sängern Cafer Altun und Seval Güles, die ebenfalls den Grauen Wölfen zugerechnet werden. Die Veranstaltung war auch mit dem Logo der Grauen Wölfe (drei Halbmonde) angekündigt worden. Der “Standard“ berichtete von Vorfällen vor Wiener Schulen, wo kurdische Schüler von Unbekannten zusammengeschlagen worden waren, die an ihren Halsketten mit drei Halbmonden als Graue Wölfe identifiziert wurden. 2007 war es in mehreren Städten zu ziemlich gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Grauen Wölfen einerseits und Kurden, die das bevorzugte Feindbild sind, andererseits gekommen.
Die Anklageschrift von Feldkirch ist ein Hinweis darauf, dass im Umfeld der Grauen Wölfe auch Rauschgifthandel, Schutzgelder und Erpressung eine Rolle spielen.