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Die Grauen Wölfe und der Schnee von Zürs

In Feld­kirch (Vbg) wird dem­nächst ein Pro­zess gegen zwei Mit­glie­der der Grau­en Wöl­fe wegen des Ver­bre­chens des schwe­ren Raubs statt­fin­den. Die Ankla­ge­schrift der Staats­an­walt­schaft wirft den bei­den Blu­den­zer Tür­ken vor, zusam­men mit einem wei­te­ren Tür­ken (32) dem Betrei­ber eines Nacht­klubs in Zürs am Arl­berg im Febru­ar 2009 mit Waf­fen­ge­walt 200 Euro abge­nom­men zu haben.  Der Haupttäter […]

9. Jun 2011

Der Haupt­tä­ter (35) soll sei­ne Pis­to­le auf den Tre­sen gelegt und dem Gas­tro­no­men gedroht haben, ihm ins Knie zu schie­ßen, wenn er das Geld nicht her­aus­rü­cke. Die Tür­ken hat­ten den Zür­ser Nacht­klub­be­trei­ber mit einem hal­ben Kilo Koka­in belie­fert. Der Gas­tro­nom, der in ers­ter Instanz zu 22 Mona­ten Haft ver­ur­teilt wor­den war, hat­te in sei­nem Pro­zess ange­ge­ben, den „Schnee“ an sei­ne Gäs­te ver­schenkt zu haben, um sie so bei Lau­ne zu halten.

Die bei­den mehr­fach vor­be­straf­ten Haupt­tä­ter sind schon im Vor­jahr wegen erpres­se­ri­scher Ent­füh­rung zu 15 Jah­ren Gefäng­nis bzw. 14 Jah­ren (für den 35-Jäh­ri­gen) ver­ur­teilt wor­den. Sie hat­ten – eben­falls in Zürs – einen Mit­ar­bei­ter eines Dorn­bir­ner Casi­nos und den Tür­ste­her des Zür­ser Nacht­lo­kals ent­führt und ange­kün­digt, sie wür­den erschos­sen, wenn nicht 15.000 Euro bezahlt wür­den. Die Ent­füh­rung selbst ver­lief ziem­lich dra­ma­tisch und dau­er­te etli­che Stun­den. Wegen die­ser bereits recht­kräf­ti­gen Ver­ur­tei­lun­gen ist es frag­lich, ob sie wei­te­re Zusatz­stra­fen erhal­ten wer­den. Im Koka­in-Pro­zess hat­te das Gericht davon abge­se­hen. (Neue Vor­arl­ber­ger Tages­zei­tung, 4.6.2011)

Graue Wöl­fe wer­den die Mit­glie­der der natio­na­lis­ti­schen, anti­se­mi­ti­schen und rechts­extre­men tür­ki­schen Par­tei MHP (Par­tei der Natio­na­lis­ti­schen Bewe­gung) genannt, die in der BRD, aber auch in Öster­reich vor­wie­gend über Kul­tur­ver­ei­ne tätig sind. In den letz­ten Jah­ren sind die Grau­en Wöl­fe, die bis in die 1990er-Jah­re für ihre Mili­tanz berüch­tigt waren, etwas aus dem öffent­li­chen Blick­punkt ver­schwun­den. Das bedeu­tet aber nicht, dass sie nicht mehr so aktiv sind. Beob­ach­ter der Sze­ne wie Tho­mas Ram­mer­stor­fer spre­chen sogar von neu­en Zulauf und zuneh­men­den Ein­fluss, der ver­mut­lich sei­ne Ursa­che in der aggres­si­ven anti­is­la­mi­schen und anti­tür­ki­schen Poli­tik der FPÖ hat. Die Grau­en Wöl­fe und ihre Ver­ei­ne, die nicht ori­gi­när isla­misch, son­dern natio­na­lis­tisch und rechts­extrem sind, pro­fi­tie­ren von ihrem öster­rei­chi­schen Spie­gel­bild, der FPÖ (und vice ver­sa), was zu merk­wür­di­gen Alli­an­zen und Front­stel­lun­gen führt.

Jeden­falls ver­an­stal­te­te der tür­ki­sche Ver­ein Avra­sya, der den Grau­en Wöl­fen zuge­rech­net wird, im Juni 2009 ein Kon­zert im Neu­en Rat­haus in Linz mit den Sän­gern Cafer Alt­un und Seval Güles, die eben­falls den Grau­en Wöl­fen zuge­rech­net wer­den. Die Ver­an­stal­tung war auch mit dem Logo der Grau­en Wöl­fe (drei Halb­mon­de) ange­kün­digt wor­den. Der “Stan­dard“ berich­te­te von Vor­fäl­len vor Wie­ner Schu­len, wo kur­di­sche Schü­ler von Unbe­kann­ten zusam­men­ge­schla­gen wor­den waren, die an ihren Hals­ket­ten mit drei Halb­mon­den als Graue Wöl­fe iden­ti­fi­ziert wur­den. 2007 war es in meh­re­ren Städ­ten zu ziem­lich gewalt­tä­ti­gen Aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen den Grau­en Wöl­fen einer­seits und Kur­den, die das bevor­zug­te Feind­bild sind, ande­rer­seits gekommen.

Die Ankla­ge­schrift von Feld­kirch ist ein Hin­weis dar­auf, dass im Umfeld der Grau­en Wöl­fe auch Rausch­gift­han­del, Schutz­gel­der und Erpres­sung eine Rol­le spielen.

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