Lendvai ist die Zielscheibe regierungsnaher ungarischer Medien und der extremen Rechten, wird als Spitzel des Kadar-Regimes denunziert und bedroht. Sein Auftritt in Frankfurt/Main musste nach einer massiven antisemitisch eingefärbten Hetzkampagne abgesagt werden. Bei der Buchpräsentation in Zürich war es zu Demonstrationen gekommen und die österreichische Botschaft in Berlin hatte schon im Oktober eine Veranstaltung mit Lendvai aus Angst vor einer Verschlechterung der Beziehungen wieder abgesagt.
„profil“ berichtet in der neuen Ausgabe über die Rufmord-Kampagne gegen Lendvai, Pusztaranger liefert – wie immer — umfangreiches Hintergrundmaterial, aus dem hervorgeht, wie regierungsnahe Medien Vorwürfe und Hetze gegen Lendvai begleiten. Auch die Rechtsextremen um Jobbik haben sich auf Lendvai eingeschossen, vermutlich, weil sie in ihm genauso wie bei den ungarischen Schriftstellern Imre Kertesz, Peter Nadas und Peter Esterhazy ihre antisemitischen Reflexe ausleben können.
Fassungslos macht die Haltung der österreichischen Politik. Damit ist nicht nur die Absage der Buchpräsentation in Berlin durch den österreichischen Botschafter gemeint, was schon jämmerlich genug ist. Bisher war noch kein lautes Wort aus dem österreichischen Aussenministerium zu vernehmen, womit man etwa Sorge wegen der antisemitischen Hetze regierungsnaher ungarischer Medien zum Ausdruck bringt. Die ungarische Regierungspartei Fidesz mit Viktor Orbán ist allerdings ein treuer Partner der ÖVP und Vollmitglied im Verband europäischer christdemokratischer Parteien.
Die konservative ÖVP schweigt vornehm, die extreme Rechte in Österreich arbeitet ganz gut mit der extremen Rechten in Ungarn zusammen. Damit sind nicht nur die quasi offiziellen, wenn auch verschämten guten Beziehungen zwischen FPÖ und Jobbik gemeint, man trifft sich auch auf anderer Ebene. Der Verband Volksdeutscher Landsmannschaften, der im „Haus der Heimat” in Wien mit Mitteln der schwarzblauen Regierung seinen Unterschlupf gefunden hat, pflegt eine gute Kooperation mit dem „Weltbund der Ungarn“, der Lendvais Veranstaltung in Zürich gestört hat.
Seit 2004 gibt es ein gegenseitiges Unterstützungsabkommen zwischen Sudetendeutschen Landsmannschaften und dem Weltbund der Ungarn. Jenem Weltbund der Ungarn übrigens, der 2004 den in Österreich lebenden Rechtsextremisten und Antisemiten David Duke zu einer Vortragsreihe nach Ungarn eingeladen hat
Faksimile der Festschrift 2004 der VLÖ, von der Homepage vloe.at. Text zum Bild: „Der Präsident vom Weltbund der Ungarn Miklos Patrubany (2. v. l.) präsentiert mit SLÖ-Bundesobmann Gerhard Zeihsel (4. v. l.) und VLÖ-Pressesprecher Markus Gerhard Freilinger (5. v.l.) die am 2. Februar 2004 unterzeichnete gegenseitige Unterstützungserklärung.”
Siehe auch: contextxxi.at — Versöhnung auf Sudetendeutsch