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Von allen Seiten bedroht und verfolgt: Die Lebenswelt des rechtsextremen Mannes

Ein Arti­kel von netz-gegen-nazis.de Von allen Sei­ten bedroht und ver­folgt: Die Lebens­welt des rechts­extre­men Man­nes Neo­na­zis­mus ist meist män­ner­do­mi­niert. Aber wie defi­niert sich der rechts­extre­me Mann, wel­che Wer­te muss er ver­kör­pern und ändert sich das mit der „Moder­ni­sie­rung” der Sze­ne, etwas den „Auto­no­men Natio­na­lis­ten”? Eine Ana­ly­se der Her­aus­ge­ber des Sam­mel­ban­des „ ‚Was ein rech­ter Mann ist…’ […]

22. Nov 2010

Von allen Sei­ten bedroht und ver­folgt: Die Lebens­welt des rechts­extre­men Mannes

Neo­na­zis­mus ist meist män­ner­do­mi­niert. Aber wie defi­niert sich der rechts­extre­me Mann, wel­che Wer­te muss er ver­kör­pern und ändert sich das mit der „Moder­ni­sie­rung” der Sze­ne, etwas den „Auto­no­men Natio­na­lis­ten”? Eine Ana­ly­se der Her­aus­ge­ber des Sam­mel­ban­des „ ‚Was ein rech­ter Mann ist…’ Männ­lich­kei­ten im Rechtsextremismus”.

Von Robert Claus und Yves Müller

„Für Deutsch­land müs­sen wir kämpfen…”
Männ­lich­kei­ten im Rechtsextremismus

Fami­lie, Sexua­li­tät und Geschlecht sind zen­tra­le Ele­men­te des Rechts­extre­mis­mus. Sie prä­gen sei­ne öffent­li­che Insze­nie­rung und stel­len zugleich Fel­der dar, in denen sich männ­li­che Domi­nanz kon­sti­tu­iert. Trotz­dem wer­den Männ­lich­keit bezie­hungs­wei­se Inter­es­sen von Män­nern im Rechts­extre­mis­mus nur sel­ten als sol­che ausgeführt.

Män­ner­idea­le

Das rechts­extre­me Män­ner­ide­al bedarf der ste­ti­gen Repro­duk­ti­on, wie nicht zuletzt Lied­tex­te rechts­extre­mer Musi­ker zei­gen: „Du hast auf die Fah­ne geschwo­ren, nun gilt’s zu hal­ten den Eid. / Für Deutsch­land müs­sen wir kämp­fen, grad’ jetzt in fins­ters­ter Zeit.”, singt der rechts­extre­me Lie­der­ma­cher Frank Ren­ni­cke in sei­nem Song „Mein Kame­rad”. Mit ihm stell­te die NPD 2010 einen eige­nen Kan­di­da­ten zur Wahl des Bun­des­prä­si­den­ten auf. Setz­te Ren­ni­cke sich damals in sei­ner Selbst­dar­stel­lung „als auf dem Kurs Geblie­be­ner […] [,der] dem Sturm getrotzt” habe, in Sze­ne, so ist auch in sei­nen Lied­tex­ten das Motiv einer nach Hege­mo­nie stre­ben­den Männ­lich­keit zen­tral. Als kör­per­lich star­ke, aktiv und ratio­nal han­deln­de Männ­lich­keit ist ein­zig und allein die­se zur Selbst­er­mäch­ti­gung und zur Über­win­dung eige­ner Schwä­chen in der Lage. Dem­entspre­chend endet der Song mit den Wor­ten: „Der Feind kann uns nie­mals besie­gen, selbst im Tod noch blei­ben wir frei, / nur an Deutsch­land müs­sen wir glau­ben, alles and­re ist einer­lei. / Kei­ne Macht kann uns dann zer­bre­chen und nie­mand hält uns mehr auf, / und wenn wir an Deutsch­land glau­ben, Kame­rad, dann sie­gen wir auch!” Nur eine gewalt­sa­me Männ­lich­keit kön­ne die so genann­te „Volks­ge­mein­schaft” gegen die ima­gi­nier­ten „Frem­den” schüt­zen, wird suggeriert.

Dazu die Buchempfehlung:

Robert Claus / Esther Leh­nert / Yves Mül­ler (Hrsg.):
„Was ein rech­ter Mann ist … Männ­lich­kei­ten im Rechtsextremismus”.

Rechts­extre­me Kame­rad­schaf­ten gel­ten als Män­ner­bün­de schlecht­hin; das öffent­li­che Bild und der media­le Blick auf rechts­extre­me Akti­vi­tä­ten sind vom Ste­reo­typ der männ­li­chen Schlä­ger bestimmt; laut poli­zei­li­cher Sta­tis­ti­ken wer­den Gewalt­ta­ten zu gro­ßen Tei­len von Män­nern began­gen. Die männ­li­che Domi­nanz im Rechts­extre­mis­mus wird sel­ten reflek­tiert. Die Autor_innen des Ban­des wol­len die­se Leer­stel­len fül­len und die Ver­knüp­fung von Rechts­extre­mis­mus und Männ­lich­keit näher beleuch­ten, um einen pro­duk­ti­ven Bei­trag in die Arbeit gegen Rechts­extre­mis­mus ein­zu­brin­gen. Hier­zu sol­len Ansät­ze aus der femi­nis­ti­schen Rechts­extre­mis­mus­for­schung und der kri­ti­schen Männ­lich­keits­for­schung gebün­delt wer­den, um die Kon­struk­ti­on sowie den Stel­len­wert von Männ­lich­keit im bun­des­deut­schen Rechts­extre­mis­mus trans­dis­zi­pli­när zu analysieren.

Autor_innen des Ban­des: Marc Brandt, Robert Claus, Pau­la Diehl, Tho­mas Ges­ter­kamp, Andre­as Heil­mann, Eva Krei­sky, Julia­ne Lang, Esther Leh­nert, Kurt Mül­ler, Yves Mül­ler, Ulrich Over­dieck, Kars­ten Schuldt, Andre­as Speit, Georg Spi­ta­ler, Olaf Stuve, Fabi­an Virch­ow, Kris­tin Witte.

Tex­te 68 der Rosa-Luxemburg-Stiftung
erschie­nen im Karl Dietz Ver­lag Berlin
256 Sei­ten, Bro­schur, 14,90 Euro
ISBN 978–3‑320–02241‑9

Das Buch ist hier als PDF downloadbar.