Wien: Der braune „Wahlhelfer“ der FPÖ Wien

Das FPÖ-Muster ist bekan­nt: Demen­tieren, Angreifen, Demen­tieren, Angreifen … Im Fall des Jür­gen D. klappt es nicht so ganz. Jür­gen D. wurde von „News“ (Nr. 37/2010) als Wahlhelfer der FPÖ und in ein­schlägi­gen Posen als Neon­azi geoutet.

Die FPÖ reagierte in Per­son ihres Gen­er­alsekretärs Her­bert Kickl am 15.9.2010 so:

Die im News abge­bilde­ten und als Wahlhelfer beze­ich­neten Per­so­n­en J.D. und M.B. sind wed­er FPÖ-Wahlhelfer, noch Mit­glied noch son­st irgen­det­was in der FPÖ”, stellte Kickl klar. FPÖ-Kap­pen, FPÖ-Jack­en und FPÖ-Schals seien genau­so wie das auf einem Foto abge­bildete Rapid-Leibchen für jed­er­mann auf dem Markt zu kaufen, so Kickl. (OTS, 15.9.2010 )

 

Auch ein weit­er­er Gen­er­alsekretär, Har­ald Vil­im­sky, musste aus­rück­en, um dem Bericht von „News“ die Seriosität abzusprechen:

… jet­zt ver­sucht es NEWS damit, die FPÖ mit irgendwelchen Per­so­n­en, die auf freien Ver­samm­lun­gen anwe­send waren, in die Ecke zu drän­gen. Das ist nur noch lächer­lich, blam­a­bel und bil­lig. Der Wäh­ler wird sich durch einen solchen Unfug, der in Wahrheit das let­zte Aufge­bot jour­nal­is­tis­ch­er Neg­a­tivpro­pa­gan­da ist, nicht ein­mal im Ansatz beein­druck­en lassen, so Vil­im­sky.  (OTS,15.9.2010)

Vil­im­sky war um eine Stunde schneller als Kickl und vor­sichtiger. Während Vil­im­sky rou­tinemäs­sig tobte, kündigte Kickl eine Klage an:

Die FPÖ werde, wieder ein­mal den Klagsweg gegen NEWS beschre­it­en müssen, denn der­ar­tig aus der Luft gegrif­f­ene Anschuldigun­gen könne man nicht auf sich sitzen lassen, kündigte Kickl an, der sich sich­er ist, bald eine fette Ent­geg­nung in dem bun­ten Wochen­blatt lesen zu kön­nen. Dies freilich erst nach der Wahl. Bis dahin habe es News wieder ein­mal geschafft, die FPÖ mit unwahren Geschicht­en anzu­patzen. „Das ist Jour­nal­is­mus der übel­sten Sorte und sollte eigentlich eine Verurteilung des Presser­ates nach sich ziehen”, schloss Kickl . (OTS, 15.9.2010 )

Das war etwas vor­eilig von Kickl, entspricht aber dem Muster: Demen­tieren, Angreifen, Demen­tieren, Angreifen usw..

Zu blöd! Jür­gen D., in der FPÖ Leopold­stadt ver­ankert, auch bei der pen­nalen Verbindung Rugia Eis­grub tätig, ist auf allzu­vie­len Fotos als Wahlkampfhelfer bzw. Aktivist der FPÖ erkennbar. „News“ (Nr. 38/2010) legt nach und veröf­fentlicht weit­ere Fotos, z.B. von Jür­gen D. bei der Wahlkampf-Ver­anstal­tun­gen der FPÖ in der Lugn­er-City Anfang Sep­tem­ber 2010.

Da muss Her­bert Kickl, der Chef­s­tratege, noch ein­mal ran. Seine Erk­lärung vom 22.9.2010 ist eigentlich ein Demen­ti sein­er Presseerk­lärung vom 15.9.2010:

Das von NEWS teil­weise veröf­fentlichte Mail des Wiener FPÖ-Lan­des­geschäfts­führers beweise deut­lich, dass die FPÖ eine scharfe Trennlin­ie zu Extrem­is­ten ziehe, stellte Kickl klar. Dass die drei Per­so­n­en der FPÖ namentlich bekan­nt seien, ergebe sich daraus, dass Jür­gen D. schon vor län­ger­er Zeit aus der FPÖ aus­geschlossen wor­den sei. (OTS,22.9.2010 )

Aus dem absoluten Demen­ti vom 15.9. ist ein rel­a­tives Demen­ti am 22.9.2010 gewor­den: Schon vor län­ger­er Zeit sei Jür­gen D., der noch am 15.9. wed­er „Wahlhelfer, noch Mit­glied noch son­st irgen­det­was in der FPÖ“ (Kickl) gewe­sen ist, aus­geschlossen wor­den. Kickl schafft es in sein­er Presseaussendung vom 22.9. sog­ar, einen klaren Trennstrich der FPÖ zu den Neon­azis zu erkennen:

Um „Wahlkampfhelfer”, wie NEWS behaupte, habe es sich bei keinem einzi­gen von ihnen gehan­delt. Im verzweifel­ten Bemühen, der FPÖ etwas anhän­gen zu wollen, beweise die Illus­tri­erte gegen ihre eigentlichen Inten­tio­nen, dass die FPÖ einen sauberen Trennstrich zu Neon­azis und Recht­sex­trem­is­ten ziehe und solche unap­peti­tlichen Fig­uren in unser­er Partei nichts zu suchen hät­ten, so Kickl . (OTS. 22.9.2010)

Naja, die sauberen Trennstriche wer­den offen­sichtlich von der ziem­lich unruhi­gen Hand des Her­bert Kickl gezo­gen. Wir hal­ten fest: Jür­gen D. ist als Wahlkampfhelfer und Aktivist der FPÖ jeden­falls bis Anfang Sep­tem­ber 2010 in mehreren Bun­deslän­dern für die FPÖ tätig gewe­sen und hat auf Fotos, die wir erhal­ten haben. den Ver­dacht der NS-Wieder­betä­ti­gung bei uns erweckt. Deshalb wer­den wir diesen Ver­dacht anzeigen. Wir haben allerd­ings den begrün­de­ten Ein­druck, dass Jür­gen D. nicht der einzige Wahlhelfer der FPÖ ist, der Prob­leme mit dem NS-Ver­bots­ge­setz hat.