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Was die FPÖ unter „Eintreten für demokratische Grundrechte” versteht

Am 16. März 2011 fand in Wien ein Vor­trag von der ÖH Wien über Bur­schen­schaf­ten statt und in Anschluss dar­an ein Spa­zier­gang zu aus­ge­wähl­ten Bur­schen­schaf­ten mit dem Rechts­ex­tre­­mis­­mus-Exper­­ten Heri­bert Schie­del. Die­se Ver­an­stal­tung nahm der FPÖ-Natio­nal­rats­a­b­­ge­or­d­­ne­­ter Elmar Pod­gor­schek zum Anlass für eine – selbst für die FPÖ — selt­sa­me Pres­se­aus­sendung, in der er dar­auf hofft, dass […]

17. Mrz 2011

Die­se Ver­an­stal­tung nahm der FPÖ-Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ter Elmar Pod­gor­schek zum Anlass für eine – selbst für die FPÖ — selt­sa­me Pres­se­aus­sendung, in der er dar­auf hofft, dass es zu kei­nen „schlim­men Aus­schrei­tun­gen der lin­ken Sze­ne kommt”. „Dage­gen”, so der FPÖ-Abge­ord­ne­te, „hät­ten Ver­bin­dungs­stu­den­ten, ins­be­son­de­re Bur­schen­schaf­ter, immer wie­der ihr Ein­tre­ten für demo­kra­ti­sche Grund­rech­te bewiesen”.

Erin­nern wir uns an die letz­te der­ar­ti­ge Ver­an­stal­tung zurück, damals orga­ni­siert von der SJ Wien: Am 13. Juni 2009 vor dem Cafe Hum­mel in Wien-Josef­stadt sam­mel­ten sich die Teil­neh­me­rIn­nen zum Spa­zier­gang zu den ein­zel­nen Bur­schen­schaf­ten, um dort Wis­sens­wer­tes über deren men­schen­ver­ach­ten­de Ideo­lo­gie zu hören. Damals atta­ckier­ten plötz­lich in etwa zehn Angrei­fer die Kund­ge­bung und skan­dier­ten dabei den belieb­ten Neo­na­zi-Kampf­ruf „frei, sozi­al, national!”


Bur­schen­schaf­ter auf der Flucht (Bild­quel­le: politwatch.at)

Anti­fa­schis­tIn­nen konn­ten einen foto­gra­fie­ren – es war S.P., zum dama­li­gen Zeit­punkt noch Mit­ar­bei­ter des Drit­ten Natio­nal­rats­prä­si­den­ten, FPÖ-Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ten und „Alten Her­ren” der Bur­schen­schaft Olym­pia, Mar­tin Graf. P. selbst, zum dama­li­gen Zeit­punkt noch Bur­schen­schaf­ter der Olym­pia, ver­mumm­te sich dabei mit einer „Smi­ley-Mas­ke mit Rechts­schei­tel, der an Adolf Hit­ler erin­nert” (Quel­le: „Öster­reich”).

Der Angriff wur­de weni­ge Tage zuvor auf der Neo­na­zi-Sei­te Alpen-Donau mit den Wor­ten „Den Bur­schen­schaf­tern in ‚frei­er Wild­bahn’ emp­feh­len wir: ‚Wenn es gilt fürs Vater­land, treu die Klin­gen dann zur Hand, und her­aus mit mut’gem Sang’ ” offen angekündigt.


Die Ankün­di­gung des Angriffs auf Alpen-Donau

Zwei Mona­te spä­ter gab es dann ein Beken­ner­schrei­ben in den „Bur­schen­schaft­li­chen Blät­tern” (2/09, S. 87), dem Organ des Dach­ver­ban­des „Deut­sche Bur­schen­schaft” (DB). Ein nament­lich nicht genann­ter Autor nann­te „Akti­ve der Olym­pia” als Täter. (Quel­le: doew.at)

Bereits 2008 betei­lig­ten sich Bur­schen­schaf­ter bei einem Angriff auf eine kor­po­ra­ti­ons­kri­ti­sche Kund­ge­bung, die auf die men­schen­ver­ach­ten­de Ideo­lo­gie der Bur­schen­schaf­ten hin­wei­sen woll­te. Etwa zehn Per­so­nen ver­üb­ten einen Über­griff auf die Kund­ge­bungs­teil­neh­me­rIn­nen, die sich bei der Uni­ver­si­tät Wien sam­mel­ten. Einer der Pro­vo­ka­teu­re war S.P..

Hat FPÖ-Abge­ord­ne­te Pod­gor­schek inzwi­schen ver­ges­sen, dass ein ehe­ma­li­ger Mit­ar­bei­ter sei­nes FPÖ-Kol­le­gen Mar­tin Graf in einer Grup­pe eine Ver­an­stal­tung ange­grif­fen hat, die dabei Neo­na­zi-Sprü­che rie­fen? Oder ist es genau die­ses Ver­hal­ten, das Pod­gor­schek unter „Ein­tre­ten für demo­kra­ti­sche Grund­rech­te” versteht?

Sie­he auch:
doew.at — Graf-Mit­ar­bei­ter unter rechts­extre­men Angreifern