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Ungarn: Jobbiks Penispumpenmann kommentiert Oberwarter Aufmarsch

Neu­ig­kei­ten über­all. Wer wis­sen will, war­um sich die FPÖ Öster­reich von Job­bik so ange­zo­gen fühlt, der soll­te öfters in unga­ri­schen Medi­en und Web­sites stö­bern. Eini­ge neue Fund­stü­cke konn­ten wir mit­hil­fe von „Pusz­t­ar­an­ger“ (http://pusztaranger.wordpress.com/ ) sichern und ans öster­rei­chi­sche Tages­licht brin­gen. In Ober­wart fand bekannt­lich am 3. Okto­ber 2010 ein Auf­marsch von unga­ri­schen Rechts­extre­mis­ten statt, die […]

11. Nov 2010

In Ober­wart fand bekannt­lich am 3. Okto­ber 2010 ein Auf­marsch von unga­ri­schen Rechts­extre­mis­ten statt, die teil­wei­se in pas­sen­den brau­nen Uni­for­men, mit Kara­bi­nern und auf­ge­pflanz­ten Bajo­net­ten eine ange­mel­de­te Kund­ge­bung abhielten.

Nun mel­det sich auf der Par­tei­sei­te von Job­bik der Par­la­ments­ab­ge­ord­ne­te Ist­van Sza­vay zu Wort und kom­men­tiert die Ver­an­stal­tung: „89 Jah­re sind seit­her ver­gan­gen, doch so wie es aus­sieht, noch nicht genug Zeit für die öster­rei­chi­schen Lin­ken, sich ange­mes­sen über das dama­li­ge Gesche­hen zu infor­mie­ren, denn vor der Gedenk­fei­er erhob sie schon mehr­fach die Stim­me gegen die ‚faschis­ti­sche’ Veranstaltung.“


Ist­van Sza­vay, so schaut er „offi­zi­ell” aus (Bild­quel­le: parlament.hu)

So, wie es aus­sieht, kommt hier der Gschicht­er­ler­zäh­ler Sza­vay ein biss­chen in Kon­flikt mit den Rea­li­tä­ten, denn der brau­ne Auf­marsch von Ober­wart war vor­her kein The­ma in den öster­rei­chi­schen Medi­en, ja er war schlicht unbe­kannt – auch uns und dem Ver­fas­sungs­schutz. Kor­rek­tur: Seit ges­tern erin­nert sich der Ver­fas­sungs­schutz, mit zwei Mann vor Ort dem brau­nen Trei­ben zuge­schaut zu haben.

Sza­vay lässt den Haupt­or­ga­ni­sa­tor Gabor Göbl zu Wort kommen:

Es war eine sehr (…) wür­di­ge Gedenk­fei­er auf dem Haupt­platz von Ober­wart. Es waren etwa 50–60 Teil­neh­mer da, mehr­heit­lich Ungarn aus Ungarn. (…) Die Gedenk­fei­er, die von eini­gen Poli­zis­ten gesi­chert wur­de, wur­de von nie­man­dem gestört, sogar der Bür­ger­meis­ter war zuge­gen. Den dor­ti­gen Poli­zis­ten gefie­len die musea­len Waf­fen sehr, sie bewun­der­ten sie und es erga­ben sich freund­schaft­li­che Gesprä­che mit ihnen.


Gabor Göbl (Fak­si­mi­le)

Lei­der, so Sza­vay wei­ter, sei es nach der Gedenk­fei­er zu einem bru­ta­len Vor­fall gekom­men. Nach der Ver­an­stal­tung brach­te der Bür­ger­meis­ter in der loka­len Pres­se sei­ne Anti­pa­thie zum Aus­druck und ließ die nie­der­ge­leg­ten Krän­ze behörd­lich ent­fer­nen. Sza­vay: „Die Schmä­hung der ‚Ron­gy­os Gar­da‘ setz­te sich im öster­rei­chi­schen Par­la­ment fort, wo ein Abge­ord­ne­ter sei­ne Empö­rung über die Ver­an­stal­tung aus­drück­te.“ Die ton­an­ge­ben­den lin­ken Medi­en hät­ten sich danach dar­in über­schla­gen, von Faschis­ten, Ras­sis­ten und Nazis zu schrei­en, so Sza­vay wei­ter. Wir erken­nen unse­re Medi­en gar nicht wie­der, nach­dem die Bericht­erstat­tung zu dem Auf­marsch in Ober­wart eher dezent war!

Jeden­falls für alle Unkun­di­gen: Die Geschich­te der denk­wür­di­gen „Repu­blik“ Laj­tab­an­sag (Lei­tha-Banat), die im Gemein­de­ge­biet von Ober­wart für weni­ge Wochen im Jahr 1921 exis­tier­te, bevor sie von der Geschich­te wie­der weg­ge­spült wur­de, ist eng ver­bun­den mit dem „wei­ßen“ Ter­ror der „Ron­gy­os Gar­da“ , die mit Gräu­el­ta­ten und Erschie­ßun­gen in der Gegend wüte­ten. Die Lum­pen­trup­pe (Eigen­be­zeich­nung) war eine Ter­ror­grup­pe, die, 1938 wie­der­erweckt, als unga­ri­sche Nazi-Schlä­ger­trup­pe vor allem im Osten des Lan­des wüte­te. Und aus­ge­rech­net die­ser Schlä­ger­trup­pe wur­de von den Job­bik- Leu­ten wür­dig gedacht.

Wer immer noch glaubt, bei der Zusam­men­rot­tung in Ober­wart habe es sich um eini­ge ver­wirr­te Schäf­lein aus einem Kos­tüm­schin­ken gehan­delt, soll­te eigent­lich jetzt eines Bes­se­ren belehrt sein. Aber nein, es ist noch nicht genug. Ist­van Sza­vay, der den Ober­war­ter Auf­marsch mit sal­bungs­vol­len Wor­ten kom­men­tiert, des­sen Par­tei Job­bik für Wer­te wie Anstand, Moral, Zucht und Ord­nung durch das Land zieht, ist pri­vat ein ganz ande­rer. Eine unga­ri­sche Info-Sei­te (indafoto.hu) zeigt Fotos von einem stock­be­sof­fe­nen Sza­vay, der mit einer Penis­pum­pe an sich han­tiert. Die Fotos stam­men aus dem März 2010, also noch vor sei­ner Wahl zum Abge­ord­ne­ten. Des­halb, so die Begrün­dung sei­ner Par­tei, haben die Fotos auch kei­ne Aus­wir­kun­gen auf das Man­dat. Für eini­ge der Par­tei­gän­ger von Job­bik mögen sie ja auch ein Wahl­mo­tiv gewe­sen sein.

Wir dan­ken Pusz­t­ar­an­ger für die Unterstützung!