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Bakary J.: Das Lügengebäude von „unzensuriert“

Am 21. April drin­gen vier Per­so­nen in die Woh­nung des poli­zei­li­chen Fol­ter­op­fers Bak­a­ry J. in Wien ein, geben sich gegen­über einem anwe­sen­den Freund von Bak­a­ry J. als Poli­zis­ten aus, fra­gen nach dem abwe­sen­den Bak­a­ry J., durch­wüh­len die Woh­nung und ver­schwin­den dann. Bak­a­ry J. mel­det den Vor­fall sofort bei der Poli­zei, doch die unter­nimmt nichts. Am […]

20. Mai 2015

Das ORF-Maga­zin „The­ma“ berich­tet detail­liert über die Abläu­fe am 21. April. Bak­a­ry J. sucht noch am glei­chen Tag das Wach­zim­mer der Poli­zei am Enkplatz auf, schil­dert den Vor­fall, doch die Poli­zei will nichts von einem Ein­satz in sei­ner Woh­nung wis­sen. Eine Anzei­ge wird nicht auf­ge­nom­men, Ermitt­lun­gen fin­den eben­falls nicht statt.


Quel­le

Erst als das Anwalts­bü­ro von Bak­a­ry J. am11. Mai bei der Poli­zei vor­stel­lig wird, gibt es eine ers­te Reak­ti­on der Poli­zei: Die Beschwer­de­stel­le mel­det sich und erklärt, dass mit 99-pro­zen­ti­ger Sicher­heit kei­ne Poli­zei­be­am­ten in der Woh­nung waren. Dann kommt es am 18. Mai abends zu dem Bericht bei „The­ma“.

Schon kurz dar­auf erscheint auf dem Blog „ORF-Watch“ und weni­ge Stun­den spä­ter auf „unzen­su­riert“ ein Bericht unter dem Titel „Ein­bruch bei Fol­ter­op­fer Bak­a­ry J. – Mär­chen­stun­de im ORF“. Die „Mär­chen­stun­de“ fin­det sich nur bei „unzen­su­riert“, der Rest des Bei­trags ist ident. Der Autor wirft dem „Thema“-Beitrag vor, „kräf­tig ans Mär­chen­er­zäh­len“ zu gehen und schafft es nicht ein­mal, den Bericht von „The­ma“ kor­rekt wie­der­zu­ge­ben. So fabu­liert er davon, dass ein Nach­bar, „eben­falls ein Schwar­zer“, die Woh­nung von Bak­a­ry J. für vier Män­ner auf­ge­sperrt habe. Das klingt doch ganz anders als die Schil­de­rung von „The­ma“, wonach sich vier Män­ner gegen­über einem in der Woh­nung anwe­sen­den Freund als Poli­zis­ten aus­ga­ben und – ohne einen Aus­weis oder einen Durch­su­chungs­be­fehl her­zu­zei­gen – die Woh­nung zu durch­wüh­len began­nen, nach­dem sie nach Bak­a­ry J. gefragt hatten.

Für „unzen­su­riert“ (bzw. „ORF-Watch“) steht fest:

Schö­ne Räu­ber­pis­to­le – denn die Poli­zei weiß zum einen nichts von einem Ein­satz Kri­mi­nal­be­am­ter an besag­ter Adres­se an die­sem Datum. (…) Bleibt die Fra­ge, war­um sich „The­ma“ eines Ereig­nis­ses annimmt, das ganz offen­sicht­lich schlecht erfun­den ist“. Und –als Bild­un­ter­schrift: „In der The­ma-Sen­dung offen­bar­te sich kaum ver­hüllt die bein­har­te links­lin­ke Agi­ta­ti­on man­cher ORF-Mitarbeiter.


unzen­su­riert

Da war der rechts­rech­te Autor etwas vor­ei­lig, denn mitt­ler­wei­le steht fest: Es waren nicht angeb­li­che, son­dern ech­te Poli­zis­ten, die am 21. April mit 100-pro­zen­ti­ger Sicher­heit in der Woh­nung waren. Die Poli­zei hat mitt­ler­wei­le nicht nur das Pro­blem, ihre alte Ver­si­on von der 99-pro­zen­ti­gen Sicher­heit, dass es kei­ne ech­ten Poli­zis­ten waren, zu erklä­ren bzw. an die Rea­li­tät anzu­pas­sen, son­dern auch den Rest ihrer Erzäh­lung zu über­den­ken, wonach weder die Woh­nung durch­wühlt noch nach Bak­a­ry J. gefragt wor­den sei. Das allein macht schon einen veri­ta­blen Poli­zei-Skan­dal aus: Poli­zis­ten drin­gen in die Woh­nung eines poli­zei­li­chen Fol­ter­op­fers ein, die Poli­zei leug­net wochen­lang den Vor­fall und lässt sich die gegen­tei­li­gen Fak­ten wie Wür­mer aus der Nase ziehen.

Nach­dem am 19. Mai nach­mit­tags die Lan­des­po­li­zei­di­rek­ti­on Wien in einer Aus­sendung die Ver­si­on von Bak­a­ry J. und des ORF bestä­tigt, wonach am 21. April vier Beam­te der Frem­den­po­li­zei in Zivil in der Woh­nung „eine Amts­hand­lung“ durch­ge­führt haben, wird auf „unzen­su­riert“ ein neu­er Bei­trag online gestellt: „Bak­a­ry J.: ORF-Lügen­ge­bäu­de bricht in sich zusam­men“ Wie bit­te? Was „unzen­su­riert“ weni­ge Stun­den zuvor geschrie­ben hat (sie­he oben), stellt sich mitt­ler­wei­le als unwahr her­aus, aber „unzen­su­riert“ sieht beim ORF ein zusam­men­bre­chen­des Lügengebäude?


unzen­su­riert und der Vor­wurf „zusam­men­bre­chen­des Lügengebäude” …

Polizei Wien: Nichts ist geklärt!

In einer Pres­se­aus­sendung hält die Wie­ner Poli­zei fest: „Vor­fall in Woh­nung des Jas­sey Bak­a­ry geklärt“

Dem­nach habe der Ver­dacht bestan­den, dass sich in der Woh­nung von Bak­a­ry J. Per­so­nen mit ver­mut­lich gefälsch­ten Doku­men­ten auf­hal­ten wür­den. Ein schwer­wie­gen­der Ver­dacht, der weit über den Vor­wurf eines ille­ga­len Auf­ent­halts hin­aus­geht! Vier Beam­te der Frem­den­po­li­zei in Zivil „haben sich ord­nungs­ge­mäß aus­ge­wie­sen und eine Iden­ti­täts­fest­stel­lung bezüg­lich eines anwe­sen­den Bekann­ten des JASSEY im Strei­fen­be­richt ver­merkt“, heißt es in der Pres­se­aus­sendung der Poli­zei.

Was jetzt? Waren vier (!) Beam­te in der Woh­nung, um die Iden­ti­tät eines (!) zufäl­lig Anwe­sen­den fest­zu­stel­len? Oder waren sie in der Woh­nung, um einen schwer­wie­gen­den Ver­dacht (meh­re­re Per­so­nen mit gefälsch­ten Doku­men­ten auf­häl­tig) zu über­prü­fen? Wie haben sie den Ver­dacht über­prüft? Da soll­te es – wenn alles mit rech­ten Din­gen zuge­gan­gen ist – ja eigent­lich einen Akt geben, auch einen Bericht über die Amts­hand­lung, oder? Haben die vier Beam­ten nicht gewusst, in wel­cher Woh­nung sie Nach­schau hal­ten oder eine Haus­durch­su­chung machen? War­um weiß die Poli­zei erst nach meh­re­ren Wochen, dass sie in der Woh­nung war und wim­melt vor­her alle Hin­wei­se dar­auf ab?

Vie­le Fra­gen und bis­her kei­ne zufrie­den­stel­len­de Antwort!

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