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Lueger und die Lausbuben

Es ist ein beklem­men­der Blick, den der His­to­ri­ker Kurt Bau­er in der „Pres­se“ vom 28. April 2012 auf die Uni­ver­si­tät Wien und das Trei­ben der über­wie­gend anti­se­mi­tisch ein­ge­stell­ten Stu­den­ten­schaft vor 80 Jah­ren wirft. Der „Lue­­ger-Ring“ hieß damals noch „Ring des 12. Novem­ber“ und wird dem­nächst trotz Wut­ge­heul von Wie­ner ÖVP und FPÖ in „Uni­ver­si­täts­ring“ umbenannt. […]

29. Apr 2012


Karl Lue­ger, neben ihm sein Die­ner Pume­ra (Bild­quel­le: önb picturedesk)

„Gesin­nungs­ter­ror“ nann­te FPÖ-Stra­che die geplan­te Umbe­nen­nung des „Lue­ger-Ring“ in „Uni­ver­si­täts­ring“, für Johann Gude­nus, sei­nen Wie­ner Statt­hal­ter, war es gar ein „Ver­nich­tungs­feld­zug“. Die FPÖ wirft sich damit in die Bre­sche für den bedeu­tends­ten Anti­se­mi­ten Wiens. Der Poli­ti­ker Lue­ger, der mit der Wahl­lis­te der Ver­ei­nig­ten Anti­se­mi­ten mehr­mals die Gemein­de­rats­wah­len in Wien gewann, ist offen­sicht­lich so ganz nach dem Geschmack der Stra­che-FPÖ. Und so neben­bei kann man damit auch die ÖVP plün­dern, die sich mit dem anti­se­mi­ti­schen Erbe um eini­ges schwe­rer tut.


Poli­zei vor dem Haupt­ein­gang der Uni­ver­si­tät Wien, anti­se­mi­ti­sches Pla­kat „Juden Ein­tritt ver­bo­ten” auf der Säu­le (Bild­quel­le: önb pic­tu­re­de­sk)

Ein Ver­dienst des Bei­trags von Kurt Bau­er im „Spek­trum“, der Sams­tag-Bei­la­ge der „Pres­se“, der unter dem Titel „Lue­ger und die Laus­bu­ben“ erschie­nen ist, besteht auch dar­in, auf die gemein­sa­men Aktio­nen von katho­li­schen und natio­nal­so­zia­lis­tisch ori­en­tier­ten Stu­den­ten­ver­bin­dun­gen in den 1930er-Jah­ren hin­zu­wei­sen, die 1932/33 durch hef­ti­ge Aus­ein­an­der­set­zun­gen been­det wurde.

Im April 1934, nach wüs­ten Schlä­ge­rei­en zwi­schen katho­li­schen und deutsch­na­tio­na­len ann­ti­se­mi­ti­schen Stu­die­ren­den, wur­de der Ring in die­sem Teil­be­reich durch das Doll­fuß-Regime in „Dr. Karl Lue­ger-Ring“ umbenannt.

Zu Lue­ger, der den Anti­se­mi­tis­mus in Wien in Wien popu­lär gemacht und ihn spä­ter als tak­ti­sches Ele­ment sei­ner Poli­tik bezeich­net hat („ein die Mas­se ködern­des Schlag­wort“) hat der Repu­bli­ka­ni­sche Club im Jahr 1989 ein Flug­blatt ver­fasst, in dem die Umbe­nen­nung des „Lue­ger-Ring“ gefor­dert und mit des­sen hef­ti­gem Anti­se­mi­tis­mus begrün­det wurde.


Flug­blatt des Repu­bli­ka­ni­schen Club „Wer hat hier Platz”

Kurt Bau­er, Lue­ger und die Laus­bu­ben, Pres­se- Spek­trum, 28.4.2012

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