Skip to content
Stoppt die Rechten

Stoppt die Rechten

Antifaschistische Website

social media logo x social media logo facebook social media logo bluesky
  • Suche
  • Wissen
    • Rechtsextremismus
    • Ist die FPÖ rechtsextrem?
    • Rechtsextreme Medien in Österreich
    • Faschismus
    • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
    • Antisemitismus
    • Rassismus
    • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
    • NS-Symbole und Abzeichengesetz
    • Verhetzung. Was ist das? Was kann ich dagegen tun?
  • Handeln
    • Aktiv werden und handeln
    • Was kann wie wo gemeldet werden?
    • Gegen Sticker & Geschmiere
    • How to “Prozessreport”?
  • Hilfreich
    • Anleitung Sicherung von FB-Postings/Kommentaren
    • Strafbare Inhalte im Netz: eine Anzeige/Sachverhaltsdarstellung einbringen
  • Wochenrückblick
  • Gastbeiträge
  • Materialien
  • Rezensionen

„Stoppt die Rechten“ ist eine unabhängige, antifaschistische Plattform, die Rechtsextremismus und Neonazismus in Österreich sichtbar macht, analysiert und dokumentiert – mit dem umfassendsten öffentlich zugänglichen Online-Archiv zu rechtsextremen Entwicklungen und Vorfällen in Österreich.

FPÖ
Einzelfallzähler

aktuell 0 Fälle
alle Fälle lesen

Waffenfunde
 

0
alle Fälle lesen
Lesezeit: 5 Minuten

Die FPÖ und ihre „Umvolkung“

Der FPÖ-Natio­nal­rats­prä­si­dent Wal­ter Rosen­kranz, der dem FPÖ-Abge­ord­ne­ten Wurm kei­nen Ord­nungs­ruf für die Ver­wen­dung des Begriffs „Umvol­kung“ ertei­len woll­te, wird schon gewusst haben, war­um. Schließ­lich war es sein Par­tei­ka­me­rad Andre­as Möl­zer, der im Jahr 1992 den ein­deu­tig natio­nal­so­zia­lis­tisch kon­no­tier­ten, aber schon fast ver­ges­se­nen Begriff der „Umvol­kung“ wie­der in die poli­ti­sche Debat­te ein­ge­führt hat.

6. Mai 2025
Duden: "Umvolkung" – Gebrauch: nationalsozialistisch
Duden: "Umvolkung" – Gebrauch: nationalsozialistisch

Mölzer: Der Wiederentdecker

In einer Rede vor dem deut­lich rechts­extre­men Salz­bur­ger Frei­heit­li­chen Aka­de­mi­ker­ver­band warn­te Möl­zer, der damals als Bun­des­rat und „Grund­satz­re­fe­rent“, also als Chef­ideo­lo­ge der FPÖ fun­gier­te, davor, dass die „deut­sche Vol­kes- und Kul­tur­ge­mein­schaft“ in Öster­reich und der BRD erst­mals in ihrer „tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te“ eine „Umvol­kung“ zu befürch­ten habe (APA, 12.2.92). Die Kat­ze war aus dem brau­nen Sack und fand kurz­fris­tig begeis­ter­te blaue Nach­ah­mer wie den spä­ter wegen NS-Wie­der­be­tä­ti­gung ver­ur­teil­ten FPÖ-Bun­des­rat John Gudenus.

Jörg Haider: Ein „unschöner“ Begriff?

Danach rück­ten rei­hen­wei­se blaue Spit­zen­funk­tio­nä­re wie Wal­ter Meisch­ber­ger (damals Gene­ral­se­kre­tär der FPÖ, jetzt zu drei­ein­halb Jah­ren rechts­kräf­tig ver­ur­teil­ter Straf­tä­ter), FPÖ-Klub­ob­mann Nor­bert Guger­bau­er (der kurz dar­auf aus dem Natio­nal­rat aus­schied) und nach zwei Wochen Bedenk­zeit schließ­lich auch FPÖ-Chef Jörg Hai­der aus, um Möl­zer irgend­wie zu ver­tei­di­gen. Er habe inhalt­lich „kein Pro­blem damit“, das ein­zi­ge, was er ihm wirk­lich vor­wer­fe, sei die­ser „unschö­ne Begriff“: „Etwas spä­ter ergänz­te Hai­der, daß er im Par­tei­prä­si­di­um depo­niert habe, daß er nicht wün­sche, daß miß­ver­ständ­li­che Begrif­fe ver­wen­det wer­den.“ (Der Stan­dard, 27.2.1992)

Mölzer: Halber Rückzug

Man las­se sich durch Kri­tik von außen den Möl­zer nicht her­aus­schie­ßen, so die von Hai­der aus­ge­ge­be­ne Losung. Aber die Kri­tik bzw. der Pro­test gegen Möl­zers brau­nen Sager war nicht nur bei SPÖ und Grü­nen mas­siv, son­dern auch bei der ÖVP und sogar inner­halb der FPÖ. Hai­ders Stell­ver­tre­ter als Par­tei­ob­mann und Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­ter, Georg Maut­ner-Mark­hof, trat von sei­nen Funk­tio­nen zurück, Nor­bert Guger­bau­er det­to, und für die weni­gen Libe­ra­len in der FPÖ rund um Hei­di Schmidt war Möl­zers Sager wohl ein initia­ler Schritt für die Los­lö­sung von der FPÖ und die Grün­dung des Libe­ra­len Forums. Den gefor­der­ten Rück­tritt als Mit­glied des Bun­des­ra­tes ver­wei­ger­te Möl­zer, stell­te aber sei­ne Funk­tio­nen als Grund­satz­re­fe­rent und als Chef des Frei­heit­li­chen Bil­dungs­wer­kes (Vor­läu­fer des Frei­heit­li­chen Bil­dungs-Insti­tuts/F­BI) bis zu sei­ner all­fäl­li­gen Reha­bi­li­tie­rung „vor­läu­fig ruhend“.

Franz Fuchs: „Umvolker, nein danke!“

In den Fol­ge­jah­ren wur­de der Begriff „Umvol­kung“ durch Möl­zer und ande­re Blaue in der poli­ti­schen Debat­te weit­ge­hend durch den der „Eth­no­mor­pho­se“ ersetzt, der inhalt­lich ident ist, aber der Vor­ga­be von Hai­der ent­sprach. Nur der rechts­ter­ro­ris­ti­sche Brief­bom­ben-Atten­tä­ter Franz Fuchs erin­ner­te in sei­nen Beken­ner­schrei­ben an die „Umvol­kung“ und an Möl­zer und schrie in sei­nem letz­ten Auf­tritt als Ange­klag­ter im Gra­zer Schwur­ge­richts­pro­zess im Febru­ar 1999 sein Bekennt­nis in den Saal: „Umvol­ker und Völ­ker­mör­der, nein danke!“

Mit Johann Gudenus ist „Umvolkung“ wieder zurück

2004, war die „Umvol­kung“ wie­der zurück im blau­en Voka­bu­lar. Johann Gude­nus, Sohn von John Gude­nus, war zum Bun­des­ob­mann des Rings Frei­heit­li­cher Jugend (RFJ) avan­ciert. Er nutz­te den alten Nazi-Ter­mi­nus, um öffent­li­che Auf­merk­sam­keit zu erre­gen. In einer Pres­se­aus­sendung Ende März 2004 for­der­te er „Sys­te­ma­ti­scher Umvol­kung sofort ein Ende set­zen !!“ Die FPÖ, die damals Regie­rungs­par­tei war, ver­tei­dig­te ihren Jung­funk­tio­när und belohn­te ihn 2005 mit einem Man­dat im Wie­ner Gemein­de­rat. Die öffent­li­che Kri­tik gegen Johann Gude­nus fiel deut­lich gerin­ger aus – der Koali­ti­ons­part­ner ÖVP schwieg überhaupt.

Als er dann eini­ge Jah­re spä­ter, 2010, in einem Inter­view mit dem „Stan­dard“ den Begriff hin­ter einer nur vor­der­grün­di­gen Distan­zie­rung neu­er­lich bestä­tig­te, gab es fak­tisch über­haupt kei­ne Pro­tes­te mehr.

Stan­dard: Ist das Wort „Umvol­kung” in Ihrem gän­gi­gen Voka­bu­lar vorhanden?
Gude­nus: Wenn man jün­ger ist, schießt man da und dort über das Ziel hin­aus. Aber es ist das Recht der Jugend zu provozieren.
Stan­dard: Auch, wenn der Begriff eine Nazi-Kon­no­ta­ti­on hat?
Gude­nus: Mir ist die Kon­no­ta­ti­on nicht bekannt, das wird immer so her­bei­ge­re­det. Wir bewe­gen uns inner­halb der Ver­fas­sung, inner­halb der Men­schen­rech­te, und wir schät­zen das freie Wort. Wenn sich jemand im Rah­men der Mei­nungs­frei­heit gewis­ser Aus­drü­cke bedient, soll­te man nicht immer so über­emp­find­lich sein. Außer­dem sind wir ja Geg­ner die­ser zitier­ten Umvol­kung. Wir leh­nen das ab. Umvol­kung ist für uns pfui gack.
(derstandard.at, 27.12.10)

Ideologische Verfestigung und Radikalisierung

Konn­te man bei der frü­he­ren Ver­wen­dung des Begrif­fes durch die FPÖ noch von Rück­stän­den, Relik­ten einer zer­bro­che­nen Ideo­lo­gie spre­chen, so ist der Ter­mi­nus „Umvol­kung“, der immer auch eth­nisch-ras­sis­tisch auf­ge­la­den war und ist, mitt­ler­wei­le deut­lich ideo­lo­gisch ver­fes­tigt und durch ver­wand­te Begrif­fe wie „Gro­ßer Aus­tausch“, „Über­frem­dung“ und „Remi­gra­ti­on“ in ein stra­te­gi­sches Kon­zept ein­ge­bet­tet. Im FPÖ-Wahl­pro­gramm 2024 wird die rechts­extre­me und ras­sis­ti­sche Pro­gram­ma­tik über den Begriff der „Homo­ge­ni­tät des Staats­vol­kes“, also einer für die FPÖ posi­tiv besetz­ten „Umvol­kung“, abgehandelt.

Tage, nach­dem der blaue Prä­si­dent Rosen­kranz einen Ord­nungs­ruf für die Ver­wen­dung des Begriffs „Umvol­kung“ ver­wei­gert hat­te, kam der in der Debat­te über den Rechts­extre­mis­mus­be­richt durch einen Zwi­schen­ruf des FPÖ-Chefs Her­bert Kickl neu­er­lich zur Spra­che: „Na, Moment ein­mal! Bei den Natio­nal­so­zia­lis­ten war das ein posi­ti­ver Begriff, er [gemeint ist der Abg. Wurm, Anmk. SdR] hat den Begriff kri­ti­siert, das ist doch ein wesent­li­cher Unter­schied!“ (zit. nach dem vor­läu­fi­gen Ste­no­gra­phi­schen Pro­to­koll, 25.4.25)

Rich­tig dar­an ist, dass die Nazis den Begriff der Umvol­kung ab 1940 „posi­tiv” ver­wen­det haben: im Sinn von Re-Ger­ma­ni­sie­rung, „Ein­deut­schung“ – man könn­te auch sagen: Homo­ge­ni­sie­rung des Staats­vol­kes. Falsch ist, dass der Abge­ord­ne­te Wurm den Begriff Umvol­kung kri­ti­siert hät­te. Wurm hat die Umvol­kung in der zwei­ten, der von heu­ti­gen Rechts­extre­men und Neo­na­zis übli­chen Bedeu­tung ver­wen­det bzw. ange­pran­gert: eine ver­meint­lich mit Hil­fe von „Eli­ten” erzwun­ge­ne Zuwan­de­rung von angeb­lich Min­der­wer­ti­gen, Kri­mi­nel­len, die die angeb­lich auto­chtho­ne Bevöl­ke­rung ver­drän­gen – auch mit Gewalt (Mes­sern). Ras­sis­mus pur! Wurm im Natio­nal­rat: „So, lei­der Got­tes ist – mit Ansa­ge – alles ein­ge­tre­ten: von der Kri­mi­na­li­tät über die Umvol­kung bis hin zum Kol­laps des Sozi­al­sys­tems.” (zit. nach derstandard.at, 25.4.25)

Literatur

Cor­ne­lia Schmitz-Ber­ning, Voka­bu­lar des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Ver­lag de Gruy­ter, Ber­lin 2007 (2. Auflage)
Ben­te Gießel­mann, Robin Rich­te­rich, Ben­ja­min Kerst, Lenard Suer­mann, Fabi­an Virch­ow (Hrsg.): Hand­wör­ter­buch rechts­extre­mer Kampf­be­grif­fe. Wochen­schau Ver­lag, Frankfurt/Main. 2019 (2. Auflage)

  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • teilen 
  • E-Mail 
  • spenden 
Keine Beiträge mehr verpassen: Email-Benachrichtigung aktivieren
abgelegt unter: Dokumentation, FPÖ-Einzelfall
Schlagwörter: FPÖ | Nationalsozialismus | Wien

Verwandte Beiträge

  • 24. Apr. 2019
    Zum völkischen Eiertanz des Andreas Mölzer (Teil 1): Der „Umvolkungs“-Ideologe Mölzer distanziert sich … nicht
  • 9. Sep. 2024
    Forderung nach Homogenität des „österreichischen Staatsvolks“ im Wahlprogramm der FPÖ – rechtsextrem und inhaltliche Angleichung an die Identitäre Bewegung Österreichs
    Herbert Kickl 26.9.23 NR (ORF, Hintergrund entfernt)

Beitrags-Navigation

« Mélange KW 18/25: Wieder ein Waffenarsenal
FPÖ und AfD – Wer ist rechtsextrem(er)? »

» Zur erweiterten Suche

Spenden

Wissen

  • Rechtsextremismus
  • Ist die FPÖ rechtsextrem?
  • Rechtsextreme Medien in Österreich
  • Faschismus
  • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
  • Antisemitismus
  • Rassismus
  • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
  • NS-Symbole und Abzeichengesetz
  • Verhetzung

Handeln

  • Aktiv werden und handeln
  • Was kann wie wo gemeldet werden?
  • Gegen Sticker & Geschmiere
  • How to “Prozessreport”?

Hilfreich

  • Postings gerichtstauglich sichern
  • Wie verfasse ich eine Sachverhaltsdarstellung?
  • Archiv aller Beiträge
  • Schlagwörter-Wolke
E-Mail-Benachrichtigung bei neuen Beiträgen
  • Wochenrückblicke
    Beiträge
  • Gastbeiträge
    Beiträge
  • Materialien
    Beiträge
  • Rezensionen
    Beiträge
Um unsere Arbeit fortführen zu können, sind wir auf Ihre Spenden angewiesen – danke für Ihre Unterstützung!

Stoppt die Rechten, Sparkasse Neunkirchen Gloggnitz IBAN AT46 2024 1050 0006 4476

oder viaPaypal

Kontakt

Vorfälle und Hinweise bitte über unser sicheres Kontaktformular oder per Mail an:
[email protected]

Wir garantieren selbstverständlich den Schutz unserer Informant*innen, der für uns immer oberste Priorität hat.

Spendenkonto

Um unsere Arbeit fortführen zu können, sind wir auf Ihre Spenden angewiesen – danke für Ihre Unterstützung!

Stoppt die Rechten, Sparkasse Neunkirchen Gloggnitz

IBAN AT46 2024 1050 0006 4476

Oder via PayPal:

Socials

social media logo x social media logo facebook social media logo bluesky

Links

  • Rechtsextremismus
  • Ist die FPÖ rechtsextrem?
  • Rechtsextreme Medien in Österreich
  • Faschismus
  • Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
  • Antisemitismus
  • Rassismus
  • Wiederbetätigung und Verbotsgesetz
  • NS-Symbole und Abzeichengesetz
  • Verhetzung
  • Aktiv werden und handeln
  • Was kann wie wo gemeldet werden?
  • Gegen Sticker & Geschmiere
  • How to “Prozessreport”?
  • Postings gerichtstauglich sichern
  • Wie verfasse ich eine Sachverhaltsdarstellung?
  • Archiv aller Beiträge
  • Schlagwörter-Wolke
  • Über uns
  • Beirat und Unterstützer*innen
  • Datenschutz
  • Impressum
Spenden