Rudolf Hermann Eisenmenger war deutschnationaler Burschenschafter (Silesia), und Walter Rosenkranz (Libertas) ist es immer noch. Das verbindet. Eisenmenger war neben seiner Profession als Maler und bildender Künstler schon ab 1933 Mitglied der (damals) illegalen NSDAP. Walter Rosenkranz (FPÖ) ist derzeit Präsident des Nationalrates. Das sollte eigentlich trennen. Walter Rosenkranz hat aber anscheinend in der Malerei Eisenmengers das Verbindende gefunden. Im Parlament hängt ein großes Wandbild, benannt als „Wappenschild“. Das Portal „tag eins“ (6.3.25), das dazu recherchiert hat, schreibt:
1951 bekam Eisenmenger den Auftrag, das großflächige Wandgemälde „Wappenschild” im zerstörten Parlament zu gestalten. Das 4,2 mal 2,6 Meter große Wandbild zeigt allegorisch die Wappen der Bundesländer und den Bundesadler. Künstlerisch gilt es als wenig wertvoll, in Werkverzeichnissen existiert nicht einmal eine Abbildung.
Dass das Wandbild des Nazi Eisenmenger im Parlament künstlerisch uninteressant ist, darin sind sich fast alle einig. Rosenkranz nicht. Im Unterschied zu einigen seiner Vorgänger*innen als Präsident*innen hat er das Eisenmenger-Bild nicht verhängen lassen, sondern wieder öffentlich gemacht. Warum er das gemacht hat, muss er dem Abgeordneten Lukas Hammer beantworten, der dazu eine parlamentarische Anfrage an ihn gestellt hat.
Eisenmengers Wandbild im Parlament war anscheinend auch in den 50er Jahren, als es geschaffen wurde, so uninteressant, dass es medial keinerlei Erwähnung fand. Aber irgendjemand muss es in Auftrag gegeben und bezahlt haben? Andreas Mölzer, der – wie immer in solchen Fällen – zur Verteidigung von Rosenkranz ausgeritten ist, munkelt etwas von einer „Auftragsarbeit der Staatsspitze in den Anfangsjahren der Zweiten Republik“ (krone.at, 11.3.25).
Formal war jedenfalls der Nationalratspräsident zuständig, und das war 1951 Leopold Kunschak (ÖVP). Der Nationalrat hatte – so wie die Republik insgesamt – damals kein Problem mit dem Nazi Eisenmenger, der für seine illegale Parteimitgliedschaft mit einem Berufsverbot bis 1947 belegt worden war. Danach hagelte es öffentliche Aufträge: für das Künstlerhaus (dem er während der Nazi-Ära vorstehen durfte), für den Westbahnhof, für die Staatsoper usw..
Die Staatsoper und Eisenmenger
Stichwort Staatsoper: Für den Großauftrag zur Gestaltung des Eisernen Vorhangs hatten sich zahlreiche, auch sehr renommierte Künstler wie Max Weiler, Marc Chagall und Fritz Wotruba beworben. Den Auftrag erhielt aber der Altnazi Eisenmenger, der zuvor schon Tapisserien für die Staatsoper gestalten durfte. Dann schwieg die Republik jahrzehntelang zu Eisenmenger. Es war das Verdienst des Staatsopernchefs Joan Holender, der in großer Beharrlichkeit seit den 90er Jahren immer wieder die Arbeiten Eisenmengers für die Staatsoper thematisierte, was schließlich ab 1998 zur jährlich wechselnden Verhängung seiner Arbeit durch Werke zeitgenössischer Künstler*innen führte.
Das Parlament hat anders als die Staatsoper über die Jahrzehnte hinweg nicht zu einem offenen Umgang mit Eisenmengers Wandbild gefunden. Es gibt eine einzige Erwähnung des Werkes, und die stammt aus dem Jahr 2003. Gegenüber den „Salzburger Nachrichten“ (27.12.03) meinte Heinz Fischer, damals Zweiter Nationalratspräsident, eher beiläufig, dass er in seinem Büro den „braunen Fleck“, also das Wandgemälde Eisenmengers, mit einem Schüttbild von Hermann Nitsch verhängt habe: „Das wollte ich wirklich nicht da herinnen haben.”
Höchste Zeit also für eine schonungslose Aufarbeitung des verschwiegenen und verkorksten Umgangs mit dem Bild des Altnazis. Walter Rosenkranz mit seiner Vorliebe für belastete Burschenschafter als Leistungsträger ist dafür mit Sicherheit nicht geeignet.