Vielen dürfte die aus Schweden stammende Band „Pitbullfarm“ kein Begriff sein, in einschlägigen Kreisen wird sie nach ihrer zwischenzeitlichen Auflösung und Reunion ab 2023 wieder abgefeiert. Am Nachmittag des 25. Jänner postete die Band auf ihrem Facebook-Account ein Foto mit den vier Bandmitgliedern vor dem Hintergrund eines Tales und einer bewaldeten Hügellandschaft. „Another gig — Another country. Back in BuSineSS“ – „SS“ wohlgemerkt großgeschrieben – ist als Begleittext zu lesen. Am nächsten Tag gegen Mitternacht folgte eine Aufnahme von der Bühne und der Text: „Thank you Styrian Crew, Austria for a great weekend“

Gelikt wurden die Postings auch von altbekannten Neonazis aus dem Leobner Raum. „Styrian Crew“, Leobner Neonazis, das Landschaftsfoto und Google Streetview – eine Kombination, die schließlich eine genaue Lokalisierung des Pitbullfarm-Fotos ermöglichte: Die Band posierte am Niederungweg, dort, wo nur wenige Häuser stehen und das Konzert ohne unerwünschte Aufmerksamkeit von außen in einem der Nebengebäude stattfinden konnte. Ob nur ein Konzert oder mehrere in Leoben oder in der Steiermark gespielt wurden, ließ sich nicht eruieren.

Die Band „Pitbullfarm“: mit politischen/rechtsterroristischen Bezügen
„Stoppt die Rechten“ hat den an der Universität Mainz tätigen und auf Rechtsrock spezialisierten Musikwissenschafter Thorsten Hindrichs zur schwedischen Band „Pitbullfarm“ befragt. Als Band habe „Pitbullfarm“ nach der Pause erst zwei Konzerte in Schweden gespielt beide ohne erkennbaren politischen Bezug, meint Hindrichs. „Aber: Frontmann Jocke Karlsson ist am 20.8.22 in Budapest bei einem Blood & Honour-Event aufgetreten, am 25.2.23 bei den Hammerskins Schweden und am 27.10.23 bei Blood & Honour in Mexiko“.

Das aktuelle Album 2024 ist bei einem unbekannten Label (Chon Chon Records) erschienen, über das auch im Internet nichts zu finden sei. „Sieht danach aus, als hätte Karlsson das selbst gegründet“, vermutet Hindrichs. Vorhergehende Alben sind „bei Rebel Records (Martin Seidel, Cottbus, B&H‑Umfeld) und bei SubCultural Records (Benjamin Einsiedler, Memmingen, HS-Umfeld)“ erschienen. „Kurz: Eindeutig Neonazis, eindeutig mit politischen/rechtsterroristischen Bezügen, ohne aber jetzt klar entweder B&H oder HS [Hammerskins] zuzuordnen zu sein (ist im Rechtsrock aber auch nicht ungewöhnlich).“

Neonaziauflauf mit Konzert in Budapest
Am kommenden Wochenende wird erneut ein von „Blood & Honour“ Ungarn ausgerichtetes Musikfestival als Begleitung zum 18. Budapester Neonazi-Marsch „Ausbruch“ („Tag der Ehre“) über die Bühne gehen. Der Veranstaltungsort ist geheim, die dort auftretenden Bands sind nur teilweise bekannt. Sicher ist, dass der Auflauf an braunen Gestalten ein sehr viel größerer als in Leoben sein wird – wohl ebenfalls mit Gästen aus Österreich.

Danke an unseren Hinweisgeber zu den Facebook-Einträgen und an Thorsten Hindrichs für die fachliche Einschätzung.
➡️ Die „Kleine Zeitung” (5.2.25) berichtet: „Das war eindeutig ein Neonazi-Konzert“ (Paywall)