Der 2022 mit über einer Million Euro aus staatlichen Geldern alimentierte „exxpress“ (vgl. „Falter“, Nr. 25/23, S. 28) sorgt immer wieder für Erstaunen und zuweilen auch für Lacher – zuletzt, als in einem Artikel zu lesen war, dass Bob Marley und Frank Sinatra einen offenen Brief gegen die Anwendung von künstlicher Intelligenz im künstlerischen Bereich unterzeichnet hätten. Damit darf sich der „exxpress“ rühmen, eine Signatur „post mortem” erfunden zu haben. Bedauerlicherweise war nicht erkennbar, wer für diesen kapitalen Nonsens verantwortlich war.
Mehr als 200 Künstler unterzeichneten den offenen Brief – u. a. Bob Marley und Frank Sinatra.
Elvis hatte vermutlich keine Zeit.
(via eXXpress) pic.twitter.com/okZgnd39KG— björn björnsen (@bjoernsenior) June 25, 2024
Anders war es zumindest für kurze Zeit bei einer Geschichte mit dem Titel „Make Europe great again“, die am 20. Juni im „exxpress“ online ging. Angekündigt wurde da in der typischen „exxpress“-Wortkunst Viktor Orbáns bevorstehende EU-Ratspräsidentschaft: „Für sein Motto kürt der ungarische Ministerpräsident die Variation des Trump-Wahlkampfspruchs „Make Europe Great Again” zum offiziellen Motto.“
Was Orbán „für sein Motto (…) zum Motto kürte“, war allerdings weit weniger überraschend als der Name der Autorin, der neben dem Artikel im „exxpress“ zu lesen war: Magdalena Menegus. „War“, denn der Name wurde dann schnell durch „Redaktion“ ersetzt.
Die Menegus-Schwestern im rechtsextremen Sumpf
Die bekanntere der Menegus-Schwestern ist Annarita. Die (ehemalige?) Funktionärin der Freiheitlichen Jugend deklarierte sich im August 2021 als Taliban-Fangirl, was etliche Reaktionen zur Folge hatte. Bereits Monate zuvor schaffte es Annarita M. in die Medien, nachdem sie einen Tränengaseinsatz der Polizei im Zuge einer Schwurbeldemo mit dem Gaseinsatz im Nationalsozialismus verglich, was einer Holocaustverharmlosung gleichkommt. Mit ihrer Schwester Magdalena einen sie einige gemeinsame Auftritte auch an vorderster Front bei identitären Aufmärschen, musikalische Auftritte bei der „Jungen Alternative Hessen” und im Rahmen eines von „Info-Direkt veranstalteten“ rechtsextremen Vernetzungstreffens in der identitären Immobilie im steirischen Eichkögl.
Kulturfestungs-Chef Erik Freischütz & Michael Scharfmüller hatten die Identitären Martin Sellner, Jakob Gunacker („Die Österreicher”),Roman Möseneder (FPÖ), Anna & Magdalena Menegus & Steve Henschke geladen.
Interessanterweise war auch der #AfD-Politiker Roger Beckamp geladen! pic.twitter.com/ePtMTpqqYn— Rechercheplattform zur Identitären Bewegung (@IbDoku) September 1, 2021
Magdalena Menegus als identitäre Schreiberin
Was Magdalena Menegus als Qualifikationsnachweis vorgelegt hat, um beim „exxpress” zu landen, ist nicht bekannt. Zu ihren pseudojournalistischen Tätigkeiten kann sie jedenfalls ein Engagement bei der „Tagestimme“ zählen. Zehn Artikel, die Menegus 2021 für das identitäre Propagandaorgan verfasst hat, sind über die Website des neurechten Aula-Nachfolgemagazins „Freilich”, das die „Tagesstimme” übernommen hat, abrufbar.