Die Aschermittwoch-Reden haben im bayerischen Sprachraum tatsächlich Tradition. Auch sprachlich. Innviertler*nnen (die gehören sprachlich dazu) wissen noch, was unter „derblecken“ zu verstehen ist. Das kann man lustig finden, muss es aber nicht. Sehr direkt und derb jedenfalls. Die verschwurbelten Satzkonstruktionen von Herbert Kickl sind das nicht. Sie enden manchmal in gehässigen Bildern oder Pointen, etwa wenn der grüne Vizekanzler als permanent besoffen dargestellt wird oder Kickl die Grünen in den Krieg in der Ukraine schicken will. Wenn er den Kanzler mit „Schmähhammer“ adressiert, dann reagiert das Publikum wie im Pawlowschen Reflex. Wenn er „diese ganze Partie zum Mond“ schießen will, ebenso. Wenn Kickl aber von einem Thema zum nächsten springt und wieder zurück, dann ist das ermüdend für das Publikum – und so war der Applaus, abgesehen von den Pawlow-Reflexen, auch sehr verhalten.
Aschermittwoch der Selbstbeweihräucherung
Wenn Kickl aber das „Derblecken“ verwechselt mit immer wiederkehrenden Passagen der Selbstbeweihräucherung und die dann auch noch in seinem ewig-gleichen Sing-Sang vorträgt, dann klinkt sich sein Publikum in der Rieder Jahn-Turnhalle komplett aus – kein Applaus. „Kickl here, Kickl there, Kickl everywhere“, vorgetragen von Kickl, ist einfach nur peinlich und selbstgefällig. Vor allem, wenn es in unzähligen Variationen vorgetragen wird. Auch nicht besser: Wir sind die Guten, wir sind im Besitz der Wahrheit, die anderen lügen und betrügen.
Völlig „gaga“ war Kickl dort, wo er sich „nicht sicher“ war, ob nicht der eine oder andere (Frauen kommen da nicht vor) von den von ihm mit Vornamen genannten Politikern für die CIA tätig ist. Das stellt er einfach so in den Raum. Aus einem vertraulichen (!) Gespräch mit dem Bundespräsidenten berichtet er detailliert, wie ihn der angeblich mit Fragen abprüfen wollte, er ihm aber entgegengeschleudert habe, dass die größte Krise die Vertrauenskrise sei. Der Widerspruch fällt ihm nicht einmal auf!
Womit wir bei der Hetze wären. Kickl versteht nämlich unter derb und „derblecken“ nur Gehässigkeit und Hetze. „Remigration ist Trumpf“, schleudert er in den Saal, um dann zynisch noch eins draufzusetzen: „Es gibt ja überhaupt nichts einzuwenden gegen einen Geh-Heim-Plan.“
Die meisten österreichischen Medien gehen über diese Ungeheuerlichkeit mehr oder minder stillschweigend hinweg. So wie über die geradezu lächerliche Behauptung Kickls „Wir sind die Mitte der Gesellschaft“, zusammen mit: „Schnallt‘s euch an, ihr Volksunterdrücker!“ Seine Parteigranden bejubeln und beklatschen ihn beim Abgang. Sie sind für ihn, weil er gegen Euch ist.
P.S.: Die Kickl-FPÖ tritt in Ried nicht mehr als „Soziale Heimatpartei“ auf, sondern nur mehr als „Die Heimatpartei“. Die neonazistische NPD in Deutschland nennt sich seit Jänner 2024 auch nicht mehr „Soziale Heimatpartei“, sondern nur mehr „Die Heimat“.
➡️ Stoppt die Rechten: Original oder Kopie: FPÖ oder NPD?