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Kickls Aschermittwoch: Diesmal fad, aber gehässig wie immer

Soll man über eine Kickl-Rede wie die vom Ascher­mitt­woch über­haupt noch ein Wort ver­lie­ren? Das war doch nur die Wie­der­ho­lung der Wie­der­ho­lung ein­ge­lern­ter Satz­tei­le, die man schon so oft gehört hat, an die man gewohnt ist. Eben! An Sät­ze wie „Remi­gra­ti­on ist Trumpf“ dür­fen wir uns aber nicht gewöh­nen. Außer­dem gilt es, mit einem Missverständnis […]

16. Feb 2024
Kickl beim politischen Aschermittwoch 2024: derblecken und (Zähne) blecken
Kickl beim politischen Aschermittwoch 2024: derblecken und (Zähne) blecken

Die Ascher­mitt­woch-Reden haben im baye­ri­schen Sprach­raum tat­säch­lich Tra­di­ti­on. Auch sprach­lich. Innviertler*nnen (die gehö­ren sprach­lich dazu) wis­sen noch, was unter „der­ble­cken“ zu ver­ste­hen ist. Das kann man lus­tig fin­den, muss es aber nicht. Sehr direkt und derb jeden­falls. Die ver­schwur­bel­ten Satz­kon­struk­tio­nen von Her­bert Kickl sind das nicht. Sie enden manch­mal in gehäs­si­gen Bil­dern oder Poin­ten, etwa wenn der grü­ne Vize­kanz­ler als per­ma­nent besof­fen dar­ge­stellt wird oder Kickl die Grü­nen in den Krieg in der Ukrai­ne schi­cken will. Wenn er den Kanz­ler mit „Schmäh­ham­mer“ adres­siert, dann reagiert das Publi­kum wie im Paw­low­schen Reflex. Wenn er „die­se gan­ze Par­tie zum Mond“ schie­ßen will, eben­so. Wenn Kickl aber von einem The­ma zum nächs­ten springt und wie­der zurück, dann ist das ermü­dend für das Publi­kum – und so war der Applaus, abge­se­hen von den Paw­low-Refle­xen, auch sehr verhalten.

Aschermittwoch der Selbstbeweihräucherung

Wenn Kickl aber das „Der­ble­cken“ ver­wech­selt mit immer wie­der­keh­ren­den Pas­sa­gen der Selbst­be­weih­räu­che­rung und die dann auch noch in sei­nem ewig-glei­chen Sing-Sang vor­trägt, dann klinkt sich sein Publi­kum in der Rie­der Jahn-Turn­hal­le kom­plett aus – kein Applaus. „Kickl here, Kickl the­re, Kickl ever­y­whe­re“, vor­ge­tra­gen von Kickl, ist ein­fach nur pein­lich und selbst­ge­fäl­lig. Vor allem, wenn es in unzäh­li­gen Varia­tio­nen vor­ge­tra­gen wird. Auch nicht bes­ser: Wir sind die Guten, wir sind im Besitz der Wahr­heit, die ande­ren lügen und betrügen.

Kickl beim politischen Aschermittwoch 2024: derblecken und (Zähne) blecken
Kickl beim poli­ti­schen Ascher­mitt­woch 2024: der­ble­cken und (Zäh­ne) blecken

Völ­lig „gaga“ war Kickl dort, wo er sich „nicht sicher“ war, ob nicht der eine oder ande­re (Frau­en kom­men da nicht vor) von den von ihm mit Vor­na­men genann­ten Poli­ti­kern für die CIA tätig ist. Das stellt er ein­fach so in den Raum. Aus einem ver­trau­li­chen (!) Gespräch mit dem Bun­des­prä­si­den­ten berich­tet er detail­liert, wie ihn der angeb­lich mit Fra­gen abprü­fen woll­te, er ihm aber ent­ge­gen­ge­schleu­dert habe, dass die größ­te Kri­se die Ver­trau­ens­kri­se sei. Der Wider­spruch fällt ihm nicht ein­mal auf!

Womit wir bei der Het­ze wären. Kickl ver­steht näm­lich unter derb und „der­ble­cken“ nur Gehäs­sig­keit und Het­ze. „Remi­gra­ti­on ist Trumpf“, schleu­dert er in den Saal, um dann zynisch noch eins drauf­zu­set­zen: „Es gibt ja über­haupt nichts ein­zu­wen­den gegen einen Geh-Heim-Plan.“

Gegenproteste zur FPÖ-Veranstaltung in Ried: Omas gegen Rechts (14.2.24; © SdR)
Gegen­pro­tes­te zur FPÖ-Ver­an­stal­tung in Ried: Omas gegen Rechts (14.2.24; © SdR)

Die meis­ten öster­rei­chi­schen Medi­en gehen über die­se Unge­heu­er­lich­keit mehr oder min­der still­schwei­gend hin­weg. So wie über die gera­de­zu lächer­li­che Behaup­tung Kick­ls „Wir sind die Mit­te der Gesell­schaft“, zusam­men mit: „Schnallt‘s euch an, ihr Volks­un­ter­drü­cker!“ Sei­ne Par­tei­gran­den beju­beln und beklat­schen ihn beim Abgang. Sie sind für ihn, weil er gegen Euch ist.

P.S.: Die Kickl-FPÖ tritt in Ried nicht mehr als „Sozia­le Hei­mat­par­tei“ auf, son­dern nur mehr als „Die Hei­mat­par­tei“. Die neo­na­zis­ti­sche NPD in Deutsch­land nennt sich seit Jän­ner 2024 auch nicht mehr „Sozia­le Hei­mat­par­tei“, son­dern nur mehr „Die Heimat“.

NPD von "die soziale Heimatpartei" zur Partei "Die Heimat", FPÖ von "die soziale Heimatpartei" zur "die Heimatpartei" (Screenshot 4 FPÖ-TV 14.2.24)
NPD von „die sozia­le Hei­mat­par­tei” zur Par­tei „Die Hei­mat”, FPÖ von „die sozia­le Hei­mat­par­tei” zur „die Hei­mat­par­tei” (Screen­shot 4 FPÖ-TV 14.2.24)

➡️ Stoppt die Rech­ten: Ori­gi­nal oder Kopie: FPÖ oder NPD?

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