Presseaussendung „Welser Initiative gegen Faschismus”
Antifa fordert Absage von rechtsextremem Treffen: „Wels ist kein Tummelplatz für Ewiggestrige!“ Ausgeprägte Nähe des Pennälerrings zur NS-Ideologie
Von 16. bis 18. September wollen sich die deutschnationalen Mittelschülerverbindungen des Österreichischen Pennälerrings (ÖPR) in Wels treffen. Die Stadt mit ihrem blauen Bürgermeister Andreas Rabl fördert den geplanten „Burschentag“ aus Steuergeld: 5.000 Euro sollen die FPÖ-nahen „Pennäler“ bekommen. Möglicherweise soll auch die Stadthalle für den „Festkommers“ kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
„Dabei liefern Verbindungen des Pennälerrings seit Jahrzehnten immer wieder Beweise für ihre braune Gesinnung“, betont Werner Retzl, Vorsitzender der Welser Initiative gegen Faschismus (Antifa). Unter Rückgriff auf Recherchen des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW) hat die Antifa einige Beispiele für die anhaltenden rechtsextremen Umtriebe der „schlagenden“ Mittelschüler aufgelistet:
Die „Gothia Wels“, Gastgeberin des „Burschentages“, empfahl auf ihrer Homepage das neonazistische „Nationale Info-Telefon“ als „bestes tägliches Informationsmedium für Querdenker“. Der verstorbene Welser Rechtsanwalt Gernot Kusatz, „Alter Herr“ und langjähriger Mentor der „Gothia“, sorgte einst bei seiner Verteidigung von drei Neonazis für Aufsehen, weil er das NS-Verbotsgesetz als „nicht mehr zeitgemäß“ abgeschafft haben wollte.
Die „Germania Ried“ lud den deutschen Neonazi-Liedermacher „Fylgien“ alias Sebastian Döhring zu einem Geheimkonzert ins Innviertel ein. Mit Verspätung erfuhr die Öffentlichkeit trotzdem davon. Döhrings Lieder werden vom Verfassungsschutz Brandenburg als „rechtsextremistische Hass-Musik“ eingestuft. Unter anderem besingt „Fylgien“ Ralf Wohlleben, einen wegen Beihilfe zum Mord verurteilten Unterstützer der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU).
Der „Donauhort Aschach“ drohte im Internet mit „deutschen Hieben“ und nannte als sein Verbindungslied das „Treuelied“ der SS. Erst nach einem Protestbrief internationaler Dachverbände von KZ-Überlebenden an Landeshauptmann Thomas Stelzer wurden die eindeutigen Bekenntnisse gelöscht.
Die „Eysn zu Steyr“ lud Martin Sellner, den Chef der rechtsextremen „Identitären“, zu einem Vortrag unter dem Titel „Defend Europe“ ein. Weil es in den Stadt breiten Widerstand gab, konnte der Vortrag nicht öffentlich, sondern nur in der Bude der Burschenschaft gehalten werden. Später wurden Kontakte von Sellner mit Brenton Tarrant, dem Neonazi-Massenmörder von Christchurch, bekannt. Tarrant spendete 1.500 Euro für die rassistischen Aktivitäten der österreichischen „Identitären“.
Die „Quercus-Markomannia Linz“ bekundete ihre Unterstützung der rechtsextremen „Identitären“ auf einem „Burschentag“ im Jahr 2016. Ein Sprecher der Burschenschaft lobte die „sinnvolle außerparlamentarische Arbeit“ der „Identitären“ und appellierte an die Teilnehmer des Treffens: „Sie warten darauf, dass auch wir mit jeder Faser unseres Herzens alles geben, um nicht unterzugehen, um nicht diesen Kampf der Kulturen zu verlieren!“
Die „Vandalia Wien“ brachte in ihrer Bude ein antisemitisches Plakat des früheren deutschen Rechtsterroristen Peter Naumann an.
Die „Germania Wiener Neustadt“ fiel durch ein Liederbuch mit antisemitischen und rassistischen Texten auf. Bundespräsident Alexander Van der Bellen bezeichnete diese Texte als „zutiefst verabscheuungswürdig“.
Die Zeitschrift „Junges Leben“ des Österreichischen Pennälerrings bewarb mehrfach rechtsextreme Publikationen, darunter solche der „Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik“. Letztere wurde vom bekannten Verfassungsexperten Heinz Mayer in einem Gutachten als neonazistisch eingestuft. Die ÖPR-Zeitschrift pries auch Bücher des Rechtsextremisten Rolf Kosiek und des Holocaust-Leugners Gerd Zikeli an.
„Die völkischen Männerbünde lehnen die österreichische Nation ab und schließen die weibliche Hälfte der Bevölkerung von der Mitgliedschaft aus. Ergänzt wird das Bild des Pennälerrings durch die Mensur, ein absurdes Männlichkeitsritual, bei dem sich in den ÖPR-Verbindungen schon Jugendliche blutig schlagen“, sagt Werner Retzl. „Fest steht: Die Öffentlichkeit hat ein Recht zu erfahren, welches demokratiefeindliche Gedankengut hinter dem geplanten ‚Burschentag‘ steht.“
Der Antifa-Vorsitzende fordert die Absage des rechtsextremen Treffens: „Wels ist kein Tummelplatz für Ewiggestrige! Wer Faschismus ablehnt, muss hier ganz klar Position beziehen. Auch Bürgermeister Rabl gibt ja jedes Jahr vor, der NS-Opfer zu gedenken. Wenn er das wider Erwarten ernst meint, kann er gar nicht anders, als die Neonazi-Freunde auszuladen! Erst recht ist jede Förderung der Burschenschafter völlig verantwortungslos.“
Presseaussendung „Mauthausen Kommitee”
Mauthausen Komitee und Netzwerk gegen Rassismus: „Burschentag“ in Wels ist Verhöhnung der NS-Opfer
Mitte September soll in Wels ein „Burschentag“ stattfinden – gemeint ist ein Treffen der deutschnationalen Mittelschülerverbindungen des Österreichischen Pennälerrings (ÖPR). Der Welser FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl will dieses Treffen subventionieren, obwohl nicht nur einzelne ÖPR-Verbindungen immer wieder durch rechtsextreme und antisemitische Inhalte auffallen, sondern auch die ÖPR-Zeitschrift „Junges Leben“. FPÖ und ÖVP haben im Stadtsenat für die Subvention gestimmt, SPÖ und Grüne dagegen. Die Welser Initiative gegen Faschismus (Antifa) fordert die Absage des Treffens. Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) sowie das OÖ. Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus schließen sich dieser Forderung vollinhaltlich an.
„Die Fakten zum Pennälerring müssen alle demokratischen Kräfte alarmieren! Der ‚Burschentag ist eine Verhöhnung der NS-Opfer“, sagt Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ). „Wenn es Bürgermeister Rabl um Wels ginge, würde er die Ewiggestrigen nicht mit Steuergeld fördern, sondern sofort ausladen. Aber weil der ÖPR seiner Partei nahesteht, wird er das nicht tun. Landeshauptmann Thomas Stelzer wiederum nimmt auf seinen Koalitionspartner FPÖ Rücksicht. Dabei sollte er ganz klare Worte finden, denn Oberösterreich hat ein massives Rechtsextremismus-Problem.“
„Zuletzt ist die ohnehin hohe Zahl rechtsextremer Straftaten auch bundesweit stark gestiegen, aber Oberösterreich führt die traurige Statistik seit Jahren an“, erinnert Robert Eiter, Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus. „Das ist im Bundesland, in dem sich die KZ-Gedenkstätte Mauthausen befindet, besonders unerträglich. Übrigens konnten die vielen Schändungen dieser Gedenkstätte und andere schwere Straftaten der braunen Szene nicht aufgeklärt werden. Politik und Behörden sorgen für keinen wirksamen Aktionsplan. Und jetzt soll es noch ein rechtsextremes Treffen in Wels geben?“
Das Mauthausen Komitee und das Netzwerk gegen Rassismus appellieren an Landeshauptmann Thomas Stelzer und die demokratischen Parteien Oberösterreichs, alles zu tun, damit der „Burschentag“ nicht stattfindet.