Die Bude der Grazer Allemannen befindet sich schräg gegenüber dem Hauptgebäude der Uni Graz, im „Allemannenhaus”, das ehemals auch das Burschenschafterlokal „Wartburg” behergte.
Dieses Video wurde gestern Nacht in Graz aufgenommen. Aus den Fenstern der Bude der #Burschenschaft Allemannia in Sichtweite der @UniGraz ertönt „Diese Party wird jetzt rechtsradikal”, ein Song des deutschen Neonazis „Henry8” (hier mit seinem Schlagerprojekt „Johnny Zahngold”). pic.twitter.com/35SCrg4MO9
— Dokumentationsarchiv (@doew_at) August 19, 2021
„Johnny Zahngold“ ist der sprechende Fakename des braunen Barden, der mit seinem anderen Fakenamen, „Henry8“ (kann abgekürzt auch als „HH“ interpretiert werden), für das Rap-Duo „n’Socialist Soundsystem“ (kurz: NSS) werkt. Wobei er da keinen Zweifel aufkommen lässt: „Wir sind nationale Sozialisten und keine HipHopper.“
Das hat sich bei seinem Solo-Schlagerprojekt „Johnny Zahngold“ nicht geändert, nur der musikalische Stil, „Fascho-Schlager“ in der Selbstbeschreibung, ist noch etwas primitiver. Der Refrain „Diese Party wird jetzt rechtsradikal, rechtsradikal, rechtsradikal!“ wird gleich achtmal gebrüllt, der sonstige Text beinhaltet Zeilen wie „Was glotzst Du so, Du dumme Schwuchtel …“ oder „Die Jungs haben heute wieder Spaß, die Arme hoch – wir grüßen alle deutschen Männer, die noch welche sind“, „wir pissen in die Waschbecken auf jedem Weiberklo“. Das scheint das Niveau zu sein, das für die Grazer Allemannen erstrebenswert ist: dümmliche und hetzerische braune „Fascho-Schlager“.
![]() | ![]() |
Die Facebook-Seite der Allemannen, die eigentlich über Veranstaltungen der aktiven Mitglieder informieren will, wird schon seit dem Vorjahr nicht mehr bedient; auf ihrer Webseite sind nur Verlautbarungen zu finden, die in die Irre führen. So wie die sieben Leitlinien der „Allemannia“, in denen es etwa unter Punkt zwei heißt: „Ehre bedeutet persönlich wahrhaftes Verhalten. Sie beinhaltet nicht nur die Wahrung der eigenen Ehre, Ehrlichkeit in Wort und Tat (Handschlagqualität), sondern verpflichtet auch zu einem ehrenhaften Verhalten in allen Bereichen des Lebens und zur Achtung der Würde jedes Menschen.“

Dieses schwulstige Versprechen ist durch „Johnny Zahngolds“ Fascho-Song auf der Bude hinreichend widerlegt. Ob und welche anderen braunen Songs in der lauschigen August-Nacht auf der Allemannen-Bude noch zum Einsatz gekommen sind, ob die Allemannen etwa bei der Olympia Anleihe genommen haben, die die Nazi-Barden Michael Müller, Frank Rennicke und Jörg Hähnel auf ihrer Bude live trällern ließen, oder ob sie wie die Rieder pennalen Germanen Liedchen des Nazi Fylgien oder anderes braunes Liedgut mitgegrölt haben, das wissen wir nicht. Die Zeile „Diese Party wird jetzt rechtsradikal“ genügt schon.
Die Grazer Burschenschaft Allemannia, die Mitgliedsbund der Deutschen Burschenschaft (DB) und innerhalb dieses Dachverbandes der noch rechteren Fraktion Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) ist, hat eine sehr einschlägige Vergangenheit, über die auf ihrer Webseite aber nichts zu erfahren ist. Der Allemanne Oskar Begusch, ein illegaler und fanatischer Nazi hatte 1919 im (österreichischen) Dachverband Burschenschaft der Ostmark den Antrag auf Ausschluss aller jüdischen Mitglieder aus den Burschenschaften gestellt, der dann ein Jahr später von der Deutschen Burschenschaft angenommen wurde und ab diesem Zeitpunkt verbindlich für alle Burschenschaften war („Arierparagraph“).
Die braune und antisemitische Vergangenheit der Allemannia hat übrigens ein Alter Herr der Allemannen gründlich aufgearbeitet, der Historiker Günter Cerwinka. Cerwinka ist so etwas wie das liberale Feigenblatt der Allemannen, den mittlerweile vieles an deren Ideologie stört. Dem „Kurier“ (21.1.2018) gestand er, dass er 1959 mit „einer gewissen Naivität Burschenschafter geworden“ sei, mittlerweile aber nicht mehr mit Gewissheit sagen könne, ob er noch einmal eintreten würde. 2012 war er der einzige Burschenschafter bzw. Alte Herr aus Österreich, der einen Protestaufruf zur Abberufung eines Rechtsextremen als Chefredakteur der Burschenschafterblättchens unterzeichnet hatte.
Die braune musikalische Einlage mit dem Neonazi „Johnny Zahngold” alias „Henry8” macht jedenfalls klar, wie manche Allemannen wirklich ticken.