Aufmerksame Leser*innen von „Stoppt die Rechten“ wissen, dass die FPÖ Burgenland schon seit vielen Jahren eine würdige Bühne für das freiheitliche Drama von Aus- und Rücktritten sowie Ausschlüssen bietet. Erst vor kurzem durften wir von den Turbulenzen in der Mattersburger FPÖ berichten, die nicht nur zu den schon erwähnten Ausschlüssen, sondern auch zu einigen Aus- und Rücktritten geführt haben. Wobei die Mattersburger FPÖ ohnehin einem gewissen Selbstzerstörungsdrang zu unterliegen scheint, denn die hat sich nach 2013 nun zum zweiten Mal zerlegt.
Nach den Mattersburger Ereignissen berief der Landesobmann der FPÖ Burgenland, Alexander Petschnig, der an den Ausschlüssen ja nicht unbeteiligt war, eine „Krisensitzung“ der Mattersburger Bezirkspartei ein: „Wir werden uns am Donnerstag coronakonform zusammensetzen“, erzählte er der APA (bvz.at, 28.1.21). Das nennt man in der FPÖ Burgenland dann vermutlich Prävention oder proaktives Verhalten. Eindrucksvoll unterstrich das auch der frühere Landesobmann und Landeshauptmannstellvertreter Johann Tschürtz, der sich seit seiner vernichtenden Wahlniederlage 2020 mit der Funktion als Klubobmann des geschrumpften blauen Landtagsklubs ziemlich unausgelastet fand und deshalb in Mattersburg 2022 für das Bürgermeisteramt kandidieren wollte, was – zur Bestürzung des selbstlosen Tschürtz – keinen Jubel bei seinen Mattersburger Parteifreunden auslöste. Der leicht verhärmte Tschürtz: „Ich lehne mich jetzt einmal im positiven Sinne zurück und schaue einmal, wie sich die Situation im nächsten halben Jahr entwickelt, dieses Thema ist jetzt nicht dringend.“ (BVZ, 28.1.21)
Die entspannte Stimmung von Tschürtz wollen nicht alle in der FPÖ Burgenland teilen. Der Güssinger FPÖ Bezirksparteiobmann Josef Graf grollte Ende Jänner über seinen Parteiobmann, wenn der alle ausschließen wolle, dann bleibe nicht mehr viel übrig – womit er zweifellos Recht hat. Allerdings hat er sich damit selbst eine ziemlich ungünstige Prognose ausgestellt.
Zunächst einmal hat es nicht ihn, sondern mit Géza Molnár sicher nicht den Falschen erwischt. Wir haben schon vor Jahren leichte Zweifel an dem aufstrebenden Sternchen der FPÖ Burgenland wegen seiner starken Schlagseite in Richtung Identitäre geäußert. Aber das hat die FPÖ Burgenland nicht besorgt. Ganz im Gegenteil! Der schlagende Burschenschafter (Corps Hansea zu Wien) erklomm fast mühelos Spitzenfunktionen in der FPÖ Burgenland, zog 2015 in den Landtag als Abgeordneter ein und wurde – zackzackzack – 2016 Klubobmann. Nebenbei sitzt der heute 36-jährige Molnár seit 2007 in Eisenstadt im Gemeinderat und war bis jetzt auch Stadt- sowie Bezirksparteiobmann.
Als Klubobmann musste er allerdings nach der Wahlniederlage Johann Tschürtz weichen, der gerade wegen der schmerzlichen Niederlage sein schönes Amt als Landeshauptmannstellvertreter verloren hatte. Molnár habe das nicht verkraftet. Das erzählt jedenfalls Johann Tschürtz: „Tschürtz erklärte zu Molnárs Ausschluss gegenüber der APA, dass dieser seit einem Jahr nicht mehr im Klub oder in Ausschüssen mitgearbeitet und sich auch geweigert habe, Reden zu halten.“ (APA via sn.at, 4.3.21) Das wäre natürlich sehr schlimm. Im Landtag schweigen, aber Parteiinterna nach außen tragen (was der andere Vorwurf an Molnár war). Pfui! Aber stimmt das auch?
Molnár hat sich jedenfalls erfrecht, im November 2020 gegen Alexander Petschnig für die Funktion des Landesobmannes der FPÖ Burgenland zu kandidieren und hat dabei nur knapp verloren. Warum gab es überhaupt eine Wahl für den Landesobmann im November? Im März 2020 war der Bundesparteivorsitzende Norbert Hofer nach einer erbitterten Schlacht gegen Manfred Haidinger zum Landesparteiobmann gewählt und der Gegenkandidat Haidinger folgerichtig einige Monate später von der Partei ausgeschlossen worden.
Was Haidingers Ausschluss betrifft, ist die Lage noch etwas unübersichtlich, aber der Bundesparteiobmann Hofer ist ziemlich sicher als Landesparteiobmann nach wenigen Monaten wieder zurückgetreten, was im November zur Neuwahl des Landesparteichefs und in der Folge jetzt zum Ausschluss von Molnár geführt hat. Warum musste er damals auch verlieren! Eines ist ganz gewiss: Fortsetzung folgt!
➡️ Burgenland: Hochaktive blaue Murmeltiere
➡️ Mattersburg (Bgl): Zehntausend Euro für parteischädigendes Verhalten?
➡️ FPÖ: Nur weiter so!
➡️ Sie wachsen zusammen (III) : FPÖ, Hofer und die Identitären
➡️ FPÖ Burgenland: Die Parteielite opfert sich