Der III. Weg: Kleinpartei mit Neonazis und Österreichanschluss

„Ihr rechts­extre­mis­ti­scher bis neo­na­zis­ti­scher Cha­rak­ter ist ein­deu­tig fest­stell­bar“, schreibt der deut­sche Ver­fas­sungs­schutz Baden-Wür­t­­te­m­­berg über die 2013 gegrün­de­te Par­tei „Der III. Weg“, als „Auf­fang­be­cken für Ange­hö­ri­ge der neo­na­zis­ti­schen Sze­ne“ bezeich­net sie der deut­sche Ver­fas­sungs­schutz. Sie hat auch Ver­bin­dun­gen nach Öster­reich. Die zah­len­mä­ßig unbe­deu­ten­de Par­tei macht sich in Deutsch­land immer wie­der bemerk­bar, was nicht nur über deren Website […]

27. Nov 2020

Die zah­len­mä­ßig unbe­deu­ten­de Par­tei macht sich in Deutsch­land immer wie­der bemerk­bar, was nicht nur über deren Web­site erkenn­bar ist. Auch in Öster­reich – stan­des­ge­mäß als „Ost­mark“ titu­liert – hat sie Anhänger*innen. Die haben ihre nach außen sicht­ba­ren Akti­vi­tä­ten aller­dings von Vor­arl­berg nach Nie­der­ös­ter­reich ver­la­gert – ein Orts­wech­sel, der auf die Über­sied­lung einer Per­son, die der Neo­na­zi-Par­tei nahe steht, zurück­führ­bar sein könnte.

Beim sog. „Hel­den­ge­den­ken“ rund um den deut­schen „Volks­trau­er­tag“ pil­gern Proponent*innen des III. Wegs all­jähr­lich zu diver­sen ein­schlä­gig kon­no­tier­ten Denk­mä­lern, um ihren „Ahnen“, das sind in ers­ter Linie Wehr­machts- und SS-Sol­da­ten, mit Ker­zen, Bil­dern und Geste­cken ihre Refe­renz zu erweisen.

Der III. Weg: Heldengedenken in der "Ostmark" – Niederösterreich 2020
Der III. Weg: Hel­den­ge­den­ken in der „Ost­mark” – Nie­der­ös­ter­reich 2020

Fan­den der­ar­ti­ge Bekun­dun­gen in den letz­ten Jah­ren in Hohen­ems, Bre­genz oder auch Hit­tis­au statt, scheint es in die­sem Jahr dort nichts gege­ben zu haben, dafür aber gleich an drei Orten in Nie­der­ös­ter­reich: Ober­wölb­ling, Alt­lich­ten­warth und Deutsch-Wagram.

Der III. Weg: Heldengedenken in Altlichtenwarth (NÖ) – "Unsere Väter waren Helden und keine Täter!"
Der III. Weg: Hel­den­ge­den­ken in Alt­lich­ten­warth (NÖ) – „Unse­re Väter waren Hel­den und kei­ne Täter!”

Der TV-Sen­der Arte hat eine sehens­wer­te Doku über „Der III. Weg“ und sei­ne Ver­bin­dun­gen in die neo­na­zis­ti­sche Sze­ne ausgestrahlt.

Ich den­ke, das Sys­tem, was wir aktu­ell vor­fin­den, ist nicht refor­mier­bar, es muss kom­plett neu geord­net wer­den“, sagt Juli­an Ben­der. Der 28-jäh­ri­ge Ange­stell­te ist der soge­nann­te Gebiets­lei­ter West der neo­na­zis­ti­schen Orga­ni­sa­ti­on „Der Drit­te Weg“. Kaum eine Grup­pe am rech­ten Rand agi­tiert so offen gegen die Demo­kra­tie. Vie­le ihrer Mit­glie­der ent­stam­men dem gewalt­be­rei­ten Spek­trum, war­nen die Ver­fas­sungs­schutz­be­hör­den. Heu­te gehö­ren der Grup­pe knapp 600 Mit­glie­der in 20 Stütz­punk­ten an. „Re:“ hat die Grup­pe ein Vier­tel­jahr lang beglei­tet. Die Repor­ta­ge „Mili­tant und rechts­extrem – Der III. Weg und die Neo­na­zi-Sze­ne“ zeigt, wie die Rechts­extre­mis­ten in neue Gebie­te expan­die­ren und Mit­glie­der anwer­ben. Im Mit­tel­punkt steht dabei ein brei­tes Sozi­al­pro­gramm nur für Deut­sche: Haus­auf­ga­ben­be­treu­ung, Klei­dung für Bedürf­ti­ge und ein Frau­en­früh­stück bie­tet die Grup­pe zum Bei­spiel in Plau­en. Tony Gentsch ist der Sek­ti­ons­lei­ter vor Ort, ein ehe­ma­li­ger Skin­head, der heu­te an der Essens­ta­fel für Sozi­al­schwa­che mit­hilft. Für Gentsch gehört die sozia­le Arbeit zum poli­ti­schen Kampf: „Gemein­schaft schrei­ben wir ganz groß.“ Immer wie­der wer­den auf Ver­an­stal­tun­gen ganz offen natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Paro­len ver­brei­tet. Auf dem Tag des Hei­mat­schut­zes in Olpe ruft eine Red­ne­rin des Drit­ten Weges ins Publi­kum: „Im poli­ti­schen, kul­tu­rel­len und wirt­schaft­li­chen Bereich muss die Losung hei­ßen: Gemein­nutz geht vor Eigen­nutz. Vom ich zum wir“. Poli­ti­sche Tabus bre­chen, Frei­räu­me für völ­ki­sches Den­ken erobern – das scheint die Stra­te­gie, ver­packt in einer sozia­len Fas­sa­de. (Arte)

Update 1.3.21: Die Doku ist lei­der nicht mehr online abrufbar.

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