Freispruch für Adolf H?

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Im Früh­jahr ver­an­stal­te­te McDo­nalds den Online-Wett­be­werb „Mein Bur­ger“, bei dem die Teilnehmer*innen aus ver­schie­de­nen vor­ge­ge­be­nen Zuta­ten einen Bur­ger bas­teln, benen­nen und dazu auch noch voten kön­nen. Auf Platz 7 des Votings schaff­te es zeit­wei­se der User „Adolf H“ mit einem von ihm „Krus­ty Jew Fle­sh“ benann­ten Bur­ger. Vor eini­gen Tagen muss­te er sich des­we­gen vor einem Geschwo­re­nen­ge­richt in Ried im Inn­kreis wegen des Ver­dachts der Wie­der­be­tä­ti­gung verantworten.

Fast alles an dem Vor­fall ist schier unfass­bar: Im Voting des Wett­be­werbs von McDo­nalds konn­te „Adolf H“ zeit­wei­se sogar Platz 7 errei­chen, muss also Unter­stüt­zung durch eine unbe­kann­te Zahl von Votern erhal­ten haben. Als über die Sozia­len Medi­en dar­auf auf­merk­sam gemacht wur­de, wur­den User und und Bur­ger umbe­nannt – in „Dein Bur­ger 1098“, ein­ge­reicht von „Bur­ger­bau­er 25“.

Nazi-Burger von Adolf H auf Platz 7, dann umbenannt

Nazi-Bur­ger von Adolf H auf Platz 7, dann umbenannt

In der Fol­ge kamen noch wei­te­re anti­se­mi­ti­sche und ras­sis­ti­sche „Krea­tio­nen“ zum Vor­schein, die dann von McDonald’s gelöscht wur­den. Ger­ne hät­ten wir von McDonald’s noch vor unse­rem Bericht via Mail vom 20.10. Ant­wor­ten auf eini­ge offe­ne Fra­gen erhal­ten, etwa wie vie­le „ras­sis­ti­sche, anti­se­mi­ti­sche oder sonst­wie het­ze­ri­sche Krea­tio­nen wur­den von Ihnen damals bemerkt bzw. gelöscht“ und even­tu­ell auch ange­zeigt wur­den. Wir woll­ten auch wis­sen, ob McDonald’s irgend­wel­che Kon­se­quen­zen aus dem unfass­ba­ren Vor­fall gezo­gen hat, etwa in einer Mode­ra­ti­on des Wett­be­werbs. Aber McDonald’s hat auf unse­re Fra­gen nicht geant­wor­tet. Offen bleibt damit vor­erst auch, ob gegen die ande­ren anti­se­mi­ti­schen und ras­sis­ti­schen Bur­ger­bast­ler, so es sich um unter­schied­li­che Per­so­nen han­delt, ermit­telt wur­de bzw. wird.

Juden- und Nigger-Burger beim Voting von McDonald's

Juden- und Nig­ger-Bur­ger beim Voting von McDonald’s

„Adolf H“ muss­te sich jeden­falls vor einem Rie­der Geschwo­re­nen­se­nat vor über einer Woche wegen des Ver­dachts der Wie­der­be­tä­ti­gung ver­ant­wor­ten, wie die „Ober­ös­ter­rei­chi­schen Nach­ric­ten“ berich­te­ten. Es ist lei­der nicht ein­mal ein Trep­pen­witz, aber der 28-jäh­ri­ge Ange­klag­te Z. stammt tat­säch­lich aus Brau­nau. Sei­ne Recht­fer­ti­gung folg­te den übli­chen Mus­tern: Ein „blö­der Witz“ sei es gewe­sen, und eine anti­se­mi­ti­sche Ein­stel­lung sei ihm natür­lich völ­lig fremd. Die Geschwo­re­nen konn­ten sich bei der Schuld­fra­ge nicht eini­gen und votier­ten mit vier Stim­men für und mit vier Stim­men gegen sei­ne Schuld. Das ergibt einen Frei­spruch für „Adolf H“. Die drei Berufs­rich­ter in dem Geschwo­re­nen­pro­zess setz­ten das Urteil aller­dings aus, so die OÖN, die bis­lang übri­gens als ein­zi­ge Zei­tung über den Pro­zess berichteten.

Im Früh­jahr sprach sich das brau­ne und anti­se­mi­ti­sche Voting übri­gens bis zu fran­zö­si­schen Nazis her­um, die im Forum „Euro­pe Éco­lo­gie Les Bruns“ neben ihren Namen auch noch Rang­be­zeich­nun­gen der SA tra­gen. Dort beju­bel­te der „SA-Sol­dat“ Brun­ta­nier den 7. Platz und frag­te zynisch, ob McDonald’s die­ses Voting wohl akzep­tie­ren würde.

Voting in Österreich landet in französischem Neonazi-Forum: "Was denkt ihr? Wird McDonald's die partizipative Demokratie akzeptieren?"

Voting in Öster­reich lan­det in fran­zö­si­schem Neo­na­zi-Forum: „Was denkt ihr? Wird McDonald’s die par­ti­zi­pa­ti­ve Demo­kra­tie akzeptieren?”

„Adolf H“, der Brau­nau­er, wird jeden­falls auf ein neu­es Votum eines ande­ren Geschwo­re­nen­ge­richts war­ten müssen.