Shit happens bei den Skalden

Böse Men­schen haben keine Lieder, heißt es. Auf die Inns­bruck­er Sänger­schaft Skalden trifft der Umkehrschluss nicht zu. Der Blog „Die Tiwag“ berichtete vor eini­gen Tagen über ein unap­peti­tlich­es, blut­be­fleck­tes T‑Shirt mit dem ultra­doofen Auf­druck „Schmiss hap­pens“, das die Skalden ganz stolz auf Insta­gram und Face­book ausstellen. Das T‑Shirt haben die Skalden bei Sell­ners Shop geordert. Uns hat das neugierig gemacht.

Die Sache mit dem T‑Shirt ist schnell erzählt. Wie „Die Tiwag“ recher­chierte, wird das T‑Shirt mit dem schwachsin­ni­gen Auf­druck nur von „Pha­lanx Europa“,dem von Mar­tin Sell­ner und Patrick Lenart betriebe­nen Online-Shop ver­trieben. Für den stolzen Preis von € 29,90 kön­nen „Waf­fen­stu­den­ten“ dort das Leiberl erwer­ben – ein Soli-Preis, der sich­er gerne bezahlt wird, schließlich ste­ht man sich ja sehr nahe.

Der Tiwag-Beitrag „Abw­erzgers ‚Skalden’ shop­pen bei Mar­tin Sell­ner“ ist kurz. Zum Schluss gibt’s aber noch einen Link zu einem älteren Beitrag über die Skalden. Und der hat es in sich.

„Der Obmann der selb­ster­nan­nten „Heimat­partei“ und seine wirk­liche geistige Heimat“ ist der Beitrag aus dem Jahr 2016 getitelt und beste­ht aus ein­er Ahnentafel. Ein­er erschreck­enden Ahnentafel mit den Namen von „Skalden“, die nicht bloß ein­fache Nazis waren, son­dern Scher­gen, einige von ihnen Mörder, Kriegsver­brech­er. Diese Ahnentafel ist unvoll­ständig, schreibt „Die Tiwag“. Es gibt also mut­maßlich noch mehr schwere Nazis bei den Skalden.

Ahnentafel Skalden (Quelle "Die Tiwag")

Ahnentafel Skalden (Quelle: „Die Tiwag”)

Was sagen die Skalden dazu? Auf ihrer Web­seite nichts, abso­lut nichts. Stattdessen par­fümieren die Skalden den braunen Ges­tank mit Per­so­n­en, die zwar Skalden waren, aber wegen ihres Anti­semitismus schon sehr früh aus­geschieden sind wie der Schrift­steller Lud­wig von Fick­er, der schon 1920 deswe­gen die Skalden ver­ließ. Die Kriegsver­brech­er, Massen­mörder und fanatis­chen Nazis, die aus der Skalden-Sänger­schaft her­vorgin­gen, sie kom­men in der Rubrik „Bekan­nte Skalden“ nicht vor.

Statt des Skalden und SA-Manns Erich Feier­le, der an der Machtüber­nahme in Vorarl­berg 1938 maßge­blich beteiligt war, find­et sich in der Rubrik nur Franz Feier­le, sein Vater, der eben­falls Skalde und großdeutsch­er Poli­tik­er, aber kein Nazi sein kon­nte, weil er schon 1926 gestor­ben ist. Von den Kriegsver­brech­ern und Massen­mördern aus den Rei­hen der Tirol­er Sänger­schaft keine Spur.

Skalde und SA-Mann Erich Feierle 1938 (Quelle: vol.at)

Skalde und SA-Mann Erich Feier­le 1938 (Quelle: vol.at)

Die Skalden waren zwis­chen den zwei Weltkriegen so anti­semi­tisch, dass es ihnen nach Aus­sagen eines der ihren ver­boten war, in jüdis­chen Lokalen zu verkehren oder in jüdis­chen Geschäften einzukaufen. Dazu find­et sich auf der Web­seite der Skalden nichts, dafür der schöne Satz: „Unser Streben wird es immer sein, die von unseren Grün­dern erstrit­te­nen lib­eralen Werte der Aufk­lärung und des Human­is­mus zu vertei­di­gen!

Ja, genau! Als 2016 Markus Wil­helm auf seinem Blog „Die Tiwag“ die Ahnentafel veröf­fentlichte, zuck­te der Tirol­er FPÖ-Obmann Markus Abw­erzger, der seit 1996 Skalde ist, völ­lig aus und beschimpfte ihn öffentlich als „Voll­trot­tel“ und „Idiot“. Son­st kon­nte er nichts zur Ahnentafel beitragen.

Man muss nicht in die 30er und 40er Jahre des vorigen Jahrhun­derts zurück­blick­en, um sich ein Bild von den Posi­tio­nen der Skalden zu ver­schaf­fen. 1992 ver­ließ die Tirol­er Sänger­schaft den Dachver­band „Deutsche Sänger­schaft“. Eine zweite Ver­sion sagt, sie wurde dazu ver­an­lasst. Das Motiv der Tren­nung ist jeden­falls klar: Die Skalden waren damit nicht ein­ver­standen, dass „auch ein Chi­nese, falls er sich zur Pflege deutschen Kul­turguts verpflichtet“ (aua.blogsport.de), aufgenom­men wer­den kön­nte. Das kön­nte aus den 1930er-Jahren stammen.

Die Face­book-Seite der Skalden präsen­tiert sich so wie ihre Web­seite weit­ge­hend unpoli­tisch, wenn man von eini­gen Lik­ern absieht, über die man schon wieder eine eigene Geschichte schreiben kön­nte. Da ist der aufmerk­same Blick von „Die Tiwag“ schon sehr nüt­zlich: Das ide­ol­o­gis­che State­ment der Skalden ist von den Iden­titären geliefert.

Facebook-Auftritt der Skalden

Face­book-Auftritt der Skalden