Lesezeit: 3 Minuten

Shit happens bei den Skalden

Böse Men­schen haben kei­ne Lie­der, heißt es. Auf die Inns­bru­cker Sän­ger­schaft Skal­den trifft der Umkehr­schluss nicht zu. Der Blog „Die Tiwag“ berich­te­te vor eini­gen Tagen über ein unap­pe­tit­li­ches, blut­be­fleck­tes T‑Shirt mit dem ultra­doo­fen Auf­druck „Schmiss hap­pens“, das die Skal­den ganz stolz auf Insta­gram und Face­book aus­stel­len. Das T‑Shirt haben die Skal­den bei Sell­ners Shop geordert. […]

13. Sep 2019

Die Sache mit dem T‑Shirt ist schnell erzählt. Wie „Die Tiwag“ recher­chier­te, wird das T‑Shirt mit dem schwach­sin­ni­gen Auf­druck nur von „Pha­lanx Europa“,dem von Mar­tin Sell­ner und Patrick Len­art betrie­be­nen Online-Shop ver­trie­ben. Für den stol­zen Preis von € 29,90 kön­nen „Waf­fen­stu­den­ten“ dort das Lei­berl erwer­ben – ein Soli-Preis, der sicher ger­ne bezahlt wird, schließ­lich steht man sich ja sehr nahe.

Der Tiwag-Bei­trag „Abwerz­gers ‚Skal­den’ shop­pen bei Mar­tin Sell­ner“ ist kurz. Zum Schluss gibt’s aber noch einen Link zu einem älte­ren Bei­trag über die Skal­den. Und der hat es in sich.

„Der Obmann der selbst­er­nann­ten „Hei­mat­par­tei“ und sei­ne wirk­li­che geis­ti­ge Hei­mat“ ist der Bei­trag aus dem Jahr 2016 geti­telt und besteht aus einer Ahnen­ta­fel. Einer erschre­cken­den Ahnen­ta­fel mit den Namen von „Skal­den“, die nicht bloß ein­fa­che Nazis waren, son­dern Scher­gen, eini­ge von ihnen Mör­der, Kriegs­ver­bre­cher. Die­se Ahnen­ta­fel ist unvoll­stän­dig, schreibt „Die Tiwag“. Es gibt also mut­maß­lich noch mehr schwe­re Nazis bei den Skalden.

Ahnentafel Skalden (Quelle "Die Tiwag")
Ahnen­ta­fel Skal­den (Quel­le: „Die Tiwag”)

Was sagen die Skal­den dazu? Auf ihrer Web­sei­te nichts, abso­lut nichts. Statt­des­sen par­fü­mie­ren die Skal­den den brau­nen Gestank mit Per­so­nen, die zwar Skal­den waren, aber wegen ihres Anti­se­mi­tis­mus schon sehr früh aus­ge­schie­den sind wie der Schrift­stel­ler Lud­wig von Ficker, der schon 1920 des­we­gen die Skal­den ver­ließ. Die Kriegs­ver­bre­cher, Mas­sen­mör­der und fana­ti­schen Nazis, die aus der Skal­den-Sän­ger­schaft her­vor­gin­gen, sie kom­men in der Rubrik „Bekann­te Skal­den“ nicht vor.

Statt des Skal­den und SA-Manns Erich Fei­er­le, der an der Macht­über­nah­me in Vor­arl­berg 1938 maß­geb­lich betei­ligt war, fin­det sich in der Rubrik nur Franz Fei­er­le, sein Vater, der eben­falls Skal­de und groß­deut­scher Poli­ti­ker, aber kein Nazi sein konn­te, weil er schon 1926 gestor­ben ist. Von den Kriegs­ver­bre­chern und Mas­sen­mör­dern aus den Rei­hen der Tiro­ler Sän­ger­schaft kei­ne Spur.

Skalde und SA-Mann Erich Feierle 1938 (Quelle: vol.at)
Skal­de und SA-Mann Erich Fei­er­le 1938 (Quel­le: vol.at)

Die Skal­den waren zwi­schen den zwei Welt­krie­gen so anti­se­mi­tisch, dass es ihnen nach Aus­sa­gen eines der ihren ver­bo­ten war, in jüdi­schen Loka­len zu ver­keh­ren oder in jüdi­schen Geschäf­ten ein­zu­kau­fen. Dazu fin­det sich auf der Web­sei­te der Skal­den nichts, dafür der schö­ne Satz: „Unser Stre­ben wird es immer sein, die von unse­ren Grün­dern erstrit­te­nen libe­ra­len Wer­te der Auf­klä­rung und des Huma­nis­mus zu ver­tei­di­gen!

Ja, genau! Als 2016 Mar­kus Wil­helm auf sei­nem Blog „Die Tiwag“ die Ahnen­ta­fel ver­öf­fent­lich­te, zuck­te der Tiro­ler FPÖ-Obmann Mar­kus Abwerz­ger, der seit 1996 Skal­de ist, völ­lig aus und beschimpf­te ihn öffent­lich als „Voll­trot­tel“ und „Idi­ot“. Sonst konn­te er nichts zur Ahnen­ta­fel beitragen.

Man muss nicht in die 30er und 40er Jah­re des vori­gen Jahr­hun­derts zurück­bli­cken, um sich ein Bild von den Posi­tio­nen der Skal­den zu ver­schaf­fen. 1992 ver­ließ die Tiro­ler Sän­ger­schaft den Dach­ver­band „Deut­sche Sän­ger­schaft“. Eine zwei­te Ver­si­on sagt, sie wur­de dazu ver­an­lasst. Das Motiv der Tren­nung ist jeden­falls klar: Die Skal­den waren damit nicht ein­ver­stan­den, dass „auch ein Chi­ne­se, falls er sich zur Pfle­ge deut­schen Kul­tur­guts ver­pflich­tet“ (aua.blogsport.de), auf­ge­nom­men wer­den könn­te. Das könn­te aus den 1930er-Jah­ren stammen.

Die Face­book-Sei­te der Skal­den prä­sen­tiert sich so wie ihre Web­sei­te weit­ge­hend unpo­li­tisch, wenn man von eini­gen Likern absieht, über die man schon wie­der eine eige­ne Geschich­te schrei­ben könn­te. Da ist der auf­merk­sa­me Blick von „Die Tiwag“ schon sehr nütz­lich: Das ideo­lo­gi­sche State­ment der Skal­den ist von den Iden­ti­tä­ren geliefert.

Facebook-Auftritt der Skalden
Face­book-Auf­tritt der Skalden