Rechtsradikal ist o.k., aber rechtsradikal und korrupt, das geht gar nicht, ätzte Christian Ehring noch in der Satiresendung „Extra 3“ der ARD vom 23.5.19 über die FPÖ und Strache. Strache hatte in der Vergangenheit immer wieder bestritten, jemals ein Neonazi gewesen zu sein. Ende Dezember 2018 erklärte er in einem APA-Interview, dass der Begriff „ehemaliger Neonazi“ für ihn nicht stimmen könne:
„Da ich nie ein Neonazi war, kann auch der Begriff nicht stimmen. Ich bewerte das als immer wieder gelebte Sauerei mir gegenüber, die von Herrschaften kommt, die eine politische Motivation haben. Unwahrheiten, die man immer wieder wiederholt, werden deshalb aber nicht wahrer.” (APA zit. nach derstandard.at, 28.12.2018)
Nun ja! Die Postkarte, die dem „Falter“ da in die Redaktion trudelte, ist geeignet, die Zweifel an dieser Aussage von Strache noch weiter zu erhöhen. Da gab es ja bisher schon einige. Die ausgezeichnete Reportage der „Süddeutschen Zeitung“ aus dem Jahr 2017 listet sie auch auf: Teilnahme an Aktivitäten der neonazistischen und später verbotenen „Wiking-Jugend“, Wehrsportaktivitäten (gemeinsam mit dem aktuellen Verkehrsminister Andreas Reichhardt), Teilnahme an einer Großdemo der rechtsextremen Deutschen Volksunion (DVU) in München inklusive Festnahme und dann noch die Liaison mit der Tochter des NDP-Chefs Norbert Burger. Das alles zu einer Zeit, in der Strache auch schon bei der FPÖ angedockt hatte, was die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer Reportage zu der verwunderten Überschrift „Eine Art Doppelleben“ veranlasste.
Das führt uns wieder zu der Grußkarte. Die von der rechtsextremen Burschenschaft „Olympia“ dem hochdekorierten Wehrmachtsoffizier und Olympen Robert Colli gewidmete Karte wurde anlässlich des „Ledersprungs“ in Leoben von „Heinrich d. Glückliche“ mit „Deutsche Heilgrüße“ und „Heil Deutschland“ an eine Adresse in Wien, „D‑Oesterreich“ (Deutsch-Österreich) verschickt. „Heinrich“ ist der Verbindungsname von Heinrich Strache in seiner pennalen Burschenschaft Vandalia Wien.
Ist er der „Glückliche“? Der „Falter“ bringt in seinem Bericht zwar keine weiteren Belege – die ergeben sich aber auch aus der Karte selbst. Zum einen sind die Verbindungen zwischen der akademischen Burschenschaft Olympia und der pennalen Burschenschaft Vandalia sehr eng. Das ist auch der Karte zu entnehmen: Der Olympe Walter Asperl* unterzeichnet ebenfalls auf der Karte. Aufgegeben wurde die Karte in einem Ort mit der Postleitzahl 2870, die für mehrere kleine Gemeinden in der Wechsel-Gegend gilt: Nachbarorte von Kirchberg am Wechsel. Dort lebte bis zu seinem Tod 1992 der Neonazi und Südtirol-Terrorist Norbert Burger, der „väterliche Freund“ von Strache. In einem Haus übrigens, das ganz groß die Inschrift ziert:
„Die Männer sind des Reiches Hüter
Das Volk jedoch lebt durch die Mütter“
Der holprige Reim wird noch ergänzt durch die Elhaz- oder Lebensrune, ein von mehreren NS-Organisationen benutztes und daher in Österreich durch das Abzeichengesetz verbotenes Symbol. Dass das Symbol noch immer ungestraft auf der Hauswand prangt, ist das eine. Dass es auf der Postkarte neben den Worten „Abrüsten Aufrüsten“ hinzugefügt wurde, ist auch kein Zufall. Die Rune war das Symbol der Nationaldemokratischen Partei (NDP) des Norbert Burger, in dessen Familie und Haus Heinrich Strache damals sehr glücklich gewesen sein soll.
Als die Postkarte 1990 versandt wurde, war die NDP Burgers schon zwei Jahre verboten. Ein heimlicher Hinweis von Heinrich? Motto „Jetzt erst recht“?
P.S.: Ob der Norbert, der da die Karte auch unterzeichnet hat, der Burger ist, können wir nicht sagen.
Update 6.6.19: Über Twitter wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass sich tatsächlich die Unterschrift von Norbert Burger auf der Postkarte befindet.
*Asperl ist Referent im blauen Parlamentsklub für Unterricht, Wissenschaft, Forschung und Verkehr und Geschäftsführer des Hetzportals „unzensuriert“.