Die Kameraden von der „Tigurina“

Beschw­er­den soll man bei „Stoppt die Recht­en“, dem DÖW und anderen antifaschis­tis­chen Seit­en melden, schreibt ein „A. Lemisch“ unter das von ihm auf YouTube gestellte braune Video der pen­nalen Burschen­schaft Tig­u­ri­na in Feldkirchen/Kärnten. Da hat der Bursche, der sich hin­ter dem Pseu­do­nym ver­birgt, nicht Unrecht! Das DÖW hat sich schon um die Tig­u­ri­na geküm­mert, jet­zt sind wir wieder ein­mal dran.

Die „wehrhaft pen­nale Burschen­schaft Tig­u­ri­na“ ist eigentlich ziem­lich öffentlichkeitss­cheu. Als im Jahr 2000 the­ma­tisiert wurde, dass Sohn Hein­rich der FPÖ-Kurzzeit-Sozialmin­is­terin Elis­a­beth Sickl nach ein­er schw­eren Ver­gan­gen­heit im Umfeld der neon­azis­tis­chen „Nation­al­is­tis­chen Front“ bei der „Tig­u­ri­na“ gelandet ist, erk­lärte Mut­ter Elis­a­beth, dass sie „damals sehr unglück­lich mit der Entwick­lung“ gewe­sen sei, aber jet­zt sei er „Mit­glied ein­er schla­gen­den Verbindung. Das ist etwas kom­plett anderes“ (For­mat Nr. 6/2000). Und wie! Als dann die Web­seite der „Tig­u­ri­na“ etwas näher inspiziert wurde, fand sich neben geschmack­losen sex­is­tis­chen und bräun­lichen Witzchen („heil Ost­mark!“) auch ein beson­ders wider­lich­er anti­semi­tis­ch­er Ein­trag, den „News“ (Nr. 13/2000) damals so beschrieben hat:

Der Höhep­unkt der stramm-nationalen Geschmack­losigkeit­en find­et sich unter der Rubrik „Die Aufdeck­er“: ein manip­uliertes Bild, das einen fal­l­en­den Juden vor einem Reit­er mit „fototech­nisch’ aufge­set­ztem SS-Helm zeigt. Begleit­text: „Tel-Aviv, 32. Juli 1943. Mit unglaublich­er Bru­tal­ität und Intol­er­anz gehen berit­tene SS-Scher­gen (siehe Helm!) gegen einen Exbum­mel von Ander­sausse­hen­den vor. (Dabei sind es ange­blich eh Rechts­gerichtete.) Der Säck­el­wart der B! Tig­uri­naver­liert dabei seine Mütze!“

Daraufhin ver­schwand die Web­seite der „Tig­u­ri­na“ für fast 20 Jahre von der Bild­fläche. Schließlich wollte man sich die durch Schwarz-Blau neu sprudel­nden Förderun­gen des Bun­des für pen­nale Verbindun­gen nicht verbauen!

Tigurina 2000: Wir kommen wieder!

Tig­u­ri­na 2000: Wir kom­men wieder!

Tigurina 2000: Walhalla kommt wieder!

Tig­u­ri­na 2000: Wal­hal­la kommt wieder!

Im Stillen blühte die geschmack­lose wider­lich braune und anti­semi­tis­che Gesin­nung aber offen­sichtlich weit­er: „NS-Koket­terie“, nen­nt das das DÖW in seinem aktuellen Beitrag über das Video der „Tig­u­ri­na“ mit dem Titel „Der Fuchs“.

Mit­tler­weile ist das Video von der Home­page der „Tig­u­ri­na“ herun­tergenom­men wor­den: ange­blich auf­grund der höflichen Bitte von „Vil­lach­er Bier“, wie die Tig­uri­nen anmerken. Ein LKW-Zug von „Vil­lach­er Bier“ wird näm­lich im Video gezeigt, neben Rat­ten und Aas. Let­zteres wird illus­tri­ert mit einem Foto von George Soros und Angela Merkel.

Fressfeind Aas Soros

Fress­feind Aas Soros (Screen­shot aus Video „Der Fuchs”)

Wir ers­paren uns hier weit­ere Schilderun­gen und ver­weisen auf den Beitrag des DÖW. Die Erzählstimme, Thomas Eich­horn, bekan­nt als Sprech­er viel­er TV-Pro­duk­tio­nen, ver­weist in ein­er Stel­lung­nahme darauf, dass er nur beauf­tragt wurde, für einen Natur­film (wohl über Füchse) einen Text einzus­prechen. Sein Auf­tragge­ber war dem­nach Hel­mut Sch.. Über die poli­tis­che Aus­sage der dazu mon­tierten Bilder habe er keine Ken­nt­nis gehabt. Die „Kleine Zeitung“ berichtet (25.4.19, S. 18/19), dass die Vil­lach­er Brauerei not amused war über die Ver­wen­dung ihres Logos in dem Video und dass die Staat­san­waltschaft wegen Wieder­betä­ti­gung Ermit­tlun­gen gegen die Burschen­schaft, die unter Beobach­tung des Ver­fas­sungss­chutzes ste­he, aufgenom­men habe.

Startseite Tigurina mit Link auf eine Presseaussendung der "Aula"

Start­seite Tig­u­ri­na mit Link auf eine alte Presseaussendung der „Aula” (24.4.19)

Als wir jet­zt im DÖW-Beitrag über das Video der „Tig­u­ri­na“ lasen, dass ein bis heute aktiv­er Tig­urine „noch in den 1990er-Jahren zum inneren Kreis der öster­re­ichis­chen Neon­aziszene unter Gert Hon­sik, Franz Radl jun. und Got­tfried Küs­sel“ gehörte, hat­ten wir zunächst eine vage Assozi­a­tion zu der ver­we­ge­nen Ein­schätzung von Mut­ter Elis­a­beth zu ihrem Sohn Hein­rich, dessen Ver­gan­gen­heit und spätere tugend­hafte Entwick­lung zu einem wehrhaften Burschen und Graz­er FPÖ-Gemein­der­at sowie Fre­und der Identitären.

Wir blät­terten also in unserem riesi­gen Zeitschriften-Archiv den Beitrag aus dem „For­mat“ Nr. 6/2000 nach und fan­den darin den fol­gen­den Hinweis:

Ein Stapo-Bericht von Okto­ber 1991 schildert einen Auf­marsch vor dem Lan­des­gericht Graz, bei dem Sickl mit Szene­größen wie Gerd Hon­sik und Got­tfried K. für die Freilas­sung eines Kam­er­aden protestierte. Zitat der Stapo: „Sie sol­i­darisierten sich mit der Mei­n­ung des Inhaftierten Franz R., daß die Gaskam­mern Attrap­pen seien.” Ein Wieder­betä­ti­gungsver­fahren gegen Sickl­wurde eingestellt.

Hein­rich ist aber nicht der „bis heute aktive Tig­urine“ mit der braunen Ver­gan­gen­heit, denn erstens war er 1991 nur „zufäl­lig“ bei diesem Auf­marsch dabei, und zweit­ens ist er mit­tler­weile in Graz aktiv – als FPÖ-Gemein­der­at, Burschen­schafter der „Arminia“ und Fre­und der Iden­titären. Bei der „Tig­u­ri­na“ ist ein ander­er „alter Herr“ bis heute aktiv, find­et sich sog­ar im Vere­in­sreg­is­ter als Schrift­führer, obwohl das bei der „Tig­u­ri­na“ eigentlich „Schrift­wart“ heißt, und hat eine Ver­gan­gen­heit, die ihn nicht nur „zufäl­lig“ in die Neon­azi-Szene geführt hat.

1995 wur­den Andreas Thier­ry, eine langjährige Szene­größe und “‘Wehrsport­part­ner“ von Heinz-Chris­t­ian („Hein­rich“) Stra­che und Hel­mut Adolf Sch., der „Tig­urine“, wegen Wieder­betä­ti­gung zu 24 bzw. 15 Monat­en bed­ingt verurteilt. Die bei­den hat­ten ein Flug­blatt „Die Wahrheit über die Waf­fen-SS“ verteilt, in dem es unter anderem hieß: „Es ist eine Lüge, daß die Waf­fen-SS eine ver­brecherische Organ­i­sa­tion gewe­sen ist. Wahrheit ist vielmehr, daß sie ehren­haft und anständig gekämpft hat.

Thier­ry habe er bei ein­er Burschen­schaft ken­nen­gel­ernt, erk­lärte Hel­mut Adolf Sch. in der Ver­hand­lung. War Thier­ry auch bei der Tig­u­ri­na? Oder ist man sich bei Wehrsportübun­gen über den Weg gelaufen? Hel­mut Sch. hat seinen zweit­en Vor­na­men jeden­falls nicht zufäl­lig erhal­ten, denn wenige Tage vor sein­er eige­nen Ver­hand­lung musste sich auch sein Vater wegen Wieder­betä­ti­gung vor dem Lan­des­gericht Kla­gen­furt ver­ant­worten, wurde allerd­ings freige­sprochen. Der Lehrer hat­te sich unter anderem 1991 an ein­er Demon­stra­tion für Franz Radl, eine andere Szene-Größe, beteiligt und – so die Anklage — im Unter­richt Ein­schlägiges von sich gegeben. 1995 war Hel­mut Adolf 22 Jahre alt. Sein­er Gesin­nung dürfte er aber treu geblieben sein, denn für die braune Kampf­schrift des Alt­nazi Her­bert Schweiger „Evo­lu­tion des Wis­sens – Neuord­nung der Poli­tik“ lieferte er den „Satz“. Außer­dem ist Hel­mut als Zeich­n­er bzw. Grafik­er aktiv – aber das ist eine andere Geschichte.

Rückblick uaf der Tigurina-Website: Werbung für Kongress "Verteidiger Europas"

Rück­blick auf der Tig­u­ri­na-Web­site: Wer­bung für Kongress „Vertei­di­ger Europas”

Dem „A. Lemisch“, der das Fuch­sen-Video auf YouTube stellte, sind wir natür­lich sehr dankbar für seinen Hin­weis, auch wenn er samt Fuchs-Video seit heute nicht mehr zu find­en ist, denn sein Account ist wie einst die Web­site der „Tig­u­ri­na“ verblichen.

Youtube-Account von Lemisch geschlossen (25.4.19)

Youtube-Account von Lemisch geschlossen (25.4.19)

Bei dieser Gele­gen­heit wollen wir noch anmerken, dass der echte Lemisch zwar auch pen­naler Burschen­schafter, aber bei der Tau­riska in Kla­gen­furt, war, und zwar heftig deutschna­tion­al, aber anscheinend kein Nazi. Das ist doch ein deut­lich­er Unterschied!

"Der Fuchs" – A. Lemisch: Beschwerden, Anzeigen, Lob und Kritik hier melden ...

„Der Fuchs” – A. Lemisch: Beschw­er­den, Anzeigen, Lob und Kri­tik hier melden …