Am Freitag, 8. September wurde ich darüber informiert, dass das international agierende Webportal „The Daily Stormer“, eine der übelsten Neonazi-Seiten, die sich deutlich am Nazi-Hetzblatt„Stürmer“ von Julius Streicher orientiert, seit kurzem über eine österreichische Domain verfügt. Erste Recherchen im Netz brachten kaum Resultate zur österreichischen Domain– der Versuch, die Seite aufzurufen, ergab eine leere Seite.
Was das Netz allerdings ausspuckte, waren Stationen einer bislang einzigartigen Vertreibung der Neonazi-Seite in den letzten Wochen aus dem Web.
Mitte August, am 13.8.17, hatte der Domain-Hoster GoDaddy dem „Daily Stormer“ (DS) eine 24-Stunden-Frist gesetzt, um sich eine neue Domain zu suchen. Dem Ultimatum vorausgegangen war eine widerliche Verhöhnung von Heather Heyer, dem Mordopfer der Nazi-Proteste von Charlottesville (USA) durch DS. Die Verhöhnung des Mordopfers, das als „dicke, kinderlose Hure“ bezeichnet wurde, das „eine Last für die Gesellschaft“ gewesen sei, hatte landesweite Proteste gegen DS und jene, die ihm Unterstützung und Unterschlupf gewähren, zur Folge.
So geschah etwas, was in den USA bisher nicht vorstellbar war: DS wurde aus dem Worldwide Web vertrieben. Nach GoDaddy verwehrte Google den Unterschlupf und sperrte auch die YouTube-Konten des DS, Tucows folgte am 15.8., sodass an diesem Tag „DS“ ankündigte, ins Darknet abzutauchen. Ein schwerer Rückschlag für die Neonazis von DS, die mit ihrer Seite im WWW hohe Zugriffszahlen hatten.
Twitter sperrte Konten, die mit DS und ihrem Betreiber, Andrew Anglin, assoziiert waren, am 16.8., Facebook ebenso und schließlich versagte auch CloudFlare den Neonazis seine Dienste. Der Chef von CloudFlare dazu in einer internen Botschaft: „Heute morgen hat Cloudflare den Account des Daily Stormer geschlossen. Das war meine Entscheidung, aus einem einfachen Grund: Die Leute hinter der Website sind Arschlöcher und ich hatte genug von ihnen.” (Zeit Online, 17.8.2017).

Mit ihrer Hetze bzw. der daraufhin einsetzenden öffentlichen Debatte (und noch wichtiger: den Protesten!) darüber, wie weit Neutralität im Netz gehen darf (dazu noch einmal Zeit Online), haben die Neonazis vom DS bei den Größten der Internetinfrastruktur in den USA in einem Einzelfall eine Einigkeit gegen eine Hetzseite bewirkt, die bislang immer verweigert wurde.
Als am 17.8. DS mit einer russischen Domain aus dem Darknet auftauchte, verfügte die russische Aufsichtsbehörde für Kommunikation Roskomnadsor die Sperre, Wieder nichts! Zwei Tage später scheiterte der nächste Versuch bei der Registrierungsstelle Namecheap.
Am 27.8. tauchte DS mit einer albanischen Domainadresse auf, die am 30.8. abgedreht wurde. Dann war einige Tage Pause, bis am 7.9. der DS mit einer österreichischen Adresse registriert wurde. Mit einem Trick wollte man offensichtlich die Behörden, aber auch die kritische Öffentlichkeit umgehen: für österreichische BesucherInnen, die mit einem der üblichen Browser die Seite aufrufen wollten, blieb der Bildschirm leer.

Am Montag, 11.9., verständigte ich die Registrierungsstelle nic.at und den Verfassungsschutz, forderte die Schließung und erstattete noch am Vormittag Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Auch standard.at und die APA wurden informiert und berichteten unverzüglich – mit dem Ergebnis, dass nic.at mittags meldete, dass dem DS um 11.56h die .at-Domain entzogen wurde.
Der DS plumpste wieder ins Darknet zurück, wo er in der braunen Schmuddelecke nach wie vor zu erreichen ist. Am Montag nachmittags setzten dann sehr heftige DDoS- Attacken auf unsere Webseite stopptdierechten.at ein, die unseren Hostprovider bis Dienstag mittags beschäftigten und dazu geführt haben, dass Stopptdierechten.at in diesem Zeitraum kaum bzw. gar nicht erreichbar war. Wir haben auch dazu eine Strafanzeige erstattet. Ein Zusammenhang mit der Schließung und Vertreibung des DS von der österreichischen Domainadresse ist naheliegend.
Die Neonaziseite „The Daily Stormer“ wird weiterhin versuchen, mit einer „ordentlichen“ – Domain-Adresse wieder im WWW zu landen. Nur so ist seine Verbreitung gesichert. Zum ersten Mal ist es aber über viele Ländergrenzen und Konzerninteressen hinweg gelungen, eine der widerlichsten Neonazi-Seiten in die Schranken zu weisen und empfindlich zu schädigen. No pasaran!
(Zur Bedeutung des „Daily Stormer“ folgt demnächst noch ein Beitrag.)