Der Absturz des „Stürmer“: No pasaran!

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Die Neo­na­zi-Web­sei­te „The Dai­ly Stor­mer“, die eini­ge Tage eine öster­rei­chi­sche Domain­adres­se hat­te, wur­de am Mon­tag, 11. 9. um 11.56h von der Regis­trie­rungs­stel­le nic.at gelöscht. Die Fol­ge waren sehr hef­ti­ge DDoS-Atta­cken auf „Stopptderechten.at“, die dazu führ­ten, dass unse­re Sei­te zwi­schen Mon­tag nach­mit­tags und Diens­tag mit­tags nicht bzw. kaum erreich­bar war. Ein Ereig­nis­pro­to­koll von Karl Öllinger.

Am Frei­tag, 8. Sep­tem­ber wur­de ich dar­über infor­miert, dass das inter­na­tio­nal agie­ren­de Web­por­tal „The Dai­ly Stor­mer“, eine der übels­ten Neo­na­zi-Sei­ten, die sich deut­lich am Nazi-Hetzblatt„Stürmer“ von Juli­us Strei­cher ori­en­tiert, seit kur­zem über eine öster­rei­chi­sche Domain ver­fügt. Ers­te Recher­chen im Netz brach­ten kaum Resul­ta­te zur öster­rei­chi­schen Domain– der Ver­such, die Sei­te auf­zu­ru­fen, ergab eine lee­re Seite.

Was das Netz aller­dings aus­spuck­te, waren Sta­tio­nen einer bis­lang ein­zig­ar­ti­gen Ver­trei­bung der Neo­na­zi-Sei­te in den letz­ten Wochen aus dem Web.

Mit­te August, am 13.8.17, hat­te der Domain-Hos­ter GoDad­dy dem „Dai­ly Stor­mer“ (DS) eine 24-Stun­den-Frist gesetzt, um sich eine neue Domain zu suchen. Dem Ulti­ma­tum vor­aus­ge­gan­gen war eine wider­li­che Ver­höh­nung von Hea­ther Heyer, dem Mord­op­fer der Nazi-Pro­tes­te von Char­lot­tes­ville (USA) durch DS. Die Ver­höh­nung des Mord­op­fers, das als „dicke, kin­der­lo­se Hure“ bezeich­net wur­de, das „eine Last für die Gesell­schaft“ gewe­sen sei, hat­te lan­des­wei­te Pro­tes­te gegen DS und jene, die ihm Unter­stüt­zung und Unter­schlupf gewäh­ren, zur Folge.

So geschah etwas, was in den USA bis­her nicht vor­stell­bar war: DS wur­de aus dem World­wi­de Web ver­trie­ben. Nach GoDad­dy ver­wehr­te Goog­le den Unter­schlupf und sperr­te auch die You­Tube-Kon­ten des DS, Tucows folg­te am 15.8., sodass an die­sem Tag „DS“ ankün­dig­te, ins Dark­net abzu­tau­chen. Ein schwe­rer Rück­schlag für die Neo­na­zis von DS, die mit ihrer Sei­te im WWW hohe Zugriffs­zah­len hatten.

Twit­ter sperr­te Kon­ten, die mit DS und ihrem Betrei­ber, Andrew Anglin, asso­zi­iert waren, am 16.8., Face­book eben­so und schließ­lich ver­sag­te auch Cloud­Fla­re den Neo­na­zis sei­ne Diens­te. Der Chef von Cloud­Fla­re dazu in einer inter­nen Bot­schaft: „Heu­te mor­gen hat Cloud­fla­re den Account des Dai­ly Stor­mer geschlos­sen. Das war mei­ne Ent­schei­dung, aus einem ein­fa­chen Grund: Die Leu­te hin­ter der Web­site sind Arsch­lö­cher und ich hat­te genug von ihnen.” (Zeit Online, 17.8.2017).

Wider­li­che Neo­na­zi-Sei­te jetzt nicht mehr unter .at-Domain

Mit ihrer Het­ze bzw. der dar­auf­hin ein­set­zen­den öffent­li­chen Debat­te (und noch wich­ti­ger: den Pro­tes­ten!) dar­über, wie weit Neu­tra­li­tät im Netz gehen darf (dazu noch ein­mal Zeit Online), haben die Neo­na­zis vom DS bei den Größ­ten der Inter­net­in­fra­struk­tur in den USA in einem Ein­zel­fall eine Einig­keit gegen eine Hetz­sei­te bewirkt, die bis­lang immer ver­wei­gert wurde.

Als am 17.8. DS mit einer rus­si­schen Domain aus dem Dark­net auf­tauch­te, ver­füg­te die rus­si­sche Auf­sichts­be­hör­de für Kom­mu­ni­ka­ti­on Ros­kom­n­ad­sor die Sper­re, Wie­der nichts! Zwei Tage spä­ter schei­ter­te der nächs­te Ver­such bei der Regis­trie­rungs­stel­le Name­cheap.

Am 27.8. tauch­te DS mit einer alba­ni­schen Domain­adres­se auf, die am 30.8. abge­dreht wur­de. Dann war eini­ge Tage Pau­se, bis am 7.9. der DS mit einer öster­rei­chi­schen Adres­se regis­triert wur­de. Mit einem Trick woll­te man offen­sicht­lich die Behör­den, aber auch die kri­ti­sche Öffent­lich­keit umge­hen: für öster­rei­chi­sche Besu­che­rIn­nen, die mit einem der übli­chen Brow­ser die Sei­te auf­ru­fen woll­ten, blieb der Bild­schirm leer.

Anti­se­mi­ti­sche Het­ze gegen Geor­ge Soros

Am Mon­tag, 11.9., ver­stän­dig­te ich die Regis­trie­rungs­stel­le nic.at und den Ver­fas­sungs­schutz, for­der­te die Schlie­ßung und erstat­te­te noch am Vor­mit­tag Anzei­ge bei der Staats­an­walt­schaft. Auch standard.at und die APA wur­den infor­miert und berich­te­ten unver­züg­lich – mit dem Ergeb­nis, dass nic.at mit­tags mel­de­te, dass dem DS um 11.56h die .at-Domain ent­zo­gen wurde.

Der DS plumps­te wie­der ins Dark­net zurück, wo er in der brau­nen Schmud­del­ecke nach wie vor zu errei­chen ist. Am Mon­tag nach­mit­tags setz­ten dann sehr hef­ti­ge DDoS- Atta­cken auf unse­re Web­sei­te stopptdierechten.at ein, die unse­ren Host­pro­vi­der bis Diens­tag mit­tags beschäf­tig­ten und dazu geführt haben, dass Stopptdierechten.at in die­sem Zeit­raum kaum bzw. gar nicht erreich­bar war. Wir haben auch dazu eine Straf­an­zei­ge erstat­tet. Ein Zusam­men­hang mit der Schlie­ßung und Ver­trei­bung des DS von der öster­rei­chi­schen Domain­adres­se ist naheliegend.

Die Neo­na­zi­sei­te „The Dai­ly Stor­mer“ wird wei­ter­hin ver­su­chen, mit einer „ordent­li­chen“ – Domain-Adres­se wie­der im WWW zu lan­den. Nur so ist sei­ne Ver­brei­tung gesi­chert. Zum ers­ten Mal ist es aber über vie­le Län­der­gren­zen und Kon­zern­in­ter­es­sen hin­weg gelun­gen, eine der wider­lichs­ten Neo­na­zi-Sei­ten in die Schran­ken zu wei­sen und emp­find­lich zu schä­di­gen. No pasa­ran!

(Zur Bedeu­tung des „Dai­ly Stor­mer“ folgt dem­nächst noch ein Beitrag.)