Dortmund: Antifa-Bekennerschreiben ist rechtsextreme False-Flag-Aktion

Nach dem Anschlag auf den Mannschafts­bus von Borus­sia Dort­mund vor dem Cham­pi­ons-League-Viertel­fi­nale gegen den AS Mona­co am Dien­stag, 11.4., wurde auf der Plat­tform „Indy­media“ der Beitrag eines unbekan­nten Nutzers mit dem Namen „Antifa“ veröf­fentlicht, in dem sich „Antifa“ zu dem Anschlag beken­nt. Mit Sicher­heit han­delt es sich dabei um einen weit­eren Ver­such, antifaschis­tis­che Arbeit in Mis­skred­it zu bringen.

In dem ange­blichen Beken­ner­schreiben wird der Anschlag damit begrün­det, dass „seit Jahren“ auch Men­schen mit ein­er men­schen­ver­ach­t­en­den Gesin­nung das Sta­dion betreten dürften, statt die lokale Antifa zu Rate zu ziehen, „um solch­es Gedankengut aus dem Sta­dion zu ver­ban­nen“. Unter­stellt wird damit, dass ein Sta­dion mit­tels Gesin­nung­sprü­fung durch die Antifa von Per­so­n­en mit „men­schen­ver­ach­t­en­der Gesin­nung“ gesäu­bert wer­den könne.

Die Unter­stel­lung fol­gt recht­sex­tremen Ide­olo­giemustern, wonach die Linken, die Antifa und die Grü­nen Mei­n­un­gen (gemeint sind damit NS-Ide­olo­gie und Het­ze) unter­drück­en wür­den. Nicht zufäl­lig wurde kurz nach der Veröf­fentlichung auf „Indy­media“ das Beken­ner­schreiben auf dem recht­en Het­zblog „PI-News“ („Polit­i­cal­ly Incor­rect“) veröf­fentlicht und so kommentiert:

„Seit Jahren ter­ror­isieren die Linken dieses Land und jenen Teil der Bürg­er, deren Mei­n­ung ihnen nicht passt. Sie dro­hen, erpressen und wenn das nichts nützt wer­den sie gewalt­tätig. Ger­ade die SPD schützt und unter­stützt diese Ver­brech­er und wird es wohl auch weit­er­hin tun…“

„Indy­media“ ist eine offene linke Plat­tform, auf der im Prinzip ohne Ein­schränkung veröf­fentlicht wer­den kann. Deshalb kon­nte auch das Beken­ner­schreiben passieren, wurde allerd­ings kurz darauf von den Mod­er­a­torIn­nen gelöscht, „weil die Falschmel­dung so offen­sichtlich vor inhaltlichen Fehlern strotzte und klar war, dass es ein Fake ist“ (linksunten.indymedia.org).

Fake Bekennerschreiben zum Dortmunder Angriff auf den Bus, gepostet auf indymedia

Fake Beken­ner­schreiben zum Dort­munder Angriff auf den Bus, gepostet auf indymedia

Warum ist das ange­bliche Beken­ner­schreiben ein Fake, ver­mut­lich eine False-Flag-Aktion von Recht­sex­tremen? Nicht nur wegen der Unter­stel­lung, durch eine Antifa-Gesin­nung­sprü­fung könne „men­schen­ver­ach­t­ende Gesin­nung“ aus einem Sta­dion ver­ban­nt wer­den, son­dern vor allem wegen der vorge­blich linken Sprach­codes, die in dem Beken­ner­schreiben ver­wen­det, aber eigentlich ver­arscht werden.

Manche Linke schreiben zwar „Rassist_innen“, aber sich­er nicht „Nazi_innen“ oder „Mensch_innen“. Und schon gar nicht Spieler_innen, wenn es sich um den Mannschafts­bus des BVB Dort­mund han­delt! Gegen­derte Endun­gen dort, wo sie nichts zu suchen haben, wer­den vorzugsweise von Recht­en und Recht­sex­tremen ver­wen­det, um Linke und Grüne lächer­lich zu machen.

 

Sinnlosen Gendern - wie bei "GrünInnen" oder "LinkInnen" - als Methode um Gendern an sich zu diffamieren wird offenbar niemals langweilig...

Sinnlosen Gen­dern — wie bei „GrünIn­nen” oder „Link­In­nen” — als Meth­ode um Gen­dern an sich zu dif­famieren wird offen­bar niemals langweilig…

Dass einige öster­re­ichis­che Medi­en noch etliche Stun­den nach dem Anschlag auf den BVB-Bus von einem ern­stzunehmenden linken bzw. antifaschis­tis­chen Beken­ner­schreiben fab­u­lierten, spricht nicht unbe­d­ingt für deren Recherchequal­ität. Schließlich gibt es mit­tler­weile schon einige Erfahrun­gen mit sehr ähn­lich gelagerten recht­en Fakes. Als im Sep­tem­ber des Vor­jahres in Dres­den vor der „Fatih Camiine”-Moschee und dem Kon­gress­cen­ter Sprengsätze gezün­det wur­den, fand sich kurz darauf auf indymedia.org ein Beken­ner­schreiben, ange­blich von der „Antifa Dres­den“. Die kon­terte damals über Twit­ter: „Lächer­lich­es Faschopack ver­sucht von sich abzu­lenken. Bil­lig zusam­mengeschus­tert ist nicht so unser Stil und unge­gen­dert erst recht nicht“.

Angebliches Bekennerschreiben der "Antifa Dresden" aus 2016 - auch dieses ein Fake.

Ange­blich­es Beken­ner­schreiben der „Antifa Dres­den” aus 2016 — auch dieses ein Fake.

Dies­mal war das Schreiben gegen­dert – allerd­ings bewusst über­zo­gen. Waren es diesel­ben unbekan­nten Recht­sex­tremen? In Dres­den wurde Monate danach ein Recht­sex­tremer als Hauptverdächtiger für die Anschläge aus­ge­forscht.

2013 hat­te die „Ger­manophobe Flut-Brigade mit einem Beken­ner­schreiben, das eben­falls über Indy­media einge­speist und an die Öffentlichkeit gebracht wurde, den Ver­dacht für eine behauptete absichtliche Flu­tung von Däm­men und Deichen während der Hochwasserkatas­tro­phe Linken in die Schuhe schieben wollen.

Die FPÖ erregte sich damals beson­ders über die Grü­nen und stoppt­dierecht­en, weil wir auf unser­er Seite des öfteren sog­ar Links zu Mel­dun­gen von indymedia.org geset­zt haben und deshalb mitver­ant­wortlich für die Flutkatas­tro­phe seien. Aus­gerech­net Mar­tin Graf (FPÖ) machte daraus sog­ar eine par­la­men­tarische Anfrage, während FPÖ-Gen­er­alsekretär Vil­im­sky eine Dis­tanzierung der Grü­nen von stopptdierechten.at forderte. Was die bei­den damals nicht bedacht haben: die FPÖ selb­st hat­te in der Ver­gan­gen­heit schon in ein­er Presseaussendung „indymedia.org“ zitiert, zus­tim­mend sog­ar! Wie furchtbar!

Mit­tler­weile verdicht­en sich die Hin­weise, dass der Anschlag in Dort­mund einen jihadis­tis­chen Hin­ter­grund haben kön­nte. Am Tatort – und nicht im Inter­net! — wur­den näm­lich drei Schreiben mit jihadis­tis­chen Posi­tio­nen gefun­den. Zu dem Beken­ner­schreiben auf Indy­media teilt die Bun­de­san­waltschaft mit: „Nach ein­er ersten Bew­er­tung beste­hen erhe­bliche Zweifel an der Echtheit dieser Beken­nung.” (Süd­deutsche Zeitung).

Patrick Gens­ing, der näch­ste Woche bei der Recht­sex­trem­is­mus-Enquete der Grü­nen referieren wird, kommt für „Fak­ten­find­er“ auf „tagesschau.de“ zu einem sehr ähn­lichen Ergebnis.