Vilimsky schießt sich ins Knie

Har­ald Vil­im­sky, Gen­er­alsekretär der FPÖ, hat es gut gemeint. Seine Erre­gung muss gren­zen­los gewe­sen sein, als er Nachricht­en über eine „Ger­manophobe Flut-Brigade“ las, die sich zur Beschädi­gung von Däm­men und Deichen in Deutsch­land bekan­nte. Seine messer­scharfe Schlussfol­gerung, dass Stoppt­dierecht­en mit den Tätern unter ein­er Decke stecke, weist allerd­ings tragikomis­che Ele­mente auf.

Was ist passiert?

Auf de.indymedia.org wurde am 8.6. das „Beken­ner­schreiben“ ein­er „Ger­manophoben Flut-Brigade“ veröf­fentlicht, in dem diese ankündigt, „die von der scheisz-deutschen Volks­ge­mein­schaft errichteten Dämme und Deiche soweit zu beschädi­gen, dasz das Wass­er endlich wieder die Städte fluten kann“.

Die Gruppe übern­immt in den Schreiben auch die Ver­ant­wor­tung dafür, drei Deiche bere­its beschädigt zu haben und fordert zu weit­eren Beschädi­gun­gen auf.

Das „Beken­ner­schreiben“ wird in Winde­seile auf recht­sex­tremen und Neon­azi-Blogs und Web­seit­en ver­bre­it­et. Auch „Bild.de“ berichtet über ein „per­vers­es Beken­ner­schreiben ein­er unbekan­nten Sab­o­tage­gruppe“. Der Innen­min­is­ter von Sach­sen-Anhalt, Hol­ger Stahlknecht (CDU) wird mit der Aus­sage zitiert, er nehme das Schreiben ernst. Bei einem Kon­troll­flug über die erwäh­n­ten drei Deiche wur­den Schä­den fest­gestellt: „Ob sie wirk­lich von dieser Gruppe stam­men, ist aber bis­lang unklar.“ (Bild.de).

Was macht Indymedia?

Indy­media ist eine Plat­tform von Medi­en­ak­tivistIn­nen, die in Europa län­der­weise gegliedert ist. Das öster­re­ichis­che Indy­media wurde nach fünf Jahren 2012 eingestellt. Indy­media ver­tritt den Grund­satz der freien Informationsverbreitung:

„Indy­media ist eine Veröf­fentlichungsplat­tform, auf der jede und jed­er selb­stver­fasste Berichte pub­lizieren kann. Eine Über­prü­fung der Inhalte und eine redak­tionelle Bear­beitung der Beiträge find­en nicht statt.“

Der Mod­er­a­tor vom Dienst erk­lärt zum Beken­ner­schreiben, dass er sich nie hätte vorstellen kön­nen, dass dieser „infan­tile Quatsch“ von Medi­en bzw. gar den Sicher­heits­be­hör­den ernst genom­men würde. Das Beken­ner­schreiben selb­st ist nicht mehr öffentlich zugänglich.

Mit­tler­weile ver­bre­it­en die diversen recht­en und recht­sex­tremen Blogs und Web­seit­en den Inhalt des Beken­ner­schreibens als Screen­shot oder Text – z.B. auch „unzensuriert.at“.

Was macht Vilimsky daraus?

Har­ald Vil­im­sky hat sich eine beson­ders raf­finierte Strate­gie ein­fall­en lassen. Am Dienstag,11.6. erscheint in der Gratiszeitung „heute“ ein klein­er Beitrag mit dem Titel „Unter­stützen die Grü­nen ‚link­sex­treme Hetz-Seit­en?“ , in dem Vil­im­sky mit der Begrün­dung, dass stopptdierechten.at 37 mal auf Indy­media ver­linkt habe, eine Dis­tanzierung der Grü­nen gefordert wird: „Andern­falls müsse Nation­al­rat­spräsi­dentin Pram­mer (SP) die Staat­san­waltschaft ein­schal­ten.“ (Heute, 11.6. 2013).

Am 11.6. trip­pelt sich Vil­im­sky den Ball, den er ver­mut­lich mith­il­fe ein­er glänzen­den „unzensuriert“-Recherche von „heute“ über­nom­men hat, selb­st wieder zu und schafft in sein­er OTS-Aussendung ein glänzen­des Eigentor.

Nach­dem er darauf hin­weist, dass „aktuell“ die Zeitung „heute“ über die „Hetz-Seite“ stoppt­dierecht­en und ihre Links zu indy­media berichtet habe, fordert er die Grü­nen auf, sich von diesem Pro­jekt zu dis­tanzieren. Wenn nicht, „müssen sie sich den Vor­wurf gefall­en lassen, Teil eines link­sex­tremen Net­zw­erks zu sein, in dessen Umfeld zu Gewalt­tat­en aufgerufen wird, Gewalt­tat­en began­gen und gut­ge­heißen wer­den“ (OTS Vil­im­sky, 11.6.2013) . Es beste­he der Ver­dacht, so Vil­im­sky, dass im Wirkungs­bere­ich des Par­la­ments Straftat­en gut­ge­heißen und Het­ze betrieben würde. Durch die Links zu indy­media würde stoppt­dierecht­en eine Zus­tim­mung zu Aktio­nen wie Anschlä­gen auf Hochwassere­in­rich­tun­gen durch­blick­en lassen.

Der Schuss ins Knie

Die Begrün­dung von Vil­im­sky , warum Links zu Beiträ­gen von indy­media bzw. linksunten.indymedia ( zum über­wiegen­den Teil waren es Links zu Beiträ­gen über die recht­sex­treme deutsche Burschen­schaft bzw. deren Doku­mente) gewaltver­her­rlichend sein sollen, hat es allerd­ings in sich:

„Ser­iöse Medi­en mei­den genau­so wie demokratis­che Poli­tik­er die Link­sex­tremen-Plat­tform Indy­media“.

Au ‑das tut weh!

Wed­er gibt es einen Link auf stoppt­dierecht­en, in dem das schwachsin­nige Beken­ner­schreiben der „Ger­manophoben Flut-Brigade“ ver­linkt bzw. gut­ge­heißen wor­den wäre noch stimmt die Behaup­tung von Vilimsky.

Wir müssen im Gegen­teil den FPÖ-Gen­er­alsekretär davon in Ken­nt­nis set­zen, dass uns nur eine Partei bekan­nt ist, die – auf ihrer offiziellen Web­seite! — zus­tim­mend indy­media zitiert und einen Link dazu set­zt: die FPÖ!

Blöd gelaufen, Har­ald Vilimsky!

P.S:: Eine sim­ple Sprach­analyse der „Beken­ner­schreiben“ (mit­tler­weile gibt es ja schon zwei) und ihr flot­ter Trans­port über rechte Web­seit­en hätte Vil­im­sky vielle­icht auf die rechte iden­titäre, sor­ry: idi­o­tis­che Spur brin­gen kön­nen, über die wir schon gestern berichtet haben. Das Doku­men­ta­tion­sarchiv hat e seinen Beitrag um die Mel­dung ergänzt, dass der Beitrag von Sascha Krolzig mit­tler­weile gelöscht hat. 


Neon­azi schreibt, dass es sich dabei „mit an Sicher­heit gren­zen­der Wahrschein­lichkeit” um eine Fake-Mel­dung han­delt; Bildquelle: dokmz.wordpress.com
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