Klagenfurt/Celovec: Brutaler Angriff auf junge Antifaschistin

Recht­sex­treme Gewalt gegen poli­tis­che Gegner_innen nimmt auch in Öster­re­ich weit­er zu. Am let­zten Mittwoch des ver­gan­genen Jahres, dem 28.12.2016, wurde in Klagenfurt/Celovec um die Mit­tagszeit eine junge Antifaschistin, die gegen ras­sis­tis­che Äußerun­gen in einem kla­gen­furter Bus ein­schritt, bru­tal zusammenschlagen.

Het­ze gegen Geflüchtete und andere ras­sis­tis­che Äußerun­gen sind im öffentlichen Raum eben­so wie im Inter­net zu ein­er erschreck­enden Nor­mal­ität gewor­den, gegen die kaum noch jemand anre­det. Nicht nur haben sich die Gren­zen des „Sag­baren“ in den let­zten Jahrzehn­ten immer weit­er nach Rechts ver­schoben, son­dern auch weite Teil der Bevölkerung scheinen kein Prob­lem damit zu haben, dass in ihrer Anwe­sen­heit men­schen­feindlich­es Gedankengut zum Aus­druck gebracht wird.

Diese Erfahrung musste auch eine junge Antifaschistin in Kärnten/Koroška in der let­zten Dezem­ber­woche machen. In einem Bus in Klagenfurt/Celovec zeigte sie Zivil­courage und schritt ein, als zwei junge Män­ner zwis­chen 17 und 20 Jahren laut­stark ras­sis­tis­che Äußerun­gen zum Besten gaben. Ein­schüchterung und Beschimp­fun­gen waren die Folge und führten dazu, dass die junge Frau auch ver­früht aus dem Bus ausstieg. Erschreck­end ist dabei jedoch nicht nur die Aggres­siv­ität, mit der die bei­den Män­ner auf Wider­spruch reagierten, son­dern auch die Teil­nahm­slosigkeit der anwe­senden, anderen Fahrgäste. So erzählt die Betrof­fene: „Wenn man in den Ferien Vor­mit­tags in Kla­gen­furt Bus fährt, kommt es öfters vor, dass man bis auf ein paar Pensionist_innen alleine im Bus sitzt. Diese wirk­ten eher weniger beein­druckt, eher noch gen­ervt von unser­er Laut­stärke.

Die attackierte Antifaschistin postete Fotos ihrer Verletzungen auf Facebook...

Die attack­ierte Antifaschistin postete Fotos ihrer Ver­let­zun­gen auf Facebook…

Erneute Begeg­nung
Zu ihrem Unglück traf die junge Frau am gle­ichen Tag erneut auf die bei­den Män­ner, die sie aber­mals sex­is­tisch beschimpften. Lei­der musste sie dabei auch erfahren, dass Rassist_innen und Recht­sex­treme auch vor physis­ch­er Gewalt nicht zurückschreck­en um ihrer Het­ze Aus­druck zu ver­lei­hen. Die Antifaschistin wurde am hel­l­licht­en Tag nicht nur bru­tal gegen eine Wand gedrückt, son­dern ein­er der bei­den Män­nern schlug ihr mit der Faust mehrfach ins Gesicht, zog sie an den Haaren, würgte sie und stieß sie schlussendlich zu Boden um ihr noch mehrmals ins Gesicht zu treten. Mehrere Ver­let­zun­gen im Gesicht, ein aus­geschla­gen­er Zahn sowie ein ange­broch­enes Kiefer waren die Folge. Erneut wurde der Vor­fall von in der Nähe anwe­senden Men­schen ignori­ert und so kam ihr auch nie­mand zu Hil­fe. „Die Passant_innen, die sich nach dem Angriff in der Nähe befan­den, wirk­ten eher unbe­holfe­nen und desin­ter­essiert. Als ich mich wieder aufrap­pelte, ging ich an einem älteren Her­ren vor­bei, er blick­te auch nur beschämt an mir vor­bei“, erzählt die Betroffene.

Die attackierte Antifaschistin postete Fotos ihrer Verletzungen auf Facebook...

Nicht zum Schweigen brin­gen lassen
Wen­ngle­ich dieses Beispiel zeigt, wie schwierig es aktuell beispiel­sweise in Klagenfurt/Celovec gewor­den ist, sich gegen ras­sis­tis­che Het­ze zur Wehr zu set­zen, wird dadurch ein­mal mehr die bit­tere Notwendigkeit deut­lich, men­schen­feindlichem Gedankengut etwas ent­ge­gen zu set­zen. Auch die Gruppe „Radikale Linke Koroš­ka“ hält in einem sol­i­darischen State­ment fest, dass dieser Über­griff „ein klar­er Beweis dafür“ wäre, „wie weit die ras­sis­tis­che Het­ze in Europa und ras­sis­tis­che Instru­men­tal­isierung viel­er Politiker*innen und Medi­en, Men­schen in ihrem Denken bestärken“. Umso wichtiger ist couragiertes Ver­hal­ten wie jenes der kärnt­ner Antifaschistin, die sich durch den Vor­fall zum Glück nicht ein­schüchtern und schon gar nicht zum Schweigen brin­gen lässt. Auf Face­book machte die mutige Aktivistin auf den Vor­fall aufmerk­sam und veröf­fentlichte auch Fotos von ihren bru­tal­en Ver­let­zun­gen im Gesicht. Stoppt die Recht­en erzählt sie außer­dem: „Für mich ist der Angriff kein Grund, Angst davor zu haben, weit­er­hin gegen Ras­sis­mus vorzuge­hen und aktiv zu bleiben. Natür­lich habe ich ein mul­miges Gefühl bei dem Gedanken, dass eine solche Sit­u­a­tion kein Einzelfall bleiben kön­nte. Gle­ichzeit­ig füh­le ich mich aber auch mehr als bestätigt. Angesichts der Tat­sache, dass sich gesellschaftlich­er Ras­sis­mus immer weit­er zus­pitzt, muss sich etwas ändern und das kann nur geschehen, indem Men­schen dage­gen ein­schre­it­en.

Mehr dazu:
Bericht zum Über­griff auf Facebook