Hetze gegen Geflüchtete und andere rassistische Äußerungen sind im öffentlichen Raum ebenso wie im Internet zu einer erschreckenden Normalität geworden, gegen die kaum noch jemand anredet. Nicht nur haben sich die Grenzen des „Sagbaren“ in den letzten Jahrzehnten immer weiter nach Rechts verschoben, sondern auch weite Teil der Bevölkerung scheinen kein Problem damit zu haben, dass in ihrer Anwesenheit menschenfeindliches Gedankengut zum Ausdruck gebracht wird.
Diese Erfahrung musste auch eine junge Antifaschistin in Kärnten/Koroška in der letzten Dezemberwoche machen. In einem Bus in Klagenfurt/Celovec zeigte sie Zivilcourage und schritt ein, als zwei junge Männer zwischen 17 und 20 Jahren lautstark rassistische Äußerungen zum Besten gaben. Einschüchterung und Beschimpfungen waren die Folge und führten dazu, dass die junge Frau auch verfrüht aus dem Bus ausstieg. Erschreckend ist dabei jedoch nicht nur die Aggressivität, mit der die beiden Männer auf Widerspruch reagierten, sondern auch die Teilnahmslosigkeit der anwesenden, anderen Fahrgäste. So erzählt die Betroffene: „Wenn man in den Ferien Vormittags in Klagenfurt Bus fährt, kommt es öfters vor, dass man bis auf ein paar Pensionist_innen alleine im Bus sitzt. Diese wirkten eher weniger beeindruckt, eher noch genervt von unserer Lautstärke.“
Erneute Begegnung
Zu ihrem Unglück traf die junge Frau am gleichen Tag erneut auf die beiden Männer, die sie abermals sexistisch beschimpften. Leider musste sie dabei auch erfahren, dass Rassist_innen und Rechtsextreme auch vor physischer Gewalt nicht zurückschrecken um ihrer Hetze Ausdruck zu verleihen. Die Antifaschistin wurde am helllichten Tag nicht nur brutal gegen eine Wand gedrückt, sondern einer der beiden Männern schlug ihr mit der Faust mehrfach ins Gesicht, zog sie an den Haaren, würgte sie und stieß sie schlussendlich zu Boden um ihr noch mehrmals ins Gesicht zu treten. Mehrere Verletzungen im Gesicht, ein ausgeschlagener Zahn sowie ein angebrochenes Kiefer waren die Folge. Erneut wurde der Vorfall von in der Nähe anwesenden Menschen ignoriert und so kam ihr auch niemand zu Hilfe. „Die Passant_innen, die sich nach dem Angriff in der Nähe befanden, wirkten eher unbeholfenen und desinteressiert. Als ich mich wieder aufrappelte, ging ich an einem älteren Herren vorbei, er blickte auch nur beschämt an mir vorbei“, erzählt die Betroffene.
Nicht zum Schweigen bringen lassen
Wenngleich dieses Beispiel zeigt, wie schwierig es aktuell beispielsweise in Klagenfurt/Celovec geworden ist, sich gegen rassistische Hetze zur Wehr zu setzen, wird dadurch einmal mehr die bittere Notwendigkeit deutlich, menschenfeindlichem Gedankengut etwas entgegen zu setzen. Auch die Gruppe „Radikale Linke Koroška“ hält in einem solidarischen Statement fest, dass dieser Übergriff „ein klarer Beweis dafür“ wäre, „wie weit die rassistische Hetze in Europa und rassistische Instrumentalisierung vieler Politiker*innen und Medien, Menschen in ihrem Denken bestärken“. Umso wichtiger ist couragiertes Verhalten wie jenes der Kärntner Antifaschistin, die sich durch den Vorfall zum Glück nicht einschüchtern und schon gar nicht zum Schweigen bringen lässt. Auf Facebook machte die mutige Aktivistin auf den Vorfall aufmerksam und veröffentlichte auch Fotos von ihren brutalen Verletzungen im Gesicht. Stoppt die Rechten erzählt sie außerdem:
Für mich ist der Angriff kein Grund, Angst davor zu haben, weiterhin gegen Rassismus vorzugehen und aktiv zu bleiben. Natürlich habe ich ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken, dass eine solche Situation kein Einzelfall bleiben könnte. Gleichzeitig fühle ich mich aber auch mehr als bestätigt. Angesichts der Tatsache, dass sich gesellschaftlicher Rassismus immer weiter zuspitzt, muss sich etwas ändern und das kann nur geschehen, indem Menschen dagegen einschreiten.