Ahmet Demir, Landtagsabgeordneter der Grünen in Tirol, wollte in der Vorwoche mit einem schief geratenen Vergleich auf ein Problem aufmerksam machen. Auf Twitter veröffentlichte er ein Foto von zwei katholischen Nonnen mit Schleier und postete dazu, dass er zwei Burkaträgerinnen gesichtet habe. Mehr hat er nicht gebraucht! Über die Berechtigung von Schleiern dürfen anscheinend nur die selbsternannten Vertreter des Christentums entscheiden.
Das Original-Posting auf Facebook…
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Der Scherz war schief und unangebracht, keine Frage. Die Kopfbedeckung der Nonnen, der weiße Schleier, ist kein Gesichtskerker wie die Burka. Auch der Hinweis nach dem Posting „Sarcasm off“ nütze da nichts mehr. Dass Demir schon vor seiner Twitter-Meldung versucht hatte, sich auf Facebook ernsthaft mit der Verschleierungsfrage auseinanderzusetzen, spielte schon überhaupt keine Rolle für die Empörten.
Demir äußert sich regelmäßig zum Thema…
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Ausgerechnet der Landesobmann der Tiroler FPÖ, Markus Abwerzger, sah in Demirs Twitter-Meldung eine „riesige Sauerei“. Da mochte der Klubobmann der ÖVP im Nationalrat, Reinhold Lopatka, nicht länger hintanstehen und seine theologischen Detailkenntnisse verstecken. Nicht genug damit, dass er den „Vergleich der Kleidung von Ordensschwestern der Barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul, die selbstverständlich nicht ihr Gesicht verdecken, mit Burkaträgerinnen völlig unangebracht“ fand, setzte er mit einem deutlichen Wink an Demir nach: „Auch grüne Mandatare hätten die österreichische Leitkultur zu respektieren“, mahnte Lopatka in der „Tiroler Tageszeitung“ (18.8.2016).
Eines der ausfälligen Antwortschreiben…
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Der Hinweis auf die ominöse österreichische Leitkultur wäre vermutlich entfallen, wenn sich nicht Ahmet Demir schon durch seinen Namen verdächtig gemacht hätte. Was Lopatka in seiner diskreten, aber doch deutlichen Anspielung einmahnt, nämlich die österreichische Leitkultur, wird von anderen sehr direkt ausformuliert:
„Sehr geehrter Herr Demir, ist Özdemir ihr Bruder oder sehen Türken aufgrund ihres interfamiliären Sexuallebens alle gleich aus. Vielleicht liegt es auch am Kinderficken das die Türkei und die Grünen so verbindet….“, mailte der Vertreter der österreichischen Leitkultur Johann Weindl an Ahmet Demir.
Reaktion eines Braunauer Gastwirts…
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Ein anderer Leitkultur-Vertreter, der Braunauer Gastwirt Froschauer, postete auf Facebook: „So ein volltrottl der schafficker“, um dann noch nachzusetzen: “manda es wird zeit“. Als die „Oberösterreichischen Nachrichten“ über diese „massive Entgleisung“ des Braunauer Wirten berichten, setzt der Wirt noch eins drauf:
„Was hat a türk in der tiroler landesregierung zu suchen, der gehört mit einem nassen fetzen verjagt, aber über die grenze“ und „der soll mit erdogan eselfangen gehn“. David Stögmüller, Grüner Abgeordneter zum Bundesrat, hat gegen Froschauer und einen weiteren Poster eine Sachverhaltsdarstellung wegen des Verdachts der Verhetzung eingebracht (Froschauers Postings ist mittlerweile offline), aber die Hetzer aus Braunau sind bei weitem nicht die ärgsten:
„ich bin ein Familienvater aus Innsbruck, katholisch erzogen und verheiratet“, schreibt ein weiterer Leitkultur-Mensch an Demir, um sich dann zu erklären:
„GOTT wir sie Strafen…..Kommen sie nicht nach Innsbruck….sie sind ein toter Mann!!!“.
Antwortschreiben an Demir per Post…
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Zu hoffen wäre, dass nicht Gott den Demir, sondern ein Gericht den Schreiber dieses Briefes und all die anderen strafen wird.
Die einzige coole Reaktion auf die Twitter-Meldung von Demir kam übrigens von den heimischen Ordensfrauen. Schwester Beatrix Mayrhofer, die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, erklärte in einem Interview mit „Kathpress“, dass sie sich durch das Posting Demirs nicht beleidigt fühle:
„Sein Vergleich von Ordensfrauen mit muslimischen Burka-Trägerinnen sei wohl ’spontan und nicht angebracht’, die politischen Reaktionen darauf aber jedenfalls ’nicht spontan und nicht angebracht’ „, so Mayrhofer.