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Traummännlein Innenministerium: Die Identitären sind brav!

Man will es nicht glau­ben, aber es ist so. Das Innen­mi­nis­te­ri­um beant­wor­tet eine par­la­men­ta­ri­sche Anfra­ge der Abge­ord­ne­ten Wal­ser und Öllin­ger zur „Iden­ti­tä­ren Bewe­gung“ so, als ob es eigent­lich über­haupt kein aktu­el­les Pro­blem mit der rechts­extre­men Pöbel­trup­pe geben wür­de. Bei der Fra­ge nach den neo­na­zis­ti­schen Ver­bin­dun­gen der Iden­ti­tä­ren errö­tet das Innen­mi­nis­te­ri­um sogar leicht. Im Ver­fas­sungs­schutz­be­richt von […]

6. Jul 2016

Im Ver­fas­sungs­schutz­be­richt von 2014 war über die Iden­ti­tä­ren zu lesen: „Die Distan­zie­rung vom Neo­na­zis­mus in öffent­li­chen State­ments ist als tak­ti­sches Manö­ver zu wer­ten, da sich in den Rei­hen der Bewe­gungs­eli­ten amts­be­kann­te Neo­na­zis befin­den und Kon­tak­te in ande­re rechts­extre­mis­ti­sche Sze­n­e­be­rei­che bestehen“.


Iden­ti­tä­re: Rechts­extre­mer Schlä­ger­trupp (Über­fall in Graz: „Iden­ti­tä­re“ Kader betei­ligt)
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Da woll­ten die Abge­ord­ne­ten Wal­ser und Öllin­ger Genaue­res wis­sen, aber das Innen­mi­nis­te­ri­um errö­te­te leicht und flüs­ter­te in der Anfragebeantwortung:

„Um all­fäl­li­ge Ermitt­lungs­er­geb­nis­se nicht zu kon­ter­ka­rie­ren, muss von einer Beant­wor­tung der Fra­ge Abstand genom­men wer­den“.

Was der Ver­fas­sungs­schutz des Innen­mi­nis­te­ri­ums dar­un­ter ver­steht, dass Ermitt­lungs­er­geb­nis­se nicht kon­ter­ka­riert wer­den sol­len, konn­te man erst in den letz­ten Tagen am Bei­spiel Stei­er­mark nach­voll­zie­hen. Wenn das Hee­res­ab­wehr­amt dem Ver­fas­sungs­schutz eine bevor­ste­hen­de rechts­extre­me Akti­on mel­det, dann sagt der, dass er die­se Ermitt­lungs­er­geb­nis­se nicht kon­ter­ka­rie­ren will bzw. kein Inter­es­se an wei­te­ren Infor­ma­tio­nen habe .


Iden­ti­tä­re: Rechts­extre­mer Schlä­ger­trupp (Über­fall in Graz: „Iden­ti­tä­re“ Kader betei­ligt)
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Am bes­ten weg­schau­en – das scheint auch das Mot­to für die­se Anfra­ge­be­ant­wor­tung gewe­sen zu sein, in der das Innen­mi­nis­te­ri­um „die ideo­lo­gisch ableit­ba­re mili­tan­te Grund­hal­tung der Bewe­gung (…) der­zeit nicht an einer kon­kre­ten Gewalt­be­reit­schaft von Ein­zel­per­so­nen“ fest­ma­chen kann. Das funk­tio­niert aber nur, wenn man die rosa­ro­te Bril­len über­ein­an­der gesta­pelt trägt. Die Ant­wort ken­nen die anti­fa­schis­ti­schen Demons­tran­tIn­nen in Wien, wo die Poli­zei den Iden­ti­tä­ren den Weg mit Pfef­fer­spray frei­ge­macht hat. Oder die in Graz,wo eini­ge Idis zuletzt im Jän­ner 2016 von ihrer ‚ideo­lo­gisch ableit­ba­ren mili­tan­ten Grund­hal­tung‘ Gebrauch gemacht haben. Aller­dings waren sie dort als Grup­pe und nicht als Ein­zel­per­so­nen aktiv – das ist dem Ver­fas­sungs­schutz wichtig!

Daher ver­wun­dert es auch nicht wei­ter, dass das Innen­mi­nis­te­ri­um das eigent­li­che Gefah­ren­po­ten­zi­al in dem auf der Stra­ße geführ­ten „Dis­kurs“ „zwi­schen den, in unter­schied­li­chen, dia­me­tral poli­ti­schen Lagern behei­ma­te­ten oft­mals extre­men Grup­pie­run­gen“ sieht. Das ist, ange­sichts der iden­ti­tä­ren Atta­cken auf Thea­ter­auf­füh­run­gen, Vor­le­sun­gen und Par­tei­ein­rich­tun­gen nicht nur völ­lig dane­ben, son­dern eine Zumutung.

Seit wann dür­fen Iden­ti­tä­re par­la­men­ta­ri­sche Anfra­gen über Iden­ti­tä­re selbst beantworten?