Ukraine/Frankreich: Ein Rechtsextremer und viele offene Fragen

Es ist — bis auf weit­eres – eine merk­würdi­ge Geschichte, die vor zwei Wochen am 21. Mai durch die Ver­haf­tung eines Fran­zosen an der ukrainisch-pol­nis­chen Gren­ze ihren vor­läu­fi­gen Abschluss fand. Bei sein­er Fes­t­nahme hat­te er nach Angaben des ukrainis­chen Geheim­di­en­stes weit mehr als 100 kg Sprengstoff, Kalaschnikows, andere Waf­fen und Muni­tion bei sich, mit denen er während der Fußball-EM mehr als ein Dutzend Atten­tate durch­führen wollte. Ein Neonazi?

Seit Dezem­ber des ver­gan­genen Jahres sei der mut­maßliche recht­sex­treme Atten­täter, dessen Iden­tität die BBC mit Gre­goire Moutaux (25) aus Nant-le-Petit angab, vom ukrainis­chen Geheim­di­enst SBU observiert wor­den. In die Ukraine war er ein­gereist, um als Frei­williger gegen prorus­sis­che Sep­a­ratis­ten im Osten des Lan­des zu kämpfen. Dort – im Osten des Lan­des – hat er anscheinend auch die Waf­fen und Spreng­mit­tel erworben.

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Bemerkenswert, so die Ham­burg­er Mor­gen­post (Mopo), ist, dass offen­bar „der 25-Jährige (…) mit Wis­sen der Behör­den in den Besitz der Waf­fen gekom­men (ist) und (…) sie sog­ar testen kon­nte“.

Noch ist die Infor­ma­tion­slage ins­ge­samt sehr dürftig, die franzö­sis­chen Behör­den geben sich weit­ge­hend unin­formiert, obwohl die Ver­haf­tung nun schon mehr als zwei Wochen zurück­liegt und die Angaben der ukrainis­chen Behör­den sind auch keine Offenbarung.

Die recht­sex­treme Gesin­nung des Ver­hafteten wird in erster Lin­ie aus seinen Anschlagszie­len abgeleit­et, die eine Syn­a­goge, eine Moschee, Auto­bah­nen, Brück­en und „eine Ein­rich­tung, die Steuern von den Bürg­ern Frankre­ichs ein­treibt“ und andere Orte umfassen, so der SBU-Chef Grizak laut Mopo. Aufge­fall­en sei er in der Ukraine durch Sprüche gegen den Islam, die Glob­al­isierung und Kri­tik an der franzö­sis­chen Regierung wegen ihrer Ausländerpolitik.


Gré­goire M. bei sein­er Verhaftung
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In seinem Heima­tort Nant-le-Petit im Nor­dosten Frankre­ichs ist der junge Mann, der als Rinderbe­samer in der Land­wirtschaft tätig war, nur pos­i­tiv aufge­fall­en: als fre­undlich und gut erzo­gen beschreiben ihn die Nach­barn (das ist doch fast immer so bei den Ter­ror­is­ten). Bei ein­er Razz­ia in seinem Haus in Nant-le-Petit, das er anscheinend alleine bewohnte, wurde laut BBC Sprengstoff, Sturmhauben und ein T‑Shirt mit recht­sex­tremem Motiv gefun­den. Die franzö­sis­che Polizei hält ihn trotz­dem bis auf weit­eres „nur“ für einen Waf­fen­händler bzw. –schmug­gler. Klingt aber eher so, als ob man sich im Vor­feld der Europameis­ter­schaft die Stim­mung nicht noch weit­er schlecht­machen lassen wollte. Patrick Cal­var, der Chef des franzö­sis­chen Inlands­ge­heim­di­en­stes, hat­te allerd­ings schon am 10. Mai bei ein­er Anhörung in der Nation­alver­samm­lung, vor der wach­senden Gefahr von Anschlä­gen durch Recht­sex­treme gewarnt. Eine Polizeiquelle: „Mit dem Anstieg des islamistis­chen Risikos haben wir unsere Ermit­tler in den let­zten Jahren auf die Dschi­hadis­ten aus­gerichtet. Wir haben uns weniger mit den Recht­sex­tremen befasst“ (Blick)

Der ukrainis­che Geheim­di­enst sieht eine Pro­voka­tion des rus­sis­chen Geheim­di­en­stes im Bere­ich der möglichen Erk­lärun­gen, schreibt die „Welt“. Völ­lig ungek­lärt ist jeden­falls bish­er die Rolle des zweit­en Mannes, der bei der spek­takulären und vom Geheim­di­enst gefilmten Fes­t­nahme an der Gren­ze aus dem Auto gez­er­rt und von den Ein­satzkräften zu Boden gewor­fen wurde (im Bild rechts).