„Hey Tom, bist Du ein Nazi?“

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Für Sams­tag, 20.2., rufen die rechts­extre­men Iden­ti­tä­ren zu einer Demons­tra­ti­on in Kla­gen­furt auf. Groß soll die Demo wer­den, wün­schen sich die Ver­an­stal­ter, und haben des­halb auch die Iden­ti­tä­ren Slo­we­ni­ens ein­ge­la­den. Die kom­men auch und haben sich Ver­stär­kung von kroa­ti­schen Rechts­extre­men orga­ni­siert. Als Red­ner prä­sen­tie­ren sie einen ganz beson­de­ren Gast: den schil­lern­den Anti­se­mi­ten und Ras­sis­ten Tomis­lav Sunić.

Die kroa­ti­schen Rechts­extre­men, die all­jähr­lich im Mai in Bleiburg/Pliberk auf­mar­schie­ren, wol­len den slo­we­ni­schen und öster­rei­chi­schen Iden­ti­tä­ren dies­mal mit 300 kroa­ti­schen „Patrio­ten“ aus­hel­fen. Beson­ders freut die kroa­ti­schen Rechts­extre­men, dass sie mit Tomis­lav Sunić einen Red­ner stel­len dür­fen. Als „wis­sen­schaft­li­che Rede“ oder auch „his­to­ri­scher Vor­trag“ ist das ange­kün­digt, was dann unter dem Titel „Wo bleibt Prinz Eugen? Mul­ti­kul­ti­wahn­sinn oder das Ende Euro­pas“ von Sunić refe­riert wer­den soll.

Sunić bei Ku Klux Klan und Neonazis

Uns inter­es­siert weni­ger, wo der Prinz bleibt, als viel­mehr, wo die Behör­den blei­ben. Denn Sunić ist nicht irgend­ein ver­bla­se­ner Wis­sen­schaf­ter, der sich mit dem zwei­fel­haf­ten Prä­di­kat, Ver­tre­ter der ‚Neu­en Rech­ten‘ zu sein, schmü­cken darf, son­dern hat sich in den letz­ten Jah­ren immer deut­li­cher als Rechts­extre­mer posi­tio­niert, der kei­ner­lei Scheu zeigt, bei Ver­an­stal­tun­gen des Ku Klux Klan, von Holo­caust-Leug­nern und Neo­na­zis auf­zu­tre­ten. Die­se Ein­schät­zung stammt vom Sou­thern Pover­ty Law Cen­ter, einer der bedeu­tends­ten anti­ras­sis­ti­schen und Bür­ger­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen in den USA.

Sunić wird das wenig stö­ren, son­dern eher als Bestä­ti­gung auf­fas­sen, denn obwohl die USA dem aus Kroa­ti­en emi­grier­ten Sunić die Bür­ger­rech­te gaben, ist für ihn US-Ame­ri­ka jenes Land, in dem der Mar­xis­mus „schnel­ler und bes­ser Wur­zeln geschla­gen“ hat als im kom­mu­nis­ti­schen Ost­eu­ro­pa. Die­sen rechts­extre­men Schwach­sinn erzähl­te der Poli­tik­wis­sen­schaf­ter dem Blog „Ahnen­rei­he“. Dort schwa­fel­te er auch, dass er am Lärm­ni­veau erken­nen kön­ne, wie zivi­li­siert oder bar­ba­risch ein Land sei. Und als ihn sein Inter­view­er mit der ima­gi­nier­ten Fra­ge eines Bekann­ten „Hey Tom. Was hat dich dazu gebracht, zum Nazi zu wer­den?“ etwas auf­hei­tern will, ant­wor­tet „Tom“ Sunić ganz ernst­haft nach eini­gen rhe­to­ri­schen Schlei­fen, dass die­se Wor­te, „die heu­te im Wes­ten als Maul­korb­wor­te ver­wen­det wer­den“, in Ost­eu­ro­pa „oft als Ehren­zei­chen“ benutzt würden.

Sunić: „Ich bin Deut­scher im meta­phy­si­schen Sinne“

Im Febru­ar 2013 trat Sunić bei der Neo­na­zi-Demo in Dres­den auf – als Red­ner, der gegen „Men­schen­ver­bes­se­rer“ und „demo­kra­ti­sche Pilo­ten“ wüte­te, die die dama­li­gen „alli­ier­ten Ver­bre­chen“ zu ver­ant­wor­ten hät­ten, die „ungern von heu­ti­gen Sys­tem­po­li­ti­kern erwähnt“ wür­den. Form und Inhalt fol­gen ein­deu­tig neo­na­zis­ti­schen Erzähl­mus­tern, da braucht es eigent­lich gar nicht mehr das (leid­vol­le) Bekennt­nis des Kroa­ten Sunić: „Ich bin Deut­scher im meta­phy­si­schen Sin­ne.” Den meta­phy­si­schen Deut­schen pack­te er bei der NPD-Zei­tung „Deut­sche Stim­me“ (Nr. 2/2013) aus, die bei die­ser Gele­gen­heit stolz erwähn­te, dass Sunić „in letz­ter Zeit (…) oft zu Gast“ in Deutsch­land gewe­sen sei. Hier sei ange­fügt: Auch in Österreich!

Sunić war nicht nur 2012 zum The­ma „Ras­se und Gestalt“ bei der Som­mer­uni­ver­si­tät der NPD zu Gast, son­dern auch 2013 beim Ulrichs­berg-Tref­fen und 2014 dann in Buda­pest beim „iden­ti­tä­ren Kon­gress“ in Buda­pest, wo sich Rechts­extre­me und Neo­na­zis die Hand gege­ben haben.

Auf­tritts­ver­bot in Sie­gen für den Ras­sis­ten Sunić

An der Uni­ver­si­tät Sie­gen hät­te Sunić 2014 refe­rie­ren sol­len – zum The­ma „Unter­gang des Abend­lan­des“, aber nach Inter­ven­ti­on der Hoch­schul­lei­tung wur­de die Ver­an­stal­tung abge­sagt. Der Uni Sie­gen genüg­ten dafür die Zita­te von Sunić, die das Neo­na­zi-Blätt­chen „Volk in Bewe­gung“ wie­der­ge­ge­ben hat:

Es gibt Orte in Ber­lin – ganz zu schwei­gen in LA, oder unten in der Unter­welt der Pari­ser U‑Bahn, – wo ein wei­ßer Pas­sa­gier spät in der Nacht froh ist, wenn er eine Per­son sei­ner Ras­sen­art erkennt, egal ob er Pole, Kroa­te, Lin­ker oder Rechts­ra­di­ka­ler ist. Der flüch­ti­ge Augen­kon­takt zwi­schen bei­den spricht Bän­de in Bezug auf ihre plötz­lich abge­ru­fe­ne gemein­sa­me wei­ße Ras­sen­iden­ti­tät. (…) Ein sol­ches Misch­lings­eu­ro­pa ist eine ech­te Gefahr für alle wei­ßen Euro­pä­er, auch für die ehe­ma­li­gen Fein­de. (zitiert nach DerWesten.de)

Und in Klagenfurt?

Mit Sunić steht in Kla­gen­furt einer auf der Red­ner­lis­te, der mit sei­nen Auf­trit­ten und Stel­lung­nah­men in den letz­ten Jah­ren die Fra­ge, die ihm der Blog „Ahnen­rei­he“ gestellt hat, ein­deu­tig beant­wor­tet hat. Die Behör­den sind gefordert!