„1997 ist nicht vorbei”, kritzelte der bisher unbekannte Täter auf die Gedenktafel, die 2007 zum Gedenken an die Opfer des Brandanschlags errichtet worden war. Im Mai 1997 ging das „Ausländerwohnheim“ in der Welser Porzellangasse in Flammen auf. Das Feuer breitete sich rasch aus und führte dazu, dass etliche der BewohnerInnen in Todesangst aus den Fenstern im ersten und zweiten Stock sprangen und sich dabei erhebliche Verletzungen, vor allem Knochenbrüche, zuzogen. Insgesamt elf BewohnerInnen (und ein Feuerwehrmann) wurden dabei teilweise schwer verletzt. Die Leiche des 31 jährigen Mazedoniers wurde erst spät im Dachgeschoß entdeckt- er war an den Rauchgasen erstickt.
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Wie auch bei anderen Brandanschlägen wurde zunächst „fahrlässige Brandlegung“ angenommen:
„Bei den Erhebungen stellten Kriminalisten und Brandexperten fest, dass das Feuer im Stiegenhaus ausgebrochen war. Dort dürfte ein Raucher achtlos eine noch glimmende Zigarettenkippe in einen Mistkübel geworfen haben. Ob ein Bewohner oder ein Besucher ist noch unbekannt“, schrieb die „Krone“ (22.5.97) damals.
Nur durch Zufall wurde der wahre Grund für den Brand bekannt. Als der 17-jährige Nazi-Skin Markus W. ein Monat später mit einem geklauten Oldtimer einen Unfall baute und von der Polizei geschnappt wurde, gestand er bei der Einvernahme auch die Brandstiftung. Weil er „keine Wirtschaftsflüchtlinge“ in Österreich sehen wollte, legte er den Brand. Nachdem er zunächst seine Gesinnung als „etwas rechts“ charakterisiert hatte, wurden immer mehr Details über seine politische Gesinnung und die seiner Nazi-Kameraden bekannt. Im Schwurgerichtsverfahren im März 1998 wurde er zu sechs Jahren Gefängnis, davon zwei Jahre unbedingt, verurteilt. Nach seiner Enthaftung legte sich Markus W. vor einen Zug und kam dabei ums Leben.
Die Gedenktafel wurde nicht zum ersten Mal beschmiert. Am 12. Februar 2012 war sie mit einem Hitler-Gesicht beschmiert worden, eine Woche später gab es den ersten Brandanschlag auf das naheliegende Gebäude der „Volkshilfe“, in dem sich auch das Integrationsbüro befindet. Antifa OÖ und Mauthausen-Komitee forderten Ermittlungen in der rechtsextremen Szene, aber Verfassungsschutz OÖ und Welser Polizei wiegelten neuerlich ab. „Wir haben vorerst keine konkreten Hinweise, die einen derartigen Verdacht erhärten würden” (Kurier, 6.3.2012), erklärte Michael Tischlinger vom Verfassungsschutz, und der stellvertretende Welser Polizeidirektor Hanl sekundierte damit, dass sich die rechte Szene in Wels komplett ruhig verhalte.
Im April 2014 gab es dann den mittlerweile dritten Brandanschlag innerhalb von zwei Jahren auf das Gebäude der Volkshilfe in der Welser Vogelweide. Deren Chef erklärte gegenüber „Österreich“ (25.4.14), dass er „eine gezielte Aktion“ dahinter vermute.
Erst vor drei Monaten, am 1.Mai 2015, gab es dann im neu geschaffenen Heim für AsylwerberInnen in der ehemaligen Frauenklinik einen Brandanschlag, der „ziemlich sicher“ von TäterInnen von außen verursacht wurde.
Es gibt bislang keinerlei Hinweise, dass irgendeine dieser Attacken aufgeklärt werden konnte.