SLV-Nazis bei der Demonstration in Jyväskylä, © Enni Meriläinen
Die „Finnische Widerstandsbewegung“ versteht sich selbst als nationalsozialistische Gruppierung. In den letzten Jahren hat sie sich vor allem durch Attacken auf die Gay-Pride in Helsinki, auf Wahlveranstaltungen linker Parteien und auf linke Politiker hervorgetan. Der finnische Innenminister schätzt die Zahl der in der „Finnischen Widerstandsbewegung“ (Suomen Vastarintaliike –SVL) aktiven Neonazis auf mehrere Hundert und daher als marginale Größe ein. Dennoch, so gelobte er, werde man in Zukunft die rechtsextreme Szene in Finnland genauer beobachten.
Neonazis mit Symbol der SLV, © Kyösti Yklikulju
Das klingt wenig überzeugend, denn genau die gleichen Sprüche waren schon nach der Attacke 2013 in der Universitätsstadt Jyväskylä zu hören. Damals riet der Vizevorsitzende der rechtspopulistischen Partei „Wahre Finnen“ den Neonazi-Aktivisten von der SVL. „wenn sie wieder eine Versammlung ‚besuchen’ wollten, nicht erkennbar als Gruppe und ‚Patrioten’ aufzutreten“ (taz.de, 1.2.13).
Seit April dieses Jahres sind die „Wahren Finnen“ (mittlerweile nur mehr „Finnen”) Teil einer rechtskonservativen Regierungskoalition. Dass die Partei, die noch in den 1990er-Jahren einige Rechtsextreme auf ihren Kandidatenlisten hatte, ebenso wie die „Schwedendemokraten“ immer wieder durch gute Kontakte zum rechtsextremen und neonazistischen Lager auffällt, überrascht nicht weiter. Die Neonazis selbst sind in den skandinavischen Ländern gut untereinander vernetzt: Die SVL versteht sich als Teil einer Nordischen Widerstandsbewegung, die auch in Norwegen, Schweden und Dänemark aktiv ist, einen „Nordischen Staat“ gründen will und natürlich von der Überlegenheit der „nordischen Rasse“ überzeugt ist. „Die nordischen Völker sind weltweit für ihre Treue, Intelligenz und ihre ausgeprägten Moralvorstellungen bekannt“, erklärte einer ihrer Oberkapos in einem Interview den deutschen Neonazis vom „Dritten Weg“.
SVL-Neonazi bei der Straßenagitation
Vermutlich wegen ihrer ausgeprägten Moralvorstellungen prügeln und stechen die nordischen Neonazis auch gerne andere Menschen nieder. Bei dem Aufmarsch in Jyväskylä am Samstag wurden 32 Neonazis festgenommen – vierzehn von ihnen waren am 2.8. noch in polizeilicher Haft. Auch einige schwedische Neonazis sollen sich unter den Festgenommenen befinden.
Warum es überhaupt zu dem Aufmarsch der Neonazis in Jyväskylä gekommen ist, darüber gibt es bislang nur Spekulationen. Eine davon besagt, dass die gewalttätige Kundgebung der Neonazis die Antwort auf einen friedlichen Aufmarsch von Zehntausenden in Helsinki am vergangenen Dienstag gewesen sein könnte. Mit diesem Aufmarsch in Helsinki sollte ein Zeichen gegen die rechten Rülpser des „Finnen“-Parlamentariers Olli Immonen gesetzt werden, der zuvor gegen den „multikulturellen Alptraum“ gehetzt und von einer starken und tapferen finnischen Nation geschwärmt hatte.
Eine Erklärung, warum ausgerechnet der Mann, der 2013 von den Neonazis niedergestochen wurde, auch am Samstag wieder gezielt attackiert wurde, gibt es bislang noch nicht.