Brutale Attacke finnischer Neonazis

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Im Jän­ner 2013 erschie­nen mit Mes­sern bewaff­ne­te Neo­na­zis zur Prä­sen­ta­ti­on eines Buches in Jyväs­kylä über den fin­ni­schen Rechts­extre­mis­mus, atta­ckier­ten Wach­leu­te und ver­letz­ten einen der Besu­cher schwer. Ein Neo­na­zi der Grup­pe „Fin­ni­sche Wider­stands­be­we­gung“ wur­de damals ver­ur­teilt. Am Sams­tag, 1. August , mar­schier­ten die Neo­na­zis wie­der in Jyväs­kylä auf, atta­ckier­ten Pas­san­ten und ver­letz­ten — offen­bar gezielt — den­sel­ben Mann wie 2013.


SLV-Nazis bei der Demons­tra­ti­on in Jyväs­kylä, © Enni Meriläinen
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Die „Fin­ni­sche Wider­stands­be­we­gung“ ver­steht sich selbst als natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Grup­pie­rung. In den letz­ten Jah­ren hat sie sich vor allem durch Atta­cken auf die Gay-Pri­de in Hel­sin­ki, auf Wahl­ver­an­stal­tun­gen lin­ker Par­tei­en und auf lin­ke Poli­ti­ker her­vor­ge­tan. Der fin­ni­sche Innen­mi­nis­ter schätzt die Zahl der in der „Fin­ni­schen Wider­stands­be­we­gung“ (Suo­men Vas­tar­in­ta­lii­ke –SVL) akti­ven Neo­na­zis auf meh­re­re Hun­dert und daher als mar­gi­na­le Grö­ße ein. Den­noch — so gelob­te er — wer­de man in Zukunft die rechts­extre­me Sze­ne in Finn­land genau­er beobachten.


Neo­na­zis mit Sym­bol der SLV, © Kyös­ti Yklikulju
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Das klingt wenig über­zeu­gend, denn genau die glei­chen Sprü­che waren schon nach der Atta­cke 2013 in der Uni­ver­si­täts­stadt Jyväs­kylä zu hören. Damals riet der Vize­vor­sit­zen­de der rechts­po­pu­lis­ti­schen Par­tei „Wah­re Fin­nen“ den Neo­na­zi-Akti­vis­ten von der SVL. „wenn sie wie­der eine Ver­samm­lung „besu­chen“ woll­ten, nicht erkenn­bar als Grup­pe und „Patrio­ten“ auf­zu­tre­ten“.

Seit April die­ses Jah­res sind die „Wah­ren Fin­nen“ (mitt­ler­wei­le nur mehr „Fin­nen”) Teil einer rechts­kon­ser­va­ti­ven Regie­rungs­ko­ali­ti­on. Dass die Par­tei, die noch in den 90er Jah­ren eini­ge Rechts­extre­me auf ihren Kan­di­da­ten­lis­ten hat­te, eben­so wie die „Schwe­den­de­mo­kra­ten“ immer wie­der mal durch gute Kon­tak­te zum rechts­extre­men und neo­na­zis­ti­schen Lager auf­fällt, über­rascht nicht wei­ter. Die Neo­na­zis selbst sind in den skan­di­na­vi­schen Län­dern gut unter­ein­an­der ver­netzt: die SVL ver­steht sich als Teil einer Nor­di­schen Wider­stands­be­we­gung, die auch in Nor­we­gen, Schwe­den und Däne­mark aktiv ist, einen „Nor­di­schen Staat“ grün­den will und natür­lich von der Über­le­gen­heit der „nor­di­schen Ras­se“ über­zeugt ist. „Die nor­di­schen Völ­ker sind welt­weit für ihre Treue, Intel­li­genz und ihre aus­ge­präg­ten Moral­vor­stel­lun­gen bekannt“, erklär­te einer ihrer Ober­kas­perl in einem Inter­view den deut­schen Neo­na­zis vom „Drit­ten Weg“.


SVL-Neo­na­zi bei der Straßenagitation
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Ver­mut­lich wegen ihrer aus­ge­präg­ten Moral­vor­stel­lun­gen prü­geln und ste­chen die nor­di­schen Neo­na­zis auch so ger­ne ande­re Men­schen nie­der. Bei dem Auf­marsch in Jyväs­kylä am Sams­tag wur­den 32 Neo­na­zis fest­ge­nom­men- vier­zehn von ihnen waren auch am Sonn­tag, 2.8., noch in poli­zei­li­cher Haft. Auch eini­ge schwe­di­sche Neo­na­zis sol­len sich unter den Fest­ge­nom­me­nen befinden.

War­um es über­haupt zu dem Auf­marsch der Neo­na­zis in Jyväs­kylä gekom­men ist, dar­über gibt es bis­lang nur Spe­ku­la­tio­nen. Eine davon besagt, dass die gewalt­tä­ti­ge Kund­ge­bung der Neo­na­zis die Ant­wort auf einen fried­li­chen Auf­marsch von Zehn­tau­sen­den in Hel­sin­ki am ver­gan­ge­nen Diens­tag gewe­sen sein könn­te. Mit die­sem Auf­marsch in Hel­sin­ki soll­te ein Zei­chen gegen die rech­ten Rülp­ser des „Finnen“-Parlamentariers Olli Immo­nen gesetzt wer­den, der zuvor gegen den „mul­ti­kul­tu­rel­len Alp­traum“ gehetzt und von einer star­ken und tap­fe­ren fin­ni­schen Nati­on geschwärmt hatte.

Eine Erklä­rung, war­um aus­ge­rech­net der Mann, der 2013 von den Neo­na­zis nie­der­ge­sto­chen wur­de, auch am Sams­tag wie­der “gezielt“ atta­ckiert wur­de, gibt es bis­lang noch nicht.

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