Bis vor kurzem kursierte im Internet eine GoogleMaps-Karte mit dem Titel „Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft“. Sie zeigte ein Deutschland, das übersät ist mit roten Wimpeln. Die Wimpel bezeichnen Asylunterkünfte. Die Karte wurde von Neonazis ins Netz gestellt. Parallel dazu gab es etliche Anschläge auf Asylunterkünfte. Nach massiven Protesten löschte Google die Karte. Mittlerweile ist sie wieder online Auch die Attacken auf Asylunterkünfte gehen weiter.
Es war eine schlimme Woche in der BRD. In der Nacht auf Samstag gab es in Remchingen (Baden-Württemberg) einen Brandanschlag auf ein leerstehendes Vereinshaus, in das nach Renovierung 2016 Flüchtlinge einziehen sollten. Durch den Anschlag brannte das Haus komplett aus und muss abgerissen werden.
Bildquelle: rassismus-toetet.de
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Im unterfränkischen Waldaschaff (Bayern) wurde am Samstag ein Papiercontainer in der Garage eines (bewohnten) Flüchtlingsheims in Brand gesetzt. Ein potenziell gefährlicher Anschlag, bei dem allerdings keiner der 18 Menschen, die das Haus bewohnten, zu Schaden kam. Schon zuvor, in der Nacht auf Donnerstag, legten Unbekannte in Reichertshofen (Oberbayern) Feuer bei einer geplanten Asylunterkunft — und am Dienstag gab es in Prien am Chiemsee einen Brand, der nach Einschätzung der Kripo- Ermittler „mutwillig gelegt wurde“. Die „Zeit“ schreibt in ihrer Internet-Ausgabe lapidar: “Auch anderswo hatte es zuletzt vermehrt Angriffe auf geplante oder fast fertige Flüchtlingsunterkünfte gegeben“. – Das kann man wohl so sagen. Abgesehen von den eindeutigen Manifestationen des offenen Hasses auf AsylwerberInnen in den sozialen Netzwerken und auf der Straße (z.b. Freital in Sachsen) gab es in den letzten Tagen neben den Brandanschlägen auch andere physische Attacken. In Sachsen-Anhalt haben am Sonntag, 19.7. Jugendliche eine Flüchtlingsunterkunft mit Steinen angegriffen und dabei eine Helferin leicht verletzt, in Böhlen bei Leipzig (Sachsen) wurden vor einer Woche gar Schüsse gegen eine Unterkunft für AsylwerberInnen abgegeben. Rund 50 Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte gab es nach Angaben der Polizei allein in Sachsen in diesem Jahr.
Ob die Intensivierung der Attacken auf Asylunterkünfte etwas mit der „Braunen Karte“ zu tun hat, wie die GoogleMaps-Karte „Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft“ genannt wurde, ist unklar. Klar ist hingegen, dass die Karte von Aktivisten der Neonazi-Gruppe „Der Dritte Weg“ ins Internet gestellt wurde – und diese Gruppe ist vor allem im süddeutschen Raum verankert.
Deutschland verschwindet hinter den Wimpeln der „Braunen Karte“
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Google hat nach heftigen öffentlichen Protesten die „Braune Karte“ vom Netz genommen, doch schon kurz darauf tauchte eine nur namentlich veränderte Version unter dem Titel „Übersicht zu Asylantenheimen in Deutschland“ wieder im Netz auf, die – so wie die Erstvariante – mehr als 2.000 Adressen von Flüchtlingsunterkünften enthält.
Auch in Österreich kursiert die „braune Karte“ bereits in den sozialen Netzwerken – als Beleg für die „Umvolkungs“-Phantasien so mancher. Noch einen anderen sehr schwachen Bezug zu Österreich gibt es: als Mail-Adresse für die „Braune Karte“ verwendeten die Neonazis eine österreichische gmx-Adresse.
Weitere Infos: Dokumentationsarchiv.