Es war eine schlimme Woche in Deutschland. In der Nacht auf Samstag gab es in Remchingen (Baden-Württemberg) einen Brandanschlag auf ein leerstehendes Vereinshaus, in das nach einer Renovierung 2016 Flüchtlinge einziehen sollten. Durch den Anschlag brannte das Haus komplett aus und muss abgerissen werden.
Im unterfränkischen Waldaschaff (Bayern) wurde am Samstag ein Papiercontainer in der Garage eines (bewohnten) Flüchtlingsheims in Brand gesetzt. Ein potenziell gefährlicher Anschlag, bei dem allerdings keiner der 18 Menschen, die das Haus bewohnten, zu Schaden kam. Schon zuvor, in der Nacht auf Donnerstag, legten Unbekannte in Reichertshofen (Oberbayern) Feuer bei einer geplanten Asylunterkunft — und am Dienstag gab es in Prien am Chiemsee einen Brand, der nach Einschätzung der Kripo-Ermittler „mutwillig gelegt wurde“. Die „Zeit“ (18.7.15) schreibt lapidar: „Auch anderswo hatte es zuletzt vermehrt Angriffe auf geplante oder fast fertige Flüchtlingsunterkünfte gegeben.”
Abgesehen von den eindeutigen Manifestationen des offenen Hasses auf AsylwerberInnen in den sozialen Netzwerken und auf der Straße (z.B. Freital in Sachsen) gab es in den letzten Tagen neben den Brandanschlägen auch direkte physische Attacken. In Sachsen-Anhalt haben am 19.7. Jugendliche eine Flüchtlingsunterkunft mit Steinen angegriffen und dabei eine Helferin leicht verletzt, in Böhlen bei Leipzig (Sachsen) wurden vor einer Woche gar Schüsse gegen eine Unterkunft für AsylwerberInnen abgegeben. Rund 50 Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte zählte die Polizei allein in Sachsen in diesem Jahr.
Ob die Intensivierung der Attacken auf Asylunterkünfte etwas mit der „Braunen Karte“ zu tun hat, wie die Google-Karte „Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft“ genannt wurde, ist unklar. Klar ist hingegen, dass die Karte von Aktivisten der Neonazi-Gruppe „Der Dritte Weg“ ins Internet gestellt wurde, die vor allem im süddeutschen Raum verankert ist.
Deutschland verschwindet hinter den Markierungen auf der „Braunen Karte“
Google hat nach heftigen öffentlichen Protesten die „braune Karte“ vom Netz genommen, doch schon kurz darauf tauchte eine nur namentlich veränderte Version unter dem Titel „Übersicht zu Asylantenheimen in Deutschland“ wieder im Netz auf, die –wie die Erstvariante mehr als 2.000 Adressen von Flüchtlingsunterkünften enthält.
Auch in Österreich kursiert die „braune Karte“ bereits in den sozialen Netzwerken – als Beleg für die „Umvolkungs“-Phantasien. Noch einen anderen sehr schwachen Bezug zu Österreich gibt es: als Mail-Adresse für die „braune Karte“ verwendeten die Neonazis eine österreichische GMX-Adresse.