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BRD : Brandanschläge und „Braune Karte“

Bis vor kur­zem kur­sier­te im Inter­net eine Goo­­g­le­­Maps-Kar­­te mit dem Titel „Kein Asy­lan­ten­heim in mei­ner Nach­bar­schaft“. Sie zeig­te ein Deutsch­land, das über­sät ist mit roten Wim­peln. Die Wim­pel bezeich­nen Asyl­un­ter­künf­te. Die Kar­te wur­de von Neo­na­zis ins Netz gestellt. Par­al­lel dazu gab es etli­che Anschlä­ge auf Asyl­un­ter­künf­te. Nach mas­si­ven Pro­tes­ten lösch­te Goog­le die Kar­te. Mitt­ler­wei­le ist […]

20. Jul 2015

Es war eine schlim­me Woche in der BRD. In der Nacht auf Sams­tag gab es in Rem­chin­gen (Baden-Würt­tem­berg) einen Brand­an­schlag auf ein leer­ste­hen­des Ver­eins­haus, in das nach Reno­vie­rung 2016 Flücht­lin­ge ein­zie­hen soll­ten. Durch den Anschlag brann­te das Haus kom­plett aus und muss abge­ris­sen werden.


Bild­quel­le: rassismus-toetet.de
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Im unter­frän­ki­schen Wald­aschaff (Bay­ern) wur­de am Sams­tag ein Papier­con­tai­ner in der Gara­ge eines (bewohn­ten) Flücht­lings­heims in Brand gesetzt. Ein poten­zi­ell gefähr­li­cher Anschlag, bei dem aller­dings kei­ner der 18 Men­schen, die das Haus bewohn­ten, zu Scha­den kam. Schon zuvor, in der Nacht auf Don­ners­tag, leg­ten Unbe­kann­te in Rei­cherts­ho­fen (Ober­bay­ern) Feu­er bei einer geplan­ten Asyl­un­ter­kunft — und am Diens­tag gab es in Prien am Chiem­see einen Brand, der nach Ein­schät­zung der Kri­po- Ermitt­ler „mut­wil­lig gelegt wur­de“. Die „Zeit“ schreibt in ihrer Inter­net-Aus­ga­be lapi­dar: “Auch anders­wo hat­te es zuletzt ver­mehrt Angrif­fe auf geplan­te oder fast fer­ti­ge Flücht­lings­un­ter­künf­te gege­ben“. – Das kann man wohl so sagen. Abge­se­hen von den ein­deu­ti­gen Mani­fes­ta­tio­nen des offe­nen Has­ses auf Asyl­wer­be­rIn­nen in den sozia­len Netz­wer­ken und auf der Stra­ße (z.b. Frei­tal in Sach­sen) gab es in den letz­ten Tagen neben den Brand­an­schlä­gen auch ande­re phy­si­sche Atta­cken. In Sach­sen-Anhalt haben am Sonn­tag, 19.7. Jugend­li­che eine Flücht­lings­un­ter­kunft mit Stei­nen ange­grif­fen und dabei eine Hel­fe­rin leicht ver­letzt, in Böh­len bei Leip­zig (Sach­sen) wur­den vor einer Woche gar Schüs­se gegen eine Unter­kunft für Asyl­wer­be­rIn­nen abge­ge­ben. Rund 50 Straf­ta­ten gegen Flücht­lings­un­ter­künf­te gab es nach Anga­ben der Poli­zei allein in Sach­sen in die­sem Jahr.

Ob die Inten­si­vie­rung der Atta­cken auf Asyl­un­ter­künf­te etwas mit der „Brau­nen Kar­te“ zu tun hat, wie die Goo­gle­Maps-Kar­te „Kein Asy­lan­ten­heim in mei­ner Nach­bar­schaft“ genannt wur­de, ist unklar. Klar ist hin­ge­gen, dass die Kar­te von Akti­vis­ten der Neo­na­zi-Grup­pe „Der Drit­te Weg“ ins Inter­net gestellt wur­de – und die­se Grup­pe ist vor allem im süd­deut­schen Raum verankert.


Deutsch­land ver­schwin­det hin­ter den Wim­peln der „Brau­nen Karte“
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Goog­le hat nach hef­ti­gen öffent­li­chen Pro­tes­ten die „Brau­ne Kar­te“ vom Netz genom­men, doch schon kurz dar­auf tauch­te eine nur nament­lich ver­än­der­te Ver­si­on unter dem Titel „Über­sicht zu Asy­lan­ten­hei­men in Deutsch­land“ wie­der im Netz auf, die – so wie die Erst­va­ri­an­te – mehr als 2.000 Adres­sen von Flücht­lings­un­ter­künf­ten enthält.

Auch in Öster­reich kur­siert die „brau­ne Kar­te“ bereits in den sozia­len Netz­wer­ken – als Beleg für die „Umvolkungs“-Phantasien so man­cher. Noch einen ande­ren sehr schwa­chen Bezug zu Öster­reich gibt es: als Mail-Adres­se für die „Brau­ne Kar­te“ ver­wen­de­ten die Neo­na­zis eine öster­rei­chi­sche gmx-Adresse.

Wei­te­re Infos: Doku­men­ta­ti­ons­ar­chiv.