Dem Dachverband Deutsche Burschenschaft geht es schon seit einigen Jahren nicht besonders gut. Seit die Rechtsextremen die Schaltstellen in der DB übernommen und eine heftige Debatte über den „Ariernachweis” von Burschenschaftern angezettelt haben, haben immer mehr Mitgliedsbünde den Dachverband DB verlassen. Mittlerweile sind es nicht einmal mehr 70 Mitgliedsbünde – vor wenigen Jahren waren es noch 120.
In Eisenach, dem traditionellen Versammlungsort der DB, dürfen die Burschis deshalb ab 2017 nicht mehr in der städtischen Veranstaltungshalle tagen. Auf die Wartburg, die nicht nur für die die Burschenschaften, sondern faktisch für alle Verbindungsstudenten kultischen Charakter hat, dürfen sie schon seit 2014 nicht mehr marschieren und in Jena, wo vor 200 Jahren die Urburschenschaft gegründet wurde, sind die Mitgliedsbünde der DB zu den Jubiläumsfeierlichkeiten auch nicht mehr eingeladen worden.
Die strammen rechten Recken, die sich in der DB bzw. ihren einzelnen Bünden gegenseitig die Gesichter zersäbeln, ficht das alles nicht wirklich an. Im Gegenteil: Die Wiener Burschenschaft Teutonia, die aktuell noch immer den Pressesprecher des Dachverbandes stellt, gibt die Durchhalteparole vor „200 Jahre Burschenschaft. Wir wissen, wer wir sind, wir bleiben, wer wir waren! – ungebeugt, unbeirrt und unbelehrbar.”
Was die Teutonen mit „unbelehrbar“ meinen, machen sie auf Facebook mit der aktuellen Forderung klar: „Besatzer raus!“ Haben wir in Österreich noch Besatzungsmächte? Die Teutonen meinen natürlich nicht Österreich, sondern „ihr“ Deutschland, in dem sie mehr zuhause sind. Um zu unterstreichen, zu welchem Deutschland sie sich besonders hingezogen fühlen, betonen sie, dass der 8. Mai 1945 kein Tag der Befreiung und der 8. Mai 2015 kein Fest der Freude ist.
Zurück zum jubilierenden Burschentag in Eisenach. Vielleicht liegt es an der Pressearbeit des teutonischen Pressesprechers Walter Tributsch („Zur Zeit“), vielleicht aber einfach daran, dass die Burschenschafter einfach nichts zu sagen haben – jedenfalls war nicht einmal über die Festvorträge etwas zu erfahren. Die wurden diesmal von Götz Kubitschek und Wilhelm Brauneder gehalten. Kubitschek, Redakteur der Zeitschrift „Sezession“ ist einer der Stichwortgeber der rechtsextremen Identitären Bewegung und gern gesehener Gastredner bei diversen Pegida-Ablegern und deren Veranstaltungen. Der rechten Partei Alternative für Deutschland (AfD) war Kubitschek als Mitglied zu rechts – bei den Burschen war er so wie Wilhelm Brauneder, Wiener Universitätsprofessor und schon Jahre vor Martin Graf für die FPÖ Dritter Präsident des Nationalrates, als Festredner sehr willkommen.
Im Unterschied zum österreichischen Verfassungsschutz, für den die österreichischen Burschenschaften der DB (fast alle in der rechtsextremen Fraktion „Burschenschaftliche Gemeinschaft” organisiert) seit Schwarzblau kein Thema sind, hat der Hamburger Verfassungsschutz (LfV) die Burschenschaften wegen rechtsextremer Tendenzen unter Beobachtung:
Das LfV Hamburg beobachtet auch rechtsextremistische Tendenzen bei einigen Burschenschaften. Der 2011 begonnene Richtungsstreit innerhalb des Dachverbandes „Deutsche Burschenschaft“ (DB) schwelte auch 2014 weiter. Ende des Jahres waren nicht einmal mehr 70 Bünde unter dem Dach der DB vereint. Etwa die Hälfte gehört der national-konservativen „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“ (BG) an, die nationalistisch-revisionistische Positionen vertritt und am volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff festhält. Die Entwicklung zeigt, dass in erster Linie liberal-konservative Burschenschaften austreten und den in der BG organisierten, zum Teil rechtsextremistisch beeinflussten Bünden innerhalb der DB das Feld überlassen.