Charleston (USA): Rassist ermordet neun Menschen

Bei dem schlimm­sten ras­sis­tisch motivierten Ter­ro­ran­schlag seit langem star­ben am Mittwoch in ein­er afroamerikanis­chen Kirche in Charleston (South Car­oli­na) neun Men­schen . Als mut­maßlich­er Atten­täter wurde zwölf Stun­den später der 21-jährige Dylann Storm Roof ver­haftet. Der Atten­täter hat­te zunächst in der Kirche an ein­er Bibelle­sung teilgenom­men und dann gegen Ende der Ver­samm­lung neun Afroamerikan­er erschossen und mehrere verletzt.

Nach Angaben von Augen­zeu­gen hat der Atten­täter bei seinem Ter­ro­ran­schlag gerufen „Ich muss es tun“ und „Ihr verge­waltigt unsere Frauen und ergreift die Macht in unserem Land — und ihr müsst weg”.

Auf seinem Face­book- Pro­fil, das kurz nach sein­er Fes­t­nahme kom­plett aus dem Netz ver­schwun­den ist, präsen­tierte sich Roof in ein­er Jacke, auf der Stick­er mit den Flaggen Südafrikas und Rhode­siens (jet­zt Zim­bab­we) aus der Apartheid- bzw. Kolo­nial-Ära auf­genäht waren. Später tauchte dann noch ein Foto auf, das ihn vor einem Auto mit einem Kennze­ichen zeigt, das das Siegel der „Kon­föderierten“ zeigt.


Auf sein­er Jacke sind Stick­er mit den Flaggen Südafrikas und Rhode­siens (jet­zt Zim­bab­we) aus der Apartheid- bzw. Kolo­nial-Ära aufgenäht
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Mit­tler­weile wurde auch bekan­nt, dass Roof schon vor dem Mor­dan­schlag der Polizei aufge­fall­en war. Im Feb­ru­ar trieb er sich in ein­er Shop­ping-Mall herum, wo er durch merk­würdi­ge Befra­gun­gen der Beschäftigten das Inter­esse der Polizei erregte. Im Zug der polizeilichen Ermit­tlun­gen dazu stellte sich her­aus, dass Roof ein Opi­um-Sub­sti­tut ohne Rezept besaß. Wegen dieses Dro­genbe­sitzes wurde er damals kurzfristig festgenom­men , angezeigt (das Ver­fahren läuft noch) und außer­dem mit einem ein­jähri­gen Betre­tungsver­bot für die Mall belegt. Als er im April trotz­dem die Mall wieder betritt, wird er wegen eines Verge­hens gegen das Betre­tungsver­bot abgestraft.

In das Bild über Roof passen auch die Anmerkun­gen eines ehe­ma­li­gen Mitschülers, der ihn als einen hefti­gen Dro­genkon­sumenten und stock­kon­ser­v­a­tiv­en Men­schen beschrieb, der mit ras­sis­tis­chen Witzen zu punk­ten versuchte.

Alles, was bish­er über den Atten­täter bekan­nt ist, beschreibt ihn poli­tisch als Vertreter der Ide­olo­gie der White Suprema­cy, der sich schon allein durch die Präsi­dentschaft Oba­ma exis­ten­ziell bedro­ht sieht.

Das South­ern Pover­ty Law Cen­ter (SPLC), das seit Jahrzehn­ten Ras­sis­mus in den USA doku­men­tiert und auch beforscht, kann über jahrzehn­te­lang akribisch geführte Sta­tis­tiken bele­gen, dass die „Hate- Groups“ unter bzw. wegen der Präsi­dentschaft Oba­mas einen drama­tis­chen Anstieg zu verze­ich­nen hat­ten. In den let­zten Jahren gibt es allerd­ings einen starken Rück­gang, was SPLC darauf zurück­führt, dass sich die Aktiv­itäten weg von organ­isierten Grup­pen weg in Rich­tung Inter­net, soziale Net­zw­erke und auch zum „Lone Wolf“ hin ver­lagert haben.

Ob der Ter­ro­ran­schlag von Charleston von einem Einzeltäter aus­ge­führt wurde, ist noch nicht gek­lärt. Dass die Emanuel African Methodist Epis­co­pal Church für den Ter­ro­ran­schlag aus­ge­sucht wurde, dürfte hinge­gen kein Zufall gewe­sen sein: „Sie gilt als grösstes und ältestes Gotte­shaus für Schwarze im amerikanis­chen Süden. Die Kirche wurde von Afroamerikan­ern im frühen 19. Jahrhun­dert gegrün­det, nach der Aufdeck­ung eines Kom­plotts für einen Sklave­nauf­s­tand 1822 niederge­bran­nt und 1886 von einem Erd­beben erneut zer­stört. In den sechziger Jahren beherbergte sie die Grössen der schwarzen Bürg­er­rechts­be­we­gung, unter ihnen Mar­tin Luther King“.

Siehe auch SPON.