Nach Angaben von Augenzeugen hat der Attentäter bei seinem Terroranschlag gerufen: „Ich muss es tun“ und „Ihr vergewaltigt unsere Frauen und ergreift die Macht in unserem Land — und ihr müsst weg.”
Auf dem Facebook-Profil des Täters, das kurz nach seiner Festnahme aus dem Netz verschwunden ist, präsentierte sich R. in einer Jacke, auf der Sticker mit den Flaggen Südafrikas und Rhodesiens (jetzt Zimbabwe) aus der Apartheid- bzw. Kolonial-Ära aufgenäht waren. Später tauchte dann noch ein Foto auf, das ihn vor einem Auto mit einem Kennzeichen zeigt, das das Siegel der „Konföderierten“ zeigt.
Mittlerweile wurde auch bekannt, dass R. schon vor dem Mordanschlag der Polizei aufgefallen war. Im Februar trieb er sich in einer Shopping-Mall herum, wo er durch merkwürdige Befragungen der Beschäftigten das Interesse der Polizei erregte. Im Zug der polizeilichen Ermittlungen dazu stellte sich heraus, dass R. ein Opium-Substitut ohne Rezept besaß. Wegen dieses Drogenbesitzes wurde er damals kurzfristig festgenommen , angezeigt (das Verfahren läuft noch) und außerdem mit einem einjährigen Betretungsverbot für die Mall belegt. Als er im April die Mall trotzdem wieder betrat, wurde er wegen eines Vergehens gegen das Betretungsverbot abgestraft.
In das Bild über R. passen auch die Anmerkungen eines ehemaligen Mitschülers, der ihn als einen heftigen Drogenkonsumenten und stockkonservativen Menschen beschrieb, der mit rassistischen Witzen zu punkten versuchte.
Alles, was bisher über den Attentäter bekannt ist, beschreibt ihn politisch als Vertreter der Ideologie der White Supremacy, der sich schon allein durch die Präsidentschaft Obama existenziell bedroht sieht.
Das Southern Poverty Law Center (SPLC), das seit Jahrzehnten Rassismus in den USA dokumentiert und auch beforscht, kann über jahrzehntelang akribisch geführte Statistiken belegen, dass die „Hate- Groups“ unter bzw. wegen der Präsidentschaft Obamas einen dramatischen Anstieg zu verzeichnen hatten. In den letzten Jahren gibt es allerdings einen starken Rückgang, was SPLC darauf zurückführt, dass sich die Aktivitäten weg von organisierten Gruppen hin in Richtung Internet, soziale Netzwerke und auch zum „Lone Wolf“ hin verlagert haben.
Ob der Terroranschlag von Charleston von einem Einzeltäter ausgeführt wurde, ist noch nicht geklärt. Dass die „Emanuel African Methodist Episcopal Church” für den Terroranschlag ausgesucht wurde, dürfte hingegen kein Zufall gewesen sein:
Sie gilt als grösstes und ältestes Gotteshaus für Schwarze im amerikanischen Süden. Die Kirche wurde von Afroamerikanern im frühen 19. Jahrhundert gegründet, nach der Aufdeckung eines Komplotts für einen Sklavenaufstand 1822 niedergebrannt und 1886 von einem Erdbeben erneut zerstört. In den sechziger Jahren beherbergte sie die Grössen der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, unter ihnen Martin Luther King. (nzz.ch, 18.6.15)
Siehe auch spiegel.de (18.6.15): Das rassistische Fanal