Charleston (USA): Rassist ermordet neun Menschen

Lesezeit: 3 Minuten

Bei dem schlimms­ten ras­sis­tisch moti­vier­ten Ter­ror­an­schlag seit lan­gem star­ben am Mitt­woch in einer afro­ame­ri­ka­ni­schen Kir­che in Charles­ton (South Caro­li­na) neun Men­schen . Als mut­maß­li­cher Atten­tä­ter wur­de zwölf Stun­den spä­ter der 21-jäh­ri­ge Dylann Storm Roof ver­haf­tet. Der Atten­tä­ter hat­te zunächst in der Kir­che an einer Bibel­le­sung teil­ge­nom­men und dann gegen Ende der Ver­samm­lung neun Afro­ame­ri­ka­ner erschos­sen und meh­re­re verletzt.

Nach Anga­ben von Augen­zeu­gen hat der Atten­tä­ter bei sei­nem Ter­ror­an­schlag geru­fen „Ich muss es tun“ und „Ihr ver­ge­wal­tigt unse­re Frau­en und ergreift die Macht in unse­rem Land — und ihr müsst weg”.

Auf sei­nem Face­book- Pro­fil, das kurz nach sei­ner Fest­nah­me kom­plett aus dem Netz ver­schwun­den ist, prä­sen­tier­te sich Roof in einer Jacke, auf der Sti­cker mit den Flag­gen Süd­afri­kas und Rho­de­si­ens (jetzt Zim­bab­we) aus der Apart­heid- bzw. Kolo­ni­al-Ära auf­ge­näht waren. Spä­ter tauch­te dann noch ein Foto auf, das ihn vor einem Auto mit einem Kenn­zei­chen zeigt, das das Sie­gel der „Kon­fö­de­rier­ten“ zeigt.


Auf sei­ner Jacke sind Sti­cker mit den Flag­gen Süd­afri­kas und Rho­de­si­ens (jetzt Zim­bab­we) aus der Apart­heid- bzw. Kolo­ni­al-Ära aufgenäht
-

Mitt­ler­wei­le wur­de auch bekannt, dass Roof schon vor dem Mord­an­schlag der Poli­zei auf­ge­fal­len war. Im Febru­ar trieb er sich in einer Shop­ping-Mall her­um, wo er durch merk­wür­di­ge Befra­gun­gen der Beschäf­tig­ten das Inter­es­se der Poli­zei erreg­te. Im Zug der poli­zei­li­chen Ermitt­lun­gen dazu stell­te sich her­aus, dass Roof ein Opi­um-Sub­sti­tut ohne Rezept besaß. Wegen die­ses Dro­gen­be­sit­zes wur­de er damals kurz­fris­tig fest­ge­nom­men , ange­zeigt (das Ver­fah­ren läuft noch) und außer­dem mit einem ein­jäh­ri­gen Betre­tungs­ver­bot für die Mall belegt. Als er im April trotz­dem die Mall wie­der betritt, wird er wegen eines Ver­ge­hens gegen das Betre­tungs­ver­bot abgestraft.

In das Bild über Roof pas­sen auch die Anmer­kun­gen eines ehe­ma­li­gen Mit­schü­lers, der ihn als einen hef­ti­gen Dro­gen­kon­su­men­ten und stock­kon­ser­va­ti­ven Men­schen beschrieb, der mit ras­sis­ti­schen Wit­zen zu punk­ten versuchte.

Alles, was bis­her über den Atten­tä­ter bekannt ist, beschreibt ihn poli­tisch als Ver­tre­ter der Ideo­lo­gie der White Supre­ma­cy, der sich schon allein durch die Prä­si­dent­schaft Oba­ma exis­ten­zi­ell bedroht sieht.

Das Sou­thern Pover­ty Law Cen­ter (SPLC), das seit Jahr­zehn­ten Ras­sis­mus in den USA doku­men­tiert und auch beforscht, kann über jahr­zehn­te­lang akri­bisch geführ­te Sta­tis­ti­ken bele­gen, dass die „Hate- Groups“ unter bzw. wegen der Prä­si­dent­schaft Oba­mas einen dra­ma­ti­schen Anstieg zu ver­zeich­nen hat­ten. In den letz­ten Jah­ren gibt es aller­dings einen star­ken Rück­gang, was SPLC dar­auf zurück­führt, dass sich die Akti­vi­tä­ten weg von orga­ni­sier­ten Grup­pen weg in Rich­tung Inter­net, sozia­le Netz­wer­ke und auch zum „Lone Wolf“ hin ver­la­gert haben.

Ob der Ter­ror­an­schlag von Charles­ton von einem Ein­zel­tä­ter aus­ge­führt wur­de, ist noch nicht geklärt. Dass die Ema­nu­el Afri­can Metho­dist Epis­co­pal Church für den Ter­ror­an­schlag aus­ge­sucht wur­de, dürf­te hin­ge­gen kein Zufall gewe­sen sein: „Sie gilt als gröss­tes und ältes­tes Got­tes­haus für Schwar­ze im ame­ri­ka­ni­schen Süden. Die Kir­che wur­de von Afro­ame­ri­ka­nern im frü­hen 19. Jahr­hun­dert gegrün­det, nach der Auf­de­ckung eines Kom­plotts für einen Skla­ven­auf­stand 1822 nie­der­ge­brannt und 1886 von einem Erd­be­ben erneut zer­stört. In den sech­zi­ger Jah­ren beher­berg­te sie die Grös­sen der schwar­zen Bür­ger­rechts­be­we­gung, unter ihnen Mar­tin Luther King“.

Sie­he auch SPON.