Bleiburg (Kärnten): Rechtsextremer Massenaufmarsch

Waren es nun 30.000 Teil­nehmerIn­nen, wie die Polizei schätzte, oder 80.000, wie man in Kreisen der Ver­anstal­ter etwas unre­al­is­tisch meinte? Fakt ist, dass der Auf­marsch der kroat­is­chen Recht­en in Bleiburg/Pliberk am 16. Mai 2015 eine der größten Man­i­fes­ta­tio­nen recht­sex­tremer, neo­faschis­tis­ch­er und neon­azis­tis­ch­er Kräfte europaweit war.


Bleiburg 30.000 oder 80.000?
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Für die öster­re­ichis­chen Medi­en (mit Aus­nahme der Kärnt­ner) war die Ver­anstal­tung nicht von Inter­esse. „Keine Zwis­chen­fälle“ sah auch der Kärnt­ner Ver­fas­sungss­chutz. Das sehen wir anders: die gesamte Ver­anstal­tung, die seit Jahrzehn­ten unter dem Deck­man­tel des Gedenkens an die Opfer von Vergel­tungsak­tio­nen der jugoslaw­is­chen Befreiungsarmee am Loibach­er Feld bei Bleiburg stat­tfind­et, ist in Kroa­t­ien selb­st äußerst umstrit­ten, weil sie in erster Lin­ie zur Recht­fer­ti­gung des kroat­is­chen Vasal­len­staates NDH (1941–45) und der faschis­tis­chen Ustaša-Bewe­gung diente.


In Kroa­t­ien ver­boten­er faschis­tis­ch­er Gruß
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Unbe­strit­ten ist, dass es nach der Kapit­u­la­tion des Nazi Regimes im Mai 1945 zu Vergel­tungsak­tio­nen an und Massen­hin­rich­tun­gen bei mil­itärischen Ver­bän­den der (faschis­tis­chen) Kroat­en und ihrer Ver­bün­de­ten gekom­men ist. Am Loibach­er Feld, wo die kroat­is­chen Trup­pen erst eine Woche nach der Kapit­u­la­tion des NS-Regimes ihre Waf­fen nieder­legten, kam es allerd­ings kaum zu Toten. Ante Pavelić, der kroat­is­che Faschis­ten­führer und Dik­ta­tor des NDH-Staates, floh über Bleiburg nach Argentinien.


Hak­enkreuz in Bleiburg/Pliberk 2015
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Die sozialdemokratis­che Regierung Kroa­t­iens hat in den let­zten Jahren ver­sucht, der die faschis­tis­che Ära glo­ri­fizieren­den Kul­tur des Gedenkens durch Masse­naufmärsche mit stillem Gedenken zu begeg­nen. Die Teil­nehmerzahlen für den Auf­marsch in Bleiburg gin­gen in den let­zten Jahren jeden­falls kon­tinuier­lich zurück: 2012 waren es 8.000 Teil­nehmerIn­nen, 2013 nur mehr 5.000 und über 2014 find­en sich nicht ein­mal Presse­berichte. 2015 wurde eine Kon­ser­v­a­tive zur Präsi­dentin Kroa­t­iens gewählt. Die kündigte zwar an, die Gedenk­feier anführen zu wollen, erschien dann aber schon Tage zuvor. Die offizielle Gedenk­feier im kroat­is­chen KZ und Ver­nich­tungslager Jasen­o­vac Wochen zuvor hat­te sie eben­falls nicht besucht.


Bleiburg 2015 Katholis­ch­er Klerus vorne dabei
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Albert Stein­hauser, Jus­tizsprech­er der Grü­nen, beze­ich­nete den Auf­marsch der kroat­is­chen Recht­en schon im Vor­feld der heuri­gen Ver­anstal­tung als „das größte faschis­tis­che Tre­f­fen in “Öster­re­ich“ und han­delte sich damit prompt heftige Kri­tik der FPÖ ein.

Mor­gen : Weit­ere Details über den Fascho-Auf­marsch im Bleiburg.