Bleiburg 30.000 oder 80.000?
Für die österreichischen Medien (mit Ausnahme der Kärntner) war die Veranstaltung nicht von Interesse. „Keine Zwischenfälle“ sah auch der Kärntner Verfassungsschutz. Das sehen wir anders: Die gesamte Veranstaltung, die seit Jahrzehnten unter dem Deckmantel des Gedenkens an die Opfer von Vergeltungsaktionen der jugoslawischen Befreiungsarmee am Loibacher Feld bei Bleiburg stattfindet, ist in Kroatien selbst äußerst umstritten, weil sie in erster Linie zur Rechtfertigung des kroatischen Vasallenstaates NDH (1941–45) und der faschistischen Ustaša-Bewegung diente.
In Kroatien verbotener faschistischer Gruß
Unbestritten ist, dass es nach der Kapitulation des Nazi Regimes im Mai 1945 zu Vergeltungsaktionen an und Massenhinrichtungen bei militärischen Verbänden der (faschistischen) Kroaten und ihrer Verbündeten gekommen ist. Am Loibacher Feld, wo die kroatischen Truppen erst eine Woche nach der Kapitulation des NS-Regimes ihre Waffen niederlegten, kam es allerdings kaum zu Toten. Ante Pavelić, der kroatische Faschistenführer und Diktator des NDH-Staates, floh über Bleiburg nach Argentinien.
Hakenkreuz in Bleiburg/Pliberk 2015
Die sozialdemokratische Regierung Kroatiens hat in den letzten Jahren versucht, der die faschistische Ära glorifizierenden Kultur des Gedenkens durch Massenaufmärsche mit stillem Gedenken zu begegnen. Die Teilnehmerzahlen für den Aufmarsch in Bleiburg gingen in den letzten Jahren jedenfalls kontinuierlich zurück: 2012 waren es 8.000 TeilnehmerInnen, 2013 nur mehr 5.000 und über 2014 finden sich nicht einmal Presseberichte. 2015 wurde eine Konservative zur Präsidentin Kroatiens gewählt. Die kündigte zwar an, die Gedenkfeier anführen zu wollen, erschien dann aber schon Tage zuvor. Die offizielle Gedenkfeier im kroatischen KZ und Vernichtungslager Jasenovac Wochen zuvor hatte sie ebenfalls nicht besucht.
Bleiburg 2015 Katholischer Klerus vorne dabei
Albert Steinhauser, Justizsprecher der Grünen, bezeichnete den Aufmarsch der kroatischen Rechten schon im Vorfeld der heurigen Veranstaltung als „das größte faschistische Treffen in “Österreich“ und handelte sich damit prompt heftige Kritik der FPÖ ein.