Gurk: Fast 60 Prozent für rechtsextremen Bürgermeister

Ob der 78-jährige Siegfried Kam­pl nicht nur recht­sex­trem, son­dern auch ein Nazi ist, unter­sucht ger­ade die Staat­san­waltschaft, die in Kürze ihre Ermit­tlun­gen abschließen will. Bess­er wär’s gewe­sen, sie wäre damit schon vor den Gemein­der­atswahlen in Kärn­ten fer­tig gewor­den. Ver­mut­lich hätte aber nicht ein­mal eine Anklage Kam­pl an der Kan­di­datur und die Gurk­er Wäh­lerIn­nen an sein­er Wahl gehin­dert. Die FPÖ, so Kam­pl, habe ihn bish­er auch nicht ausgeschlossen.


Feuer­wehr Gurk und Kam­pl (flick)

58,43 Prozent hat Siegfried Kam­pl bei der Direk­t­wahl zum Bürg­er­meis­ter am 1. März in Gurk erzielt. Kam­pl ist zwar schon mehrfach in der Ver­gan­gen­heit ein­schlägig aufge­fall­en, mit seinem Sager, dass er sich nicht vom Nation­al­sozial­is­mus dis­tanziere, son­dern nur von dem, was die Nazis gemacht haben, hat er aber ein­deutig eine Gren­ze über­schrit­ten, die eigentlich auch für die Gurk­er Wäh­lerIn­nen klar sein sollte. Nur zur Erk­lärung, aber nicht zur Recht­fer­ti­gung: Das Gurk­tal gilt als tra­di­tionelle Hochburg der Frei­heitlichen und war nicht zufäl­lig schon vor 80 Jahren eine Bas­tion der Nazis. Im Juli 1934 war es eines der Zen­tren des gescheit­erten nation­al­sozial­is­tis­chen Putschver­such­es; allein schon die Zahl der getöteten Nazi-Putschis­ten aus dem Gurk­tal, die vom NS-Regime dann als „Blutzeu­gen“ verehrt wur­den, spricht Bände.

Die FPÖ hat Kam­pl nach seinem let­zten Nazi-Sager im Sep­tem­ber 2014 wegen „Gefahr im Verzug“ aus­geschlossen. Sagte damals der Kärnt­ner Parteivor­sitzende Chris­t­ian Rag­ger. Für die Gurk­er FPÖ war das trotz­dem kein Hin­der­nis, Kam­pl als ihren Kan­di­dat­en für die Bürg­er­meis­ter­wahl zu küren.

Der Auss­chluss aus der FPÖ wird Kam­pl nicht sehr gestört haben, schließlich hat er schon einige Parteis­ta­tio­nen durch­laufen: zuerst FPÖ, dann BZÖ, dann FPK und zulet­zt bis zum Auss­chluss wieder FPÖ. Jet­zt, nach der Wahl, erk­lärt Kam­pl außer­dem, dass er nie wirk­sam aus der Partei aus­geschlossen wor­den sei: „Ich wurde aber nicht aus der FPÖ aus­geschlossen. Der Ver­such erfol­gte nicht recht­mäßig, ich kon­nte zu den Vor­wür­fen nie Stel­lung beziehen. Ich habe schriftlich berufen, die Geschichte beein­sprucht. Das war im Okto­ber, seit­dem habe ich nie mehr etwas von dieser Auss­chluss-Sache gehört“, erk­lärte er dem Kuri­er (3.3.2015).

Es ist nicht das erste Mal, dass ein von der FPÖ wegen ein­schlägiger Hal­tung aus­geschlossenes Mit­glied nach ein­er gewis­sen Laten­zphase wieder in der Partei auf­taucht, jeden­falls in Ehren gehal­ten wird ( z.B. John Gudenus).