Telfs (Tirol): Hakenkreuze am Minarett

Hak­enkreuze haben bish­er unbekan­nte Täter auf das Minarett und links und rechts von der Ein­gangstür der Telfs­er Moschee in der Nacht auf Dien­stag, 19.8., gesprayt. Es war nicht die erste braune Schmier­erei bei der Telfs­er Moschee. Schon 2007, ein Jahr nach dem Bau des Minaretts, wurde dessen Betonsock­el mit einem überdi­men­sion­alen Hak­enkreuz beschmiert.

Der Stre­it um die Errich­tung eines Minaretts bei der Moschee in Telfs war heftig: Eine Bürg­erini­tia­tive und die FPÖ waren gegen die Errich­tung des ursprünglich auf 20 Meter Höhe geplanten Minaretts. Als sich der islamisch-türkische Kul­turvere­in mit ein­er Bauhöhe von 15 Meter ein­ver­standen erk­lärte und außer­dem damit, dass im Grund­buch der Ein­satz eines Muezzins aus­geschlossen wurde, stimmten die meis­ten Geg­n­er 2006 dem Bau des Minaretts zu. Einzig die FPÖ leis­tete weit­er Wider­stand gegen das geschrumpfte Minarett und ließ im Juni 2007 sog­ar ihren Tirol­er Lan­desparteitag sym­bol­trächtig in Telfs abhal­ten. Wenige Wochen vor dem FPÖ-Parteitag gab es die erste Hak­enkreuz-Schmier­erei beim Telfs­er Minarett, die wochen­lang vom Betreiber, dem türkisch-islamis­chen Kul­turvere­in ATIB, ver­schwiegen und nicht angezeigt wor­den war, um nicht, so ATIB, „neuen Hass zu provozieren“.

Während ATIB vor Ort deeskalierend agierte, set­zte die FPÖ auch in den Fol­ge­jahren auf Pro­voka­tion und Eskala­tion. 2009 kam es sog­ar zur offe­nen Spal­tung der FPÖ Telfs: Die Hard­lin­er, die in der Partei in der Min­der­heit waren, woll­ten den Kampf gegen Minarett und Moschee zu einem Duell um Telfs hochstil­isieren und einen Wahlkampf nach „Wiener Art“ führen. Der ÖVP-Bürg­er­meis­ter, der nicht gegen Moschee und Minarett agiert hat­te, wurde kon­se­quent als „türkisch­er Bürg­er­meis­ter“ beschimpft. Bei den Gemein­der­atswahlen 2010 wurde zwar der ÖVP-Bürg­er­meis­ter abgewählt, die Blauen, die mit zwei Lis­ten kan­di­dierten, blieben allerd­ings weit hin­ter ihren Erwartun­gen zurück.

Der Kampf gegen das Telfs­er Minarett war eigentlich been­det und einem friedlichen Nebeneinan­der gewichen – bis zum Dien­stag, als die neue Hak­enkreuz-Schmier­erei bekan­nt wurde. Der Ver­fas­sungss­chutz, dem es allem Anschein nach nicht gelun­gen ist, die braunen Schmier­er von 2007 zu erwis­chen, ermit­telt so ziem­lich in alle Rich­tun­gen: „Ob es einen recht­sradikalen Hin­ter­grund gibt, wer­den wir erst wis­sen, wenn wir den Täter ken­nen“, orakelt ein Ermit­tler im „Kuri­er“.