ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl hat bereits angekündigt, dass er Eustacchio nicht „overrulen” wird. Es wäre ein „Pardigmenwechsel”, so Nagl, wenn in die Agenden eines Stadtsenatsmitgliedes „hineinregiert” werde. Eustacchio habe entschieden, und das sei zur Kenntnis zu nehmen. Nagl hat recht: Es wäre tatäschlich ein „Pardigmenwechsel”, Gedenkpolitik in Österreich ernst zu nehmen.
Der „Standard” zitiert dagegen den Künstler Jochen Gerz:
Über 5000 Bürger aus der ganzen Steiermark folgten der Einladung zur Teilnahme an ’63 Jahre danach’. Die Arbeit zeigte, zu was eine demokratische Zivilgesellschaft fähig ist. Die städtische Vandalisierung der Arbeit zeigt aber auch den Opportunismus und den Klientelismus, zu dem Lokalpolitik imstande ist. Einen Dienst tut die neue rechte Phalanx in der Stadt auch 63 Jahre danach Graz damit nicht. (derstandard.at, 24.7.2014)
Auch SPÖ, KPÖ und Grüne protestieren dagegen. Lisa Rücker (Grüne) wird heute, Freitag, einen dringlichen Antrag im Stadtsenat einbringen, mit dem Eustacchio aufgefordert wird, den Abbruchbescheid zurückzuziehen.
Über Eustacchio mussten wir bereits mehrmals einschlägig berichten, über die Facebook-Freundschaft mit den Brüdern Christian und Stefan Juritz oder über diverse Aussagen, die Eustacchio dem Falter (41/2012) gegeben hat. Dort sprach er allen Ernstes davon, dass er Angst vor der Islamisierung Europas und den „Vermehrungsraten“ der Muslime habe: „Ich sehe es als Gefahr für unsere westliche Kultur, für die Frauen.” Der „Frauenbeschützer” Eustacchio hat allerdings auch Probleme mit Frauen: „Ich bin eh nicht für den Feminismus, der zipft mich voll an. Dieses ständige Labern, den Frauen geht es so schlecht und jetzt müssen wir alles über einen Kamm scheren.“ (Falter 41/2012). Welche Sorgen Eustacchio noch plagen, hat er dem Falter auch verraten, dass nämlich die Gerichte seiner Meinung nach den Verhetzungsparagraphen „sehr schnell“ anwenden würden: „Wenn ich da nachgebe, darf man bald gar nichts mehr sagen.“
Eustacchios Kompromissvorschlag: Er schlägt vor, die Tafeln in den „Skulpturenpark” am Schwarzlteich an den Grazer Stadtrand zu versetzen. De rStandard dazu: „Der FPÖ-Stadtrat dürfte natürlich wissen: Die Verräumung an den Stadtrand bedeutet auch die Vernichtung des Konzeptes der Gedenktafeln. Denn die Objekte sind exakt für die jeweiligen Erinnerungsorte konzipiert und ergeben nur dort ihren historisch-mahnenden Sinn.”
⇒ derStandard.at — FPÖ lässt Grazer NS-Gedenktafeln abmontieren